Jetzt werden sogar E-Autos wieder zurückgegeben

Sie halten doch nicht, was VW versprochen hatte, wie die Plattform efahrer.com im Mai 22 berichtet:

Ein E-Golf-Besitzer in Österreich hatte gegen den Händler geklagt, weil sein Stromer bereits nach 110 bis 120 Kilometern leergefahren war, während beim Kauf noch eine Reichweite von 230 Kilometern versprochen wurde.

Das Oberlandesgericht Linz stellte in zweiter Instanz fest, dass, wenn man im Winter nur im Eco-Modus, teilweise sogar ohne Heizung, weit weniger weit fahren kann als vom Verkäufer versprochen wurde, ist das ein die Gebrauchstauglichkeit beeinträchtigender Mangel. Der Käufer kann sein Fahrzeug nun zurückgeben und bekommt sein Geld zurück. Das erinnert seltsam an die unsägliche Diesel-Affäre. Vielleicht sollten VW und Co. endlich daraus lernen und etwas feinfühliger mit ihren Autokunden umgehen.

Im Prinzip hatte VW mit seiner Elektrostrategie diesmal wirklich alles richtig gemacht: Erst zuschauen und nicht zu früh investieren. Hie und da mal einen knallroten Prototypen aufbauen und dann in Ruhe die Reaktionen darauf abwarten. Nicht gleich dem allgemeinen Hype folgen, sondern geduldig den Markt beobachten. Dann mit aller einfachster Technik einen Golf umrüsten und anbieten. Noch alles gut. Wenig finanzieller Einsatz, große Wirkung in der Öffentlichkeit. Gewicht niedrig halten, Luftwiderstand senken und eine kleine Batterie einbauen. Also ein preiswertes, robustes und praxistaugliches Elektroauto für die Stadt und den Nahverkehr anbieten.

Aber: Wie sage ich es meinem Kunden? Das Marketing lief doch bisher immer prima über Bestleistungen und sorgfältig optimierte Angaben zum Normzyklus. Man war gewohnt, immer sehr viel zu versprechen und unangenehme Tatsachen nicht allzu laut zu erzählen. Warum denn? Wir Autokunden sind doch nicht blöd!

Es ist sonnenklar, dass Elektroautos besser für den Nahverkehr geeignet sind und deshalb folgerichtig mit kleinen und damit günstigen Batterien ausgerüstet werden. Es ist auch allgemein bekannt, dass vor allem durch die notwendige Heizung im Winter viel Strom verbraucht wird und damit die Reichweite sehr stark abnimmt. Das muss man seinen aufgeklärten Kunden doch nicht verheimlichen… 

Nun hat die Firma Tesla vor einiger Zeit erfolgreich angefangen, die gesamte Autoindustrie vor sich her zu treiben, indem sie große Reichweiten mit Batterieautos versprochen hat, völlig egal zu welchem Preis… Klappte sehr gut!

Die Tesla Autos wurden jedoch von Anfang an ganz konsequent auf Leichtbau getrimmt, so dass das Schwergewicht Batterie insgesamt nicht zu stark „aufträgt“. Man kann somit ganz große Batterien verkaufen und einen sehr hohen Umsatz und Gewinn machen.
Der Rest der Welt folgt jetzt blind mit immer riesigeren Batteriepaketen (…hat aber den guten Leichtbauansatz von Tesla leider noch nicht so recht verstanden…). Und den Kunden versprechen die Autobauer jetzt, entgegen ihrer früheren technisch sinnvollen Überzeugung, immer noch größere Reichweiten, gegen die sogenannte „Reichweitenangst“. Und schon stecken die traditionellen Autohersteller mit ihren schweren und teuren Fahrzeugen in einer selbstgemachten Sackgasse fest… 

Besser und zukunftsfähig wären doch Elektroautos mit konsequentem Leichtbau, kombiniert mit sehr kleinen Batterien, die während der Fahrt entweder von einer H2 Brennstoffzelle oder einem E-Methanol Range Extender kontinuierlich aufgeladen werden. Diese Technik hat Tesla noch nicht und wird sie so schnell auch nicht hinbekommen! Der Kunde erhält ein bezahlbares und klimaneutrales Fahrzeug mit einer sehr großen Reichweite, das ganz ohne Reichweitenverlust heizen und innerhalb von nur drei Minuten vollgetankt werden kann.

Also liebe Autobauer,  greift bitte schnell zu diesem letzten Strohhalm, bevor Eure Konzerne mit fliegenden Fahnen untergehen…

EPILOG: Die Desruption dauert bekanntlich 15 Jahre. Man sieht die Katastrophe sehr lange kommen. Aber nur, wer eine wirklich gute Strategie entwickelt hat und diese dann konsequent umsetzt, überlebt den Technologiewandel, wenn sein traditioneller Markt dann plötzlich über Nacht wegbricht!

 

Titelbild: VW AG

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4 Kommentare zu „Jetzt werden sogar E-Autos wieder zurückgegeben“

  1. Danke für den Beitrag. Interessant, dass sich ein preiswertes, robustes und praxistaugliches Elektroauto für die Stadt und den Nahverkehr anbietet. Ich suche aktuell ein Unternehmen, welches mich bezüglich der KFW-Förderung für Wallboxinstallation berät. Hoffentlich finde ich bald jemanden dafür. 

    1. Aktuell hat die KfW das Förderprogramm 400 für Wallboxen an Wohnhäusern beendet. Die Installation lohnt sich auch ohne eine zusätzliche Förderung, insbesondere wenn man eine Haus PV Anlage besitzt.

  2. Die Punkte kann ich nur bestätigen. Teils bei kaltem Wetter hält die Reichweite nicht annähernd das, was der Hersteller verspricht. Das Autohaus in St. Gallen hatte vor sowas gewarnt.

  3. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurde die Autos wieder zurücktransportiert. Da kommen vermutlich viele Kosten auf. Ich kann Abe verstehen, dass man möchte, dass das Auto eine lange Laufzeit hat. Alles andere ist einfach ärgerlich.

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