Die neue mobile Vielfalt

Nach einer aufregenden Aufholjagd im Bereich der elektrischen Antriebssysteme wächst langsam die Erkenntnis, dass ein bunter Strauß an neuen Technologien notwendig ist, um überhaupt jemals eine klimaneutrale Zukunft der Mobilität zu erreichen.

Wir erinnern uns noch an Toyota, die vor zwanzig Jahren mangels eigener sparsamer Dieselmotoren mit einer überragenden Geschwindigkeit die Hybridverbrenner-Antriebe marktfähig gemacht haben. Damit gerieten die Wettbewerber unerwartet unter Zugzwang und versuchten bald mit riesigem Aufwand nachzuziehen. Bekanntlich erkauft man sich dabei die effizientere Fahrt im Stadtbetrieb mit einem Mehrgewicht, das bei Überlandfahrten eher hinderlich ist. Immerhin hat dieser Hype eine Weiterentwicklung von elektrischen Komponenten für Autos ausgelöst.

Die zweite Generation des Prius wurde ab 2003 in Deutschland verkauft.     Bild: Toyota

Kaum aber hatte jede Firma Hybridfahrzeuge im Angebot, störte der visionäre Unternehmer Elon Musk die eingeschworene Autoindustrie mit seinen rein batterieelektrischen Autos auf. Statt neue Technologien zu erfinden ließ er einfach vorhandene elektrische Komponenten in bestehende Autos einbauen und konzentrierte sich lieber auf eine clevere Vermarktung und entwickelte nützliche neue Software.

Tesla Roadster ab 2008    Bild: Wikipedia

Mutig malte er das Bild einer vollelektrischen Zukunft und tat das, woran die traditionellen Autobauer noch nie gedacht hatten. Statt auf andere zu warten baute er parallel zu seinen Autofabriken für seine begeisterten Kunden auch eine clevere Ladeinfrastruktur auf. 

Zu blöd! Jetzt hatten gerade alle eigene Hybridautos gebaut, und jetzt hieß es schon wieder mit voller Kraft einem neuen Trend hinterher zu hecheln… Ohne groß nachzudenken setzten viele Hersteller alles auf eine Karte und bündelten all ihre Ressourcen auf Elektroautos als alleinige Heilsbringer. Gut gemacht, Elon! Das überzeugende Marketing hatte voll eingeschlagen. Keiner hat begriffen, dass in Zukunft mehrere Antriebskonzepte gleichberechtigt nebeneinander benötigt werden, um tatsächlich weltweit klimaneutral mobil zu sein.

Während viele Autofirmen jetzt gerade im E-Segment hohe Verluste beklagen, weil sie im Wettbewerb um die Elektroautos weit abgeschlagen dastehen, haben sich andere Hersteller schon aus dieser Sackgasse befreit und eine flexible und zukunftsoffene Strategie abgesteckt. Die Entwicklung der Antriebstechnologien wird ausgelagert und dafür mehreren Automarken angeboten. Damit lassen sich die Entwicklungskosten künftig über größere Stückzahlen amortisieren, und gleichzeitig bietet sich auch die Möglichkeit, unterschiedliche Technologien auf den Markt zu bringen. Neben den rein batterieelektrischen Antrieben in stadtnahen Gebieten braucht man zusätzlich geeignete Stromerzeuger an Bord um in der Fläche, wo es auch in Zukunft keine Ladeinfrastruktur geben wird, mobil zu bleiben. Dies kann mit Brennstoffzellen oder geeigneten Verbrennungsmotoren gelingen, die mit Wasserstoff oder dessen klimaneutralen Derivaten betrieben werden. Selbst konventionelle Antriebe mit Wasserstoff Verbrennungsmotoren werden nach zwanzig Jahren Dornröschenschlaf wieder untersucht.

Bemerkenswert ist die im Juli 23 vereinbarte Zusammenarbeit zwischen Renault, dem chinesischen Automobilhersteller Geely und demnächst auch noch mit dem weltweit größten Ölkonzern Saudi Aramco. Gemeinsam unterhalten sie dann 17 Motorenwerke und beschäftigen sich weiterhin auch mit der Erzeugung und Befähigung von klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen. Beim Start wird das neue Unternehmen voraussichtlich gleich mehrere Fahrzeughersteller beliefern, darunter die Renault Group, Geely Auto, Volvo Cars, Proton, Nissan, Mitsubishi Motors Company und PUNCH Torino, wie die Zeitschrift AMS berichtet.

Serieller Hybridantrieb mit einem eMethanol Zero-Vibration-Stromerzeuger    Bild: Fa. Obrist

Wie schon mehrfach besprochen hat auch die Firma Obrist Powertrain am Bodensee ein patentiertes Antriebskonzept im Angebot, welches mittels eines vibrationsfreien Zweizylinder-Methanol Motors eine sehr kleine Fahrbatterie im Elektroauto während der Fahrt aufladen kann. Dieses Konzept kombiniert die Vorteile eines Elektroantriebs mit den Vorteilen eines konstant auf optimaler Drehzahl laufenden Verbrennungsmotors derart gut, dass für ein Fahzeug der Mittelklasse nur 40 Liter klimapositives eMethanol für eine Reichweite von über 1000 km ausreichen (dies entspricht energetisch einem Verbrauch von weniger als 2 Litern Benzin pro 100 km).

Damit kann man jetzt endlich die Fehlentwicklung absurd grosser und schwerer Fahrbatterien für Elektroautos wieder „ad acta“ legen. Auch die Hersteller in den Schwellenländer Indien und China zeigen großes Interesse an diesen seriellen Hybridfahrzeugen, weil dort ganz offensichtlich der Aufbau einer großflächigen Ladeinfrastruktur für reine Elektroautos gar nicht möglich ist, man aber trotzdem gerne die Vorteile des elektrischen Antriebs nutzen möchte. Und das alles zu einem niedrigen Preis, da man für diese Fahrzeuge nur eine sehr kleine Antriebsbatterie benötigt. Parallel entstehen auch in Indien und China große Anlagen zur Herstellung von eMethanol, das sich für solche Fahrzeuge als der ideale klimaneutrale Kraftstoff eignet. 

Lassen Sie sich überraschen, wie vielfältig das Angebot an neuen Energieträgern, Antrieben und Fahrzeugen noch wird.

Mit Sicherheit bald auch hier bei uns in Europa!

 

Titelbild: Kelly Sikkema @ unsplash.com 

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1 Kommentar zu „Die neue mobile Vielfalt“

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