Das Klima in Süddeutschland wird bald so sein wie heute in Italien. Schon im Juni 2023 ist die Durchschnittstemperatur laut Copernicus um 1,6 Grad angestiegen.
Die gute Nachricht: Wir können in Zukunft zu Hause bleiben und müssen nicht mehr diese weiten Strecken in den Urlaub fliegen. Unsere Landschaftsgärtner pflanzen einfach viele Pinien und Zypressen an. Statt Tulpen wachsen nun alle Kräuter der Provence in unseren Beeten, und die trockene Luft duftet wie am Mittelmeer. Italienische und spanische Restaurants haben wir ja schon. Unsere Städte entsiegeln wir und stellen mit dem Konzept der Schwammstadt sicher, dass das Regenwasser länger bei uns bleibt und nicht allzu häufig alles in Fluten mit sich reißt. Es gibt im Winter kein Eis und keinen Schnee. Wir müssen kein Salz mehr streuen und brauchen bald auch keine Winterreifen mehr. Stattdessen bauen wir viele Schattenspender und öffentliche Kühlungsräume, damit die Leute sich tagsüber ab und zu abkühlen können.
In unseren Breiten können wir das also gut hinbekommen. Im Süden Europas hingegen wird die Landwirtschaft schon bald zum Erliegen kommen. Was wollen wir unseren heißen Nachbarländern dann in Zukunft zum Überleben anbieten? Woher kommt dort das notwendige Trinkwasser? Und was passiert außerhalb von Europa, wo heute schon nicht mehr genug wächst? Der Weltklimarat befürchtet einen Anstieg der Durchschnittstemperatur um über 3,2 Grad bis 2100. Doppelt so viel wie für uns Menschen verkraftbar sein wird.
Wir können also zusehen und schwitzen und noch mehr hohe Zäune um Europa bauen. Oder wir beschleunigen sofort unsere Projekte und investieren das Geld, das für den Erhalt der alten Energiewirtschaft vorgesehen war, ab jetzt ausschließlich in die neuen Energieformen. Entgegen den lauten Rufen der Lobbyisten können dies die reichen Firmen aus der Energiewirtschaft ohne staatliche Subventionen sehr gut allein hinbekommen. Allerdings könnten die Länder der Welt die Motivation der Unternehmen ankurbeln, indem sie die CO2 Besteuerung wesentlich schneller erhöhen als bisher vorgesehen.
Sehr viel Geld können wir uns insgesamt einsparen, indem wir viele Teile der bestehenden Infrastruktur weiter nutzen und parallel dazu sinnvolle dezentrale Technologien ausrollen. Zum Beispiel: Umbau von Kraftwerken auf neue grüne Energieträger und die Befähigung vieler kleinerer Stromnetze statt einem sehr teuren Ausbau unserer Stromtrassen über hunderte von Kilometern; oder die Erzeugung von flüssigen Energieträgern dort, wo die erneuerbaren Energien auf der Welt am günstigsten sind und man die Verteilung in der bestehenden Transport- und Tankinfrastruktur organisiert. Dies widerspricht zwar den Interessen der monopolistisch auftretenden großen Energieversorger und Energieerzeuger. Mit den neuen Technologien auf Sonnen- und Windbasis wird es aber für viele kleinere Firmen und auch für Entwicklungsländer ohne fossile Bodenschätze möglich, dezentrale gewinnbringende Geschäftsmodelle erfolgreich selbst zu betreiben. Für uns Verbraucher kann das langfristig nur günstiger werden, da die erneuerbaren Energien schon heute preiswerter sind als die fossilen.
Also, falls dies zufällig auch ein Politiker gelesen hat: es ist wirklich sehr einfach, die Energiewende zu beschleunigen. Man muss dafür auch nicht lange Physik studieren. Erhöht bitte die CO2 Besteuerung wesentlich schneller, und alles wird gut.
Jetzt brauche ich wirklich noch einen weiteren Teller Eiscreme und stellt bitte den Ventilator an…
Titelbild: Sara Darcaj @ unsplash
So sollte es laufen sehr geehrter Herr Binder,
leider ist „die Berlin-Politik“ die Summe aus zig Verbindungen – je maßgeblicher, desto intensiver in die großen Konzerne….
Deshalb sollte die Regional-Politik auf Bezirks- und Nachbarländer-Ebene intensiver zusammenarbeiten und die Dezentralisierung vorantreiben.
Das würde auch den „Spaßfaktor“ für die jüngeren Politiker*innen in Stadt und Landkreisen maßgebllich erhöhen.
Gut Ding (besseres Denken) braucht leider (noch) viel Zeit.
Beste Grüße – und eine angenehme Eiszeit…
leider gibt es keine(n) mutige(n) Treiber(in), um das Thema regional voranzutreiben.
Wie man es machen kann, zeigt z.B. Haßfurth