Im Rahmen der Sommertour des Verkehrsministers von Baden-Württemberg fand in Kooperation mit dem Innovationsnetzwerk ECOmaritim am Institut für Seenforschung in Langenargen ein exzellent organisiertes Netzwerktreffen statt. Im Fokus: die Zukunft der klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee. Was nach Fortschritt klingt, entpuppte sich jedoch an einigen Stellen als zähes Ringen mit den politischen Realitäten.
Gemeinsam mit Verkehrsminister Winfried Hermann und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft wurden die Herausforderungen und Chancen für eine nachhaltige Mobilität auf dem Bodensee diskutiert. Die gute Nachricht: Es gibt technische Lösungen. Emissionsfreie Boote und Ladeinfrastrukturen sind grundsätzlich verfügbar. Die schlechte Nachricht: Das Interesse potentieller Kunden ist aber äußerst gering, und für die so dringend notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen mahlen die politischen Mühlen sehr langsam – die notwendige Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg fördert die politische Flaute.
Dr. Wessels, Leiter des Instituts für Seenforschung, ließ in seinem Vortrag zum Klimawandel keine Zweifel aufkommen: Der Bodensee erwärmt sich, sogar in tiefen Wasserschichten, und das mit dramatischen Auswirkungen für die Ökologie. Die Laichzeit der Felchen? In den letzten Jahren weitgehend ausgefallen. Eingeschleppte wärmeliebende Arten fühlen sich hingegen pudelwohl. Trockenere Sommer? Die Schifffahrt leidet dann unter niedrigen Wasserständen – dieses Jahr war eine glückliche Ausnahme.
Klarer Appell: Es muss gehandelt werden – und zwar jetzt.
Doch wo bleibt der politische Wille?
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde der Elefant im Raum nicht ignoriert: Der politische Rahmen fehlt.
Walter Schildhauer, Werftbesitzer, brachte es auf den Punkt: „Ohne klare Vorgaben zur Zukunft fossiler Kraftstoffe investiert niemand in CO2-freie Antriebe.“ Minister Hermann bestätigte den Status quo – und schüttete prompt Wasser in den Wein: Ein Verbot fossiler Kraftstoffe auf dem Bodensee? Das bedarf der Zustimmung aller Bodenseeanrainerstaaten. Ein Konsens, der erfahrungsgemäß nicht so schnell zu haben ist.
Inmitten dieser Komplexität ist unsere im Dezember 2023 auf der Regierungschef-Konferenz in München vorgestellte Machbarkeitsstudie „Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee“ ein wichtiger Baustein. Sie zeigt klar: Der Übergang zu einer emissionsfreien Schifffahrt ist sehr herausfordernd und wird mindestens 15 Jahre dauern. Ein Zeitraum, der weit über eine Legislaturperiode hinausgeht – und genau hier liegt die Krux. Nachhaltiges politisches Engagement ist gefragt, doch wie realistisch ist das in einer Zeit, in der kurzfristige Erfolge mehr zählen als die so entscheidende langfristige Strategie?
Die Veranstaltung machte eines deutlich:
Für die Umsetzung der klimaneutralen Schifffahrt fehlt „der Wind in den Segeln“: Ohne die erforderlichen grenzüberschreitende Regelwerke und einer abgestimmten Vorgehensweise bleiben wir in der Flaute hängen.
Bild: Werner Tillmetz