Das ist doch eine tolle Schlagzeile: bei 243 Prozent mehr Neuzulassungen kann eigentlich nichts mehr schiefgehen bei der Elektrifizierung des Gütertransportes – oder?
Schaut man sich die Zahlen, die die ACEA (Europäischer Automobilverband) kürzlich veröffentlicht hat, genauer an, dann stimmt da doch einiges ziemlich nachdenklich:
- die Zahl der 2023 in Europa neuzugelassenen LKW stieg um etwa 49.000 auf 347.000 im Vergleich zum Vorjahr
- 95,7 Prozent der verkauften LKW haben einen Diesel-Motor. Deren Wachstum lag bei 15,4 Prozent.
- 5.279 LKW mit E-Antrieb wurden verkauft. Hier lag das Wachstum bei 243 Prozent
Die E-Antriebe spielen für das Geschäft überhaupt keine Rolle – der Diesel brummt!
Jetzt versetze ich mich einmal in die Rolle des Vorstandes oder eines Investors eines LKW-Herstellers:
Das Wachstum der traditionellen und voll etablierten (risikofreien) Diesel-Technologie ist doch sehr erfreulich. Was kümmern mich da die wenigen Elektro-LKW mit den ganzen Risiken einer neuen Technologie und einer neuen Lade-Infrastruktur? Wenn die Regierungen die Elektro-LKWs wollen, dann sollen sie doch dafür bezahlen. Ich lass mir nicht meine schöne Rendite versauen.
Und was denkt sich der Hersteller des Dieselkraftstoffes?
Das beachtliche Wachstum bei den Diesel-Motoren sorgt weiter für guten Absatz beim Kraftstoff. Bei einer europaweiten Bestandsflotte von mehr als sechs Millionen schweren und mittelschweren LKW brauche ich mir für die nächsten zehn Jahre keine Gedanken machen – das Geschäft wird weiter brummen!
Fazit:
Das 1,5° Klimaziel, das eigentlich für das Ende des Jahrhunderts geplant war und uns vor immer mehr Extremwetter schützen soll, haben wir schon im letzten Jahr erreicht. Dann definieren wir halt ein neues Ziel – ist doch ganz einfach – oder?