Ein schönes Bild, das der Energieversorger EON in seiner Pressemitteilung zeichnet. So sparen E-Autos aktuell 1,4 Milliarden Liter Kraftstoff ein, das reicht um neun Millionen Badewannen aufzufüllen. Das ergibt eine Co2-Einsparung von vier Millionen Tonnen oder der Menge von 160 Millionen Bäumen, die das CO2 sonst wieder binden müssten.
Das hört sich doch gut an – oder?
Wie schon gewohnt, liebe ich es, solche Aussagen kritisch zu hinterfragen.
Nachdem E-Autos heute nur drei Prozent des PKW-Bestandes ausmachen, verbrennen wir aktuell immer noch 33-Mal so viel Kraftstoff im Jahr, wie wir eingespart haben – das entspricht 132 Millionen Badewannen! Das sind 1,6 Badewannen pro Kopf der gesamten Bevölkerung, die wir jährlich verbrennen und in CO2 verwandeln. Um das erzeugte CO2 wieder zu binden, bräuchten wir dann 5.300 Millionen Bäume oder rund 18 Millionen Hektar Wald, von dem es in Deutschland aber nur 11 Millionen Hektar gibt. Dazu kommt, dass Autos nur für ein Fünftel der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Also bräuchten wir in Deutschland neun Mal soviel Wald, als wir heute haben, um unsere Emissionen zu kompensieren. Würden wir ihn heute pflanzen, dann dauert es auch noch 20 Jahre bis er diese Mengen an CO2 binden kann.
Die Einsparung der CO2-Emissionen wurde von EON unter der Annahme berechnet, dass die Autos nur mit CO2-freiem Strom geladen werden. Diesen gibt es aber in Deutschland nicht in den ausreichenden Mengen. Auch wenn der Strom als grün gekennzeichnet wurde, kann es in der Summe nie mehr grünen Strom geben als erzeugt wird. Wer grünen Strom für sich beansprucht, nimmt ihn dann einfach einem anderen Stromverbraucher weg, der dann weniger grün ist. Wenn ich also mein E-Auto mit CO2-freiem Strom lade, dann werden die Spaghetti eben mit Kohlestrom gekocht oder die Waschmaschine läuft mit dem Strom aus Erdgaskraftwerken.
EON müsste eigentlich die durchschnittliche CO2 Emission pro Jahr bei der Stromerzeugung in seine Rechnung einbeziehen: 380 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Damit reduziert sich – ehrlich gerechnet – die Zahl der eingesparten Badewannen an Öl um mehr als die Hälfte.
Das gilt für alle Stromverbaucher, die sich sich so gerne als „Grün“ bezeichnen, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn.
Eigentlich müssten Energieversorger wie EON dringend dafür sorgen, dass wir zu jeder Tages- und Nachtzeit und das ganze Jahr über genügend grünen Strom haben. Das geht mit Batteriespeichern und Wasserstoff-Kraftwerken und hätte den schönen Nebeneffekt, dass das Stromnetz nicht ausgebaut werden müsste – aber darüber redet kaum jemand!
Bild: Petra Boeger mit KI generiert
Und was befeuert die Ignoranz der führenden Entscheider, diese versorgungtechnische Lage zu erkennen und entsprechend zu verbessern?
Die Technik dazu ist ja schon da….
die haben das einfach nicht verstanden – warum, würde ich gerne selbst verstehen