So mancher Bericht führt zu ganz anderen Erkenntnissen,
wenn man ihn genau liest und hinterfragt.
Das Interview in Finanzen.ch mit der folgenden Schlagzeile ist dafür ein schönes Beispiel:
Empa-Forscher: Für Pkw sind synthetische Treibstoffe nur am Rande von Bedeutung
Auf die Frage nach dem Sinn von synthetischen Kraftstoffen im PKW antwortet der Experte:
„Unsere Analysen zeigen, dass 70 Prozent der Privatfahrzeuge weniger als 50 Kilometer pro Tag fahren. In diesem Fall ist der elektrische Antrieb ohne Wenn und Aber sinnvoller, kostengünstiger und einfacher. Für Personenwagen sind synthetische Treibstoffe deshalb nur am Rande von Bedeutung: beispielsweise für Langstreckenanwendungen, Oldtimer, Zug- oder Notfallfahrzeuge“
Das mit der durchschnittlichen, täglichen Fahrstrecke ist zwar richtig. Aber was bedeutet das? Wenn wir alle täglich weniger als 50 Kilometer am Tag fahren, stellt sich z.B. die Frage nach dem Sinn von Autobahnen (siehe Titelbild). Doch der größte Teil der PKW auf Autobahnen ist sicherlich sehr viel weiter unterwegs.
Der Behauptung, dass elektrische (er meint „batterie-elektrische“) Antriebe sinnvoller und kostengünstiger sind, widerspricht er schon im nächsten Satz: mit „Langstreckenanwendungen“. Die sind keine Randerscheinung, sondern ein Drittel des PKW-Verkehrs. Das bestätigt der Experte selbst in der übernächsten Antwort auf die Frage des Journalisten.
Auf die Frage nach den Ladesäulen kommt eine interessante Antwort des Schweizer Experten:
„Autofahrer werden umsteigen, wenn sie daheim eine Ladestation installieren können. Das dürfte künftig bei der grossen Mehrheit der Autobesitzer der Schweiz der Fall sein“
Ich sehe in der Schweiz ähnlich viele Mehrfamilienhäuser und dicht bebaute Innenstädte wie in Deutschland. Dort eine private Ladestation zu haben, wird wohl immer eine Utopie bleiben.
In der weiteren Diskussion betont der Fachmann, dass eine „ausreichende öffentliche Ladeinfrastruktur schwer vorstellbar ist“. Synthetische Kraftstoffe sind da voraussichtlich kostengünstiger.
Bei der Frage nach dem Preis für diese eFuels kommt er zu dem Schluss, dass bei einer industriellen Produktion in den Sonnengürteln der Erde und aufgrund des einfachen Transportes der Preis bei 2,50 Franken liegen könnte (Anmerkung: heute sind wir bereits bei etwa 2,20 Franken beim fossilen Benzin).
Merkt Ihr was?
Die Schlagzeile passt so gar nicht zu den Inhalten, der Experte widerspricht sich selbst und der Journalist merkt das gar nicht!
Fazit: Genau lesen und die Aussagen kritisch hinterfragen ist immer wieder hilfreich.
Bild: Uta Weik