Eppishausen? Nie gehört.
Nicht so beim Schreiber dieser Zeilen. Er wurde in diesem Dorf geboren und hat dort seine Kindheit verbracht. So geschehen im Jahr, als Eppishausen nur 800 Einwohner hatte, das Grundgesetz verabschiedet wurde, Peter Maffay auf die Welt kam und die Currywurst angeblich ihren Karriere-Start hatte.
Nun erreichte mich im August ein Artikel aus der Augsburger Allgemeinen, was sicherlich unserem Engagement bei h2connect geschuldet war. Denn in Eppishausen gibt es die Energiegenossenschaft Dorfenergie eG. Sie besteht aus 142 Mitgliedern, zu der auch Bürger aus dem Nachbarort Kirchheim/Schwaben gehören. 500 Euro betragen die Geschäftsanteile, um dabei zu sein. So konnten sich überraschend viele an der Genossenschaft beteiligen. Eppishausen produziert inzwischen mehr Strom als die Gemeinde selbst braucht, sagt Hermann Kerler, einer der Mitbegründer der Dorfenergie eG. „Das Geld fließt in die Gemeinde zurück. Es entstehen Arbeitsplätze – gute Jobs.“ So habe sich zum Beispiel ein kleiner Handwerksbetrieb in Eppishausen zum Solar-Unternehmen mit rund 50 Beschäftigten entwickelt. Denn die meisten sind sich sicher, dass die Energiewende auf dem Land eine unverzichtbare Investition in den Klimaschutz sei und auch Wertschöpfung vor Ort schaffe.
Kerler betont, dass es bei solchen Vorhaben vor allem darauf ankomme, die Menschen von Beginn an zu informieren und mitzunehmen. Ebenso wichtig sei aber auch die Bezahlbarkeit. Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang: Seit 2009 schüttet die Genossenschaft aus Eppishausen jährlich 5 Prozent Dividende aus.
Lange zuvor hat eine Rechnung für die Gemeinde Eppishausen ergeben, dass pro Jahr und pro Bürger 1.128 Euro für Energie abfließen – an Stromkonzerne, Mineralöl-Hersteller und Gasimporteure. Eppishausen verlor dadurch im Jahr etwa zwei Millionen Euro an Kaufkraft. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sind die Verantwortlichen in der Region überzeugt, dass die Energiewende in Deutschland vor allem auf dem Land stattfinden wird. So sieht es auch Martin Sambale, der Leiter des Energie- und Umweltzentrums Allgäu. „Im dicht genutzten Raum der Städte lässt sich nicht so viel erneuerbare Energie erzeugen. Dort ist Platz für einige Photovoltaik-Dachanlagen, aber nicht viel mehr. Die Energie muss deshalb aus dem Umland kommen.“
Dort nämlich lassen sich Windräder und große Photovoltaikparks bauen, und deshalb läuft die Entwicklung in der schwäbischen Region besonders dynamisch ab. Dies bestätigt auch der zuständigen Energieversorger LEW
Ergebnis: Den Energiebedarf (Strom) in der Region stellen jetzt zu 90 Prozent erneuerbare Energien. Und die Dorfenergie eG aus Eppishausen ist daran mit einem signifikanten Teil beteiligt.