Ausblick 2022 – und Rückblick auf 1973

Zur Jahreswende gibt es regelmäßig einen Rückblick und einen Ausblick. Auch wir wollen das versuchen.

Welche Themen beschäftigen uns aktuell am stärksten? Lässt man die schlagzeilenbeherrschende C-Krise weg, dann sind wir alle von den steigenden Preisen für Strom, Gas, Heizöl, Benzin und Diesel betroffen. Grund für die hohen Preise ist vor allem die Geopolitik, verbunden mit unserer starken Abhängigkeit von anderen, oft kritischen Ländern: etwa zwei Drittel unserer Energie importieren wir in Form von Erdöl, Erdgas und Steinkohle (siehe link), vor allem aus Russland. Das ist nichts Neues, wie der Rückblick gleich zeigen wird. Ein weiterer Grund ist der gestiegene Preis für die Emission von CO2. Das ist politisch so gewollt. Vor ziemlich genau sechs Jahren hat die Weltengemeinschaft in Paris beschlossen, die Emissionen von Klimagasen zu reduzieren. Seitdem kennen die Emissionen leider weiterhin nur eine Richtung: nach oben. Nachdem kaum jemand freiwillig  sein Verhalten in Bezug auf den Klimaschutz verändert, bleibt den Gesetzgebern nur der Versuch, über eine Bepreisung  der Emissionen eine Änderung herbeizuführen.

Wie sind die Perspektiven? Ein kurzer Ausblick:

Nur mit einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien (das heißt Photovoltaik und Windenergie) können wir das Problem lösen. Und das wird dauern. Dazu ein kleines Beispiel: Der Ausbau der Photovoltaik stieg in Deutschland im letzten Jahr um 10 Prozent. Um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, müsste der jährliche Ausbau aber um 300 Prozent höher liegen. Ein anderes Beispiel: Bei der globalen Produktion von Erdöl gehen die Experten für 2022 von etwa 100 Millionen Barrel ( 1 Barrel = 159 Liter) täglich aus. Das ist die gleiche Menge, die 2019 jeden Tag verbrannt wurde und damit als CO2 in der Atmosphäre endet. Beim aktuellen Preis sind das etwa 8 Milliarden Dollar, die täglich nur für das Rohöl den Besitzer wechseln.

Das Fazit zum Ausblick: Es wird sich nicht viel ändern, solange wir uns nicht verändern.

Für den dazu passenden Rückblick ist es ganz interessant, etwa 50 Jahre zurück auf das Jahr 1973 zu schauen (viele unserer Leser waren da noch gar nicht auf der Welt).

Im Herbst 1973 kam es zur ersten Ölpreiskrise. Auslöser war der Jom-Kippur-Krieg, einem der unendlich vielen, seit mehr als 100 Jahren andauernden Konflikte in dieser Region. Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten hatten Israel angegriffen. Die Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Staaten (OAPEC) drosselte bewusst die Fördermengen um etwa 5 Prozent, um die westlichen Länder bezüglich ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen. In Folge stieg der Ölpreis von rund 3 US-Dollar/Barrel auf über 5 US-Dollar (heute liegt er bei 80 Dollar/Barrel). In der Bundesrepublik Deutschland wurde als direkte Reaktion auf die Krise ein Energiesicherungsgesetz erlassen, auf dessen Grundlage an vier autofreien Sonntagen, beginnend mit dem 25. November 1973, ein allgemeines Fahrverbot verhängt wurde; zusätzlich hatte man für sechs Monate generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt: 100 km/h auf Autobahnen, ansonsten 80 km/h. Eine Maßnahme, die heute zur Bekämpfung der sehr viel folgenschwereren Klimawandels wohl umgehend zur Absetzung der Regierung führen würde.

Übrigens: der so heftig diskutierte Benzinpreis, damals bei etwa 80 Pfennig pro Liter, hat sich unter Berücksichtigung der Inflation und der Verbrauchsoptimierung der Antriebe bis heute real nicht verändert. So eine Aussage findet sich leider äußerst selten in den Schlagzeilen. Die Erdölförderung hat sich dagegen in den letzten 50 Jahren weltweit mehr als verdoppelt.

Was also haben wir aus den letzten 50 Jahren dazu gelernt: nichts! Oder doch?

In Folge dieser Ölpreiskrise hatte die Regierung die Forschungsaktivitäten zu Erneuerbaren Energien enorm ausgebaut. Daraus entstand unter anderem 1983 die erste Große Windkraft-Anlage GroWiAn mit einer Leistung von 3 Megawatt. Leider hatte man damals die Werkstoffprobleme noch nicht im Griff, so dass die Politik zu dem Schluss kam, dass diese Technologie keine Zukunft hat – ein aus heutiger Sicht jedoch das sehr interessante, 1987 gestartete Projekt HySolar. Deutschland hatte gemeinsam mit Saudi-Arabien eine 500 kW Solar-Wasserstoff-Anlage entwickelt. Heute investiert Saudi-Arabien im Projekt NEOM 500 Milliarden Dollar in Zukunftstechnologien wie Solar-Wasserstoff.

Auch gesellschaftlich hat sich einiges verändert. So entstand in den 70er Jahren eine starke Umweltbewegung, aus der heraus 1980 die Partei „Die Grünen“ entstanden ist. Mit der Wiedervereinigung 1990 und dem Fall des Eisernen Vorhangs zehn Jahre später verschob sich allerdings das öffentliche Interesse, und der Klimaschutz geriet in den Hintergrund, trotz der eindeutigen Botschaften der Experten.

Bildquelle: Tagesschau.de

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