Photovoltaik boomt – Speicherung von Strom immer dringlicher!

Zunehmend mehr Politiker und Investoren haben verstanden, dass die Lösung der akuten Probleme bei den Energiepreisen nur über einen sehr schnellen Ausbau von Strom aus Sonne und Wind erfolgen kann.

Baden-Württemberg hat schon seit einiger Zeit die Solarpflicht für alle neuen Gebäude eingeführt. Ganz aktuell hat das Ländle beschlossen, dass alle öffentlichen Gebäude mit Photovoltaik ausgerüstet werden müssen. Ministerpräsident Kretschmann  würde am liebsten sogar eine Solarpflicht für alle bGebäude einführen.

Die EU plant die Einführung einer Solardachpflicht ab dem Dezember 2026. Das Oekoinstitut hat nun vorgeschlagen, den Termin auf Dezember 2024 vorzuziehen. Da darf sich Bayern nicht auf seinen Lorbeeren des „Meisters der Solarbundesliga“ ausruhen und sollte schnell nachlegen, um den Meistertitel nicht zu gefährden.

Investoren warten nicht auf die gesetzliche Pflicht und investieren schon jetzt in große Solaranlagen. Bei den aktuellen Strompreisen amortisiert sich die Investition in nur 12 Monaten! Da herrscht gerade Goldgräberstimmung.

Auch private Häuslebesitzer können von der aktuellen Situation profitieren: Die Firma Sonnen aus Wilpoldsried bietet jetzt einen Tarif an, der um 20 Prozent höher ist als die EEG Vergütung, und die Stromkosten der Privathaushalte würden auf Null sinken.  Das Angebot  „sonnenFlat direkt“ gilt nur für Privathaushalte in Deutschland, die in eine neue Photovoltaik-Anlage und einen Heimspeicher von Sonnen investieren oder über eine Anlage verfügen, deren EEG-Förderung ausgelaufen ist.

Dieser Boom ist enorm wichtig für das Erreichen der Klimaschutzziele. Die Bundesregierung will mit ihrem „Osterpaket“ den Ausbau der Erneuerbaren Energien noch schneller vorantreiben als bereits gesetzlich im Klimaschutzgesetz verankert ist. Der Anteil an Grünem Strom von heute etwa 60 Gigawatt (GW) installierter Leistung soll sich in den kommenden sieben Jahren auf mehr als 200 GW erhöhen.

Wir könnten sogar sehr viel mehr Strom über heimische PV-Anlagen produzieren, als wir insgesamt in Deutschland verbrauchen – das haben wir kurzem in einem Blog aufgezeigt.

Das hat aber auch noch andere Konsequenzen wie die folgende Grafik zeigt:

 

Während in diesem Jahr am Ostersamstag tagsüber schon der größte Teil des in Deutschland benötigten Stroms (49 GW) aus Erneuerbaren Energien produziert wurde, werden diese an einem vergleichbaren Tag  im Jahr 2030 sehr viel mehr Strom erzeugen als gebraucht wird.

Was tun, mit dem überschüssigen Strom?

Die Stromnetze kommen schon heute an ihre Grenzen und häufig müssen Solaranlagen abgeschaltet werden – schade um den grünen Strom, den wir so dringend brauchen.

Stromspeicherung ist das Motto der Zeit.

Batterien sind ideal für die Häuslebesitzer, die den tagsüber gespeicherten Strom dann nachts nutzen können. Für sehr großen Mengen an Strom und die Speicherung über längere Zeiträume ist die Umwandlung von Strom in Wasserstoff sehr sinnvoll. Die damit verbundenen Umwandlungverluste und die begrenzten Laufzeiten für die Elektrolyseure (die Sonne scheint in Süddeutschland nur an etwa 1800 von 8760 Stunden) werden dadurch kompensiert, dass der Strom eigentlich nichts kostet – optional wird er ja abgeschaltet und ist damit verloren. Den gespeicherten Wasserstoff kann man dann in den kalten Wintermonaten in das Gasnetz einspeisen und für die Wärmeversorgung nutzen – oder für das Betanken von klimafreundlichen Brennstoffzellen-Fahrzeugen.

Der Handlungsbedarf zum Ausbau dezentraler Stromspeicher ist sehr hoch.

Die Zeche zahlt sonst der Stromkunde – wie immer!

Photo privat

 

P.S. es gibt noch einen weiteren, sehr aktuellen Vorteil für die dezentrale Stromerzeugung und Speicherung: die Versorgungssicherheit erhöht sich enorm, Blackouts wären wenn, dann nur von sehr kurzer Dauer.

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2 Kommentare zu „Photovoltaik boomt – Speicherung von Strom immer dringlicher!“

  1. Hallo zusammen,
    beim Thema „H2-Speicherung“ für „Stromlücken und Dunkelflauten“ wird unter „Experten“ trefflich über die hohen Wirkungsgrad-Verluste bei der Umwandlung von Strom-Überschuss in speicherbaren H2 – und dann wieder „zurück zu Strom“ (über Brennstoffzellen) gestritten. Diese Art von „Strombereitstellung“ wird als unsinnig, zu verlustreich und viel zu teuer dargestellt.

    Lieber Herr Prof. Tillmetz – können Sie bitte bei Gelegenheit zu diesem Themenkomplex eine „Denkhilfe“ darlegen, dass es doch ziemlich egal ist, ob ein über die H2 Prozesskette regenerativ gewandelter Strombedarf 50 %, oder gar nur 45 % Wirkungsgrad gegenüber der „Erzeugerleistung“ hat. Denn der „Brennstoff“ wie Wind, Sonne (im Überschuß) ist ja eh da – und verursacht keine Umweltbelastungen im Betrieb. Verfechter von leistungsstarken HGÜ Leitungen zwischen Norwegen und dem EU-Netz argumentieren zudem, mit „der besseren Wirtschaftlichkeit“ in Norwegen Pumpspeicher-Kraftwerke zu nutzen, statt die dezentralen H2-Strukturen aufzubauen.

    Danke und beste Grüße

    Joachim Seitz

    1. Die Diskussion über Wirkungsgrade ist schon ein verblüffendes Phänomen. Es wäre interessant herauszufinden, wie diese so heftige öffentliche Debatte entstanden ist. Bei den klassischen Verbrennern hat sich niemand um Wirkungsgrade gekümmert. Beim Benziner liegt der bei etwa 20% – nur für das Fahrzeug gerechnet. Nimmt man die Vorkette, das heißt Raffinerie (da braucht man übrigens sehr viel Wasserstoff zum Veredeln des Rohöls) und die heutige Förderung dazu, dann ist man schnell bei 10%.
      Entscheidend sind am Schluss die Kosten und die generelle Machbarkeit.
      Wenn der Strom aus Wind und Sonne nicht genutzt werden kann und sonst nur „weggeworfen“ würde, dann spielt der Wirkungsgrad keine Rolle. Dann geht es nur noch um die Kosten des erzeugten Wasserstoffs. Die werden dann primär von den Abschreibungen definiert.
      In der Nordsee bieten sich HGÜ-Leitungen zwischen den Ländern an und sind dort sehr hilfreich. Wir bekommen den Wind-Strom aus dem Norden aber nicht nach Süddeutschland, weil niemand Stromtrassen oder HGÜ will. Da lässt sich der Transport von Energie in Form von Wasserstoff über das Gasnetz sehr viel einfacher realisieren.
      Viele werden die Zusammenhänge erst dann verstehen (wollen), wenn es keinen Strom gibt, weil die Sonne in der Region schon lange nicht mehr gescheit hat und der Wind auch nicht weht.

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