Der bayerische Ministerpräsident fuhr letzte Woche mit einem Wasserstoffzug durch das Ostallgäu
In den zahlreichen Medienberichten wird dabei regelmäßig als Erstes die Frage aufgeworfen: Woher soll der grüne Wasserstoff kommen? Danach werden die Vorzüge einer Elektrifizierung mit Oberleitung gepriesen.
Interessant, dass niemand auf die Idee kommt, nach der Herkunft von grünem Strom für den Betrieb der E-Züge zu fragen. In den kommenden Wintermonaten werden die Tage immer kürzer, und oft scheint für viele Tage überhaupt keine Sonne. Strom aus Photovoltaik gibt es daher nicht. Strom aus Windenergie ist in Bayern ebenfalls Mangelware. Zwangsläufig fahren die Züge mit Strom aus Kohle- und Erdgaskraftwerken. Mit dem Abschalten der Atomkraftwerke und steigenden CO2-Preisen wird sogar der fossile Strom knapper und teurer werden.
Grünen Wasserstoff könnte man aber zu Zeiten und in Regionen mit sehr viel Sonnen- und Windstrom erzeugen und auch längerfristig speichern. So kann der grüne Treibstoff zu jeder Tages- und Nachtzeit getankt werden. Immer mehr Regionen weltweit setzen deshalb auf die Wasserstofftechnologie für den regionalen Schienenverkehr.
Dass Genehmigung und Bau der Oberleitungen für die Bahn sich traditionell über Jahrzehnte hinziehen, bleibt in der Berichterstattung aber meitens unerwähnt. Das passt jedoch überhaupt nicht zur Dringlichkeit, die uns der Klimawandel vorgibt.
Der Bau von Stromtrassen, um den Windstrom aus Offshore-Anlagen in den Süden der Republik zu transportieren, ist ebenfalls ein langwieriges Abenteuer, das sich in der Regel über Jahrzehnte hinstreckt. Höchste Zeit, sich um den sehr schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien in unserer Region zu kümmern und die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger voranzutreiben.
Unsere Nachbarn in Österreich und der Schweiz haben es da viel leichter: Wasserkraft aus Stauseen lässt sich bedarfsgerecht erzeugen. So können dort die Züge auch nachts und im Winter immer mit grünem Strom betrieben werden.