Der auf wahren Gegebenheiten basierende Roman „Die Schwabenkinder“ hatte mich vor vielen Jahren tief beeindruckt. Auch die dazu gehörende Verfilmung ist mehr als sehenswert. Für alle die das Thema nicht kennen: Es geht um Kinder aus dem Bregenzerwald, die um die Not ihrer Familien zu lindern, im Frühjahr mühsam zu Fuß hinaus ins reiche Schwabenland laufen mussten, um dort bei den Bauern etwas Geld zu verdienen, mit dem die Familien dann den Winter überleben konnten. Auf Wikipedia findet sich eine kurze Zusammenfassung dieses regelmäßigen „Schwabengehens“, das über Jahrhunderte bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhundert stattfand.
Als dann die Lindauer Zeitung vor kurzem über ein Projekt der Bodenseeschule in Friedrichshafen berichtete, in dem eine Schulklasse den Weg der Schwabenkinder erkundet, war ich sofort begeistert und wollte mehr über diese grandiose Idee erfahren. Letzte Woche konnte ich mich ausführlich mit den SchülerInnen der siebten Klasse und ihrer Lehrerin unterhalten. Dabei ging es mir um drei Fragen, die auch viel mit unseren Themen von h2connect/Bodensee zu tun haben. Die Kinder hatten meine Fragen sogar im Vorfeld besprochen. Hier ist die Zusammenfassung unserer gemeinsamen Erkenntnisse:
Mit der 1902 in Betrieb genommenen Bregenzerwälderbahn wurde vieles einfacher: Die zweistündige Fahrt entlang der Bregenzer Ach ermöglichte sehr einfach Holz oder Käse aus dem Bregenzerwald an den Bodensee zu transportieren und dort zu verkaufen. Auf dem Rückweg konnten z.B. Düngemittel oder Getreide mitgenommen werden. Auch der Personentransport hat viel verändert: Arbeiter konnten nun in der Bodenseeregion Geld verdienen und Touristen bequem den Bregenzerwald besuchen. Einige Jahrzehnte später gab es dann immer mehr motorisierte Fahrzeuge und damit verbunden auch den Bau von Straßen und Brücken in den Bregenzerwald hinein. Dieser technologische Wandel förderte nochmals die Erschließung der Region, wie ich in einem früheren Beitrag beschrieben habe. Mit dem zunehmenden Tourismus (Skifahren, Wandern) und dem Export von Käse kam auch Wohlstand in die Region und das Hungern hatte ein Ende.
Das vor einem Jahr begonnene Schulprojekt, diese Zusammenhänge für die 29 SchülerInnen hautnah erlebbar zu machen, ist eine fantastische Idee der beiden Lehrerinnen Katharina Ertel und Susanne Hensinger. Mit viel persönlichem Engagement und mit Unterstützung von Erlebnispädagoginnen und Elternbeirat organisieren sie die mehrtägigen Touren, die in Etappen den Spuren der Schwabenkinder folgen. Zu Beginn diesen Schuljahres führte die zweite Etappe zu Fuß von Dornbirn steil hinauf auf das Bödele nach Bezau und weiter nach Schnepfau – eine Strecke, die so manchen Erwachsenen überfordern würde.
Im Zeitalter von Supermärkten, in denen billigste Lebensmittel aus der ganzen Welt eingeflogen und auch im Bregenzerwald gekauft werden können, ist es mehr als wichtig, der jungen Generation und ihren Eltern die Bedeutung von Lebensmitteln – wie es der Begriff schon deutlich sagt – bewusst zu machen. Mit den zunehmende Wetterkatastrophen und Kriegen besteht heute wieder die Gefahr einer Lebensmittelknappheit – Zeit zum Nachdenken und auch zum Nachahmen dieses beeindruckenden Schulprojektes.
P.S: So ein Projekt ist mit viel Aufwand verbunden und auf Spenden angewiesen. Wer dies tun möchte, kann auf unser Konto die Spende überweisen und wir übergeben dann die gesammelten Beiträge an die Schulklasse. Die Lehrerinnen und Schüler freuen sich.
Die Kontonummer bei der Sparkasse Schwaben-Bodensee lautet:
DE33 7315 0000 1002 1986 36
BIC: BYLADEM1MLM
Verwendungszweck: Schwabenkinder
Gerne teilen wir den Lehrerinnen und Schülern auch die Namen der Spender mit. Wenn Sie das nicht möchten, schreiben sie einfach „anonym“ und den Verwendungszweck.