Seit Monaten wird in Deutschland auf das Heftigste über die CCS-Technologie diskutiert. Dabei steht CCS für Carbon Capture and Storage, also das Abtrennen von CO2 aus den Abgasen von Kraftwerken und das Verpressen und Endlagern des Klimagases unter der Erde. Auch die hohen CO2-Emissionen bei der Zementherstellung werden aktuell gerne als Beispiel für die Notwendigkeit von CCS thematisiert.
Angesichts der immer deutlicher sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels argumentieren inzwischen viele Politiker und Verbände, dass wir nur mit CCS den Klimawandel aufhalten können.
Stimmt diese Aussage?
Richtig ist, dass wir inzwischen eine sehr hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre erreicht haben. Damit hat der Temperaturanstieg bereits das Niveau (1,5°C ) erreicht, das wir eigentlich erst für das Ende des Jahrhunderts im Pariser Abkommen vorgesehen hatten – jetzt waren wir 70 Jahre zu schnell.
Jetzt wollte ich nicht über die vielen Vor- und Nachteile, die Kosten oder Risiken von CCS diskutieren (1), sondern nur die Frage nach den Alternativen stellen.
Als erste Alternative ist der natürliche Kreislauf und dabei primär der Wald zu nennen. Dort wird aus dem CO2 der Atmosphäre mit Hilfe von Sonnenlicht und Wasser das CO2 als Biomasse gebunden. Also forsten wir doch einfach richtig auf – oder? Das Dilemma Nr.1: Bis so ein Baum richtig viel CO2 binden kann, vergehen schnell mal 20 Jahre – haben wir noch so viel Zeit? Und was ist, wenn der Wald in der Zwischenzeit wieder abbrennt? Das Dilemma Nr. 2: weltweit wird mehr Wald gerodet als aufgeforstet, wie Statista weiß:
Die zweite Alternative ist das CO2 nicht unter der Erde zu verpressen, sondern es in festen Kohlenstoff umzuwandeln und diesen dann z.B. zur Verbesserung von landwirtschaftlichen Böden zu nutzen. Hierzu gibt es sehr vielversprechende Entwicklungen, interessanterweise aber kaum eine öffentliche Diskussion – warum eigentlich nicht?
Auch über die dritte Alternative wird öffentlich kaum debattiert: man könnte eigentlich weniger CO2-emittieren – oder? Die weltweiten CO2-Emissionen steigen immer noch kontinuierlich an und liegen laut Statista bei fast 40 Milliarden Tonnen jährlich. Würde man in diese Grafik die Mengen CO2 eintragen, die die Europäische Kommission gerne und sehr ambitioniert über CCS bis 2030 unter die Erde verpressen will, dann würde man die Reduktion um 50 Millionen Tonnen (oder 0,1 Prozent) nicht erkennen können.
Nachdem das CO2 durch das Verbrennen von Kohle, Erdgas, Benzin, Diesel oder Kerosin entsteht, kann sich jeder von uns überlegen, wie er oder sie das ändern könnte. Dazu nur ein kleines Rechenbeispiel: Wenn ich in meinem Auto 50 Liter Benzin nachtanke, dann habe ich zuvor etwa 120 kg CO2 über den Auspuff in die Atmosphäre geblasen. Als Deutscher Durchschnitts-Autofahrer mache ich das 20mal im Jahr, das sind dann 2,4 Tonnen CO2. Geht da auch weniger? (2)
Aber zurück zur Frage: Warum reden alle über CCS und keiner über weniger CO2-Emissionen?
Ich freue mich auf viele Antworten!
P.S.
(1) eine aktuelle und kritische Auseinandersetzung zu CCS finden Sie hier
(2) wer gerne 1×1 üben möchte: in Deutschland gibt es 62 Millionen Fahrzeuge und weltweit 1,6 Milliarden).
Bild: Uta Weik
Danke für deine Ausführungen hier, Werner.
Es ist, meiner bescheidenen Meinung nach so, das die Energiewende
nur dann funktionieren wird,
wenn Alle alle Alternativen voll verstanden haben und wenn Alle
voll bei der Realisierung aktiv mitmachen.
Befehle, Einschränkungen oder gar „par ordre du mufti“ nützen da gar nichts.
Leider hat das in Berlin und in den Landeshauptstädten noch keine/r begriffen.
So verlieren wir derzeit nicht nur Geld in Milliardenhöhe, sondern auch wertvolle Zeit.
Beides Dinge, die erstens nicht im Überfluss vorhanden sind und die zweitens
sehr viel besser angelegt werden sollten.-
ja, Arno – auch die EU macht Planwirtschaft und hat vergessen, dass das noch nie funktioniert hat.
Ein großes Problem sind unsere traditionellen Konzerne, die keine Strategie haben und durch ihren starken Einfluss auf die Politik das Chaos vergrößern.
Leider hat ein Großteil der Akteure und der Gesellschaft noch nicht verstanden, wie die Energiewende funktioniert.