Vor wenigen Tagen ist Edzard Reuter, der von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender des Daimler-Benz-Konzerns war, im Alter von 96 Jahren verstorben.
Viele werden sich fragen, was das mit h2connect/Bodensee zu tun hat.
Nach der auch von der Politik gewünschten Übernahme der AEG, der MTU, von MBB und Dornier entwickelte Edzard Reuter die Idee vom integrierten Technologie-Konzern. Eine Schlüsselfrage lautete: Was können die Experten aus der Luft- und Raumfahrt und der Elektronikindustrie für die Mobilität von morgen beitragen? Er holte 1990 Prof. Dr. Hartmut Weule in den Vorstand, um diese technologische Integration voranzutreiben.
Das hatte für mich und viele Wegbegleiter prägende Konsequenzen: Ab 1991 konnten wir im Auftrag des Daimler Vorstandes die Brennstoffzellen-Antriebe für Pkw und Busse entwickeln, die in den folgenden Jahren weltweit für sehr viel Furore sorgten. Mit dem Betrieb von 36 Stadtbussen und rund 150 PKW über mehrere Jahre konnten wir vor 20 Jahren die Alltagstauglichkeit der Technologie erfolgreich unter Beweis stellen. Wer dies im Detail nachlesen möchte, kann das im Buch „Wasserstoff auf dem Weg zur Elektromobilität“ tun.
Die Vision von Edzard Reuter fiel den neuen, globalen Entwicklungen zum Opfer: Mit dem Fall der Mauer 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands endete der „Kalte Krieg“, und damit hatte es die Rüstungsindustrie schwer zu überleben. Der Fokus lag jetzt auf der Globalisierung und den glänzenden Geschäften mit China.
Für umweltfreundliche Antriebe interessierte sich niemand mehr.
Heute wären die Mercedes Benz AG wie auch andere Autofirmen froh über das Know-How der Elektronik- und Luft- und Raumfahrtindustrie, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Titelbild: Das Forschungsfahrzeug Necar 3 machte 1996 nicht nur die Kinder der Entwicklungsingenieure neugierig