Wie, diese Überschrift passt doch ganz und gar nicht zu den aktuellen Schlagzeilen mit Solar-Boom und zunehmenden Klimakatastrophen – oder doch?
Nein, sie passt nicht, ist aber leider Fakt. Dazu ein kleines Beispiel:
Vor wenigen Wochen hat das Umweltministerium Baden-Württemberg seinen aktuellen Klimaschutz- und Projektionsbericht vorgestellt. Der Gebäudesektor soll das Ziel 2030 erreichen, die Sektoren Industrie und Abfallwirtschaft übertreffen sogar die Erwartungen. Nur der Verkehr und die Energiewirtschaft machen Sorgen, wobei letztere mit dem Ausbau der Photovoltaik auf der Zielgeraden liegen könnte. Und weiter: „…. die verbliebenen Kohlemeiler in Baden- Württemberg (sollten) schnellstmöglich zunächst auf Gas und folgend auf klimaneutralen Wasserstoff umgerüstet werden“, so Energieministerin Walker zu ihrer Initiative, bei der Kraftwerksstrategie des Bundes im Sinne von „The Länd“ einzugreifen.
Gut, dass diesem Bericht gleich der ausführliche Monitoring-Bericht und eine Studie zur Projektion der Treibausgasemissionen beigefügt sind. Natürlich habe ich gleich nach der entscheidenden Grafik gesucht und bin schnell fündig geworden:
Die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg über die letzten 32 Jahre spricht Bände!
Ganz spannend ist der Verlauf seit 2011. Seither gibt es sogar eine von den Grünen geführte Landesregierung – doch an den Emissionen hat sich in den 12 Jahren bis heute eigentlich gar nichts geändert. Wie kann das sein? Die politischen Gegner werden natürlich sofort auf die Unfähigkeit der regierenden Partei hinweisen, aber natürlich verschweigen, dass es in den Bundesländern, die von den eigenen Parteien regiert werden, nicht anders aussieht.
Was ist dann der Grund?
Das ist etwas zum Nachdenken für die Urlaubstage. Dazu ein paar Hinweise: 98 Prozent all unserer Fahrzeuge fahren heute mit fossilen Kraftstoffen, und deren Anzahl wie auch deren Größe steigt weiter an. Oder: Der Ausbau der Photovoltaik ist wichtig, aber die Sonne scheint nur zu etwa 20 Prozent der Zeit eines Jahres.
Ganz spannend in der Grafik ist die gestrichelte rote Linie, die den Weg zum Ziel 2030 zeigt. Wie wollen wir in den verbleibenden sechs Jahren diese dramatische Reduktion an Emissionen schaffen? Gibt es irgendwelche sichtbaren und auch wirkungsvollen Maßnahmen, die das realistisch erscheinen lassen? Die von der Ministerin angeführten Wasserstoffkraftwerke werden erst deutlich nach 2030 ihren Betrieb aufnehmen – das weiß sie sicherlich. Auch die zitierte und 144 Seiten lange Studie zur Projektion der Treibhausgasemissionen hilft da leider nicht weiter. Das sind hoch wissenschaftliche Modellrechnungen, die kein „normaler“ Zeitgenosse und vermutlich auch kaum ein Politiker versteht.
Solange in der deutschen Bevölkerung Klimaschutz keine hohe Priorität hat
(warum eigentlich?),
wird es mit der Energiewende und dem Klimawandel so weiter gehen, wie bisher:
Die Entdeckung der Langsamkeit.
Es sei denn ……
In diesem Sinne erlauben auch wir uns einen Urlaub zum Nachdenken und melden uns ab dem 30. August wieder zurück.
Natürlich freuen wir uns auf zahlreiche Erkenntnisse zur Fragestellung, die Sie uns gerne zusenden.
Bild: Uta Weik