Was hat der Krieg in Afghanistan mit unserer Mobilität zu tun?

Auf den ersten Blick eine verrückte Frage, die auch in den aktuellen Nachrichten kaum thematisiert wird. Es lohnt sich aber darüber nachzudenken.

Unsere weltweite Mobilität und der Transport von Gütern, ob mit dem Auto, LKW, Bus, Schiff, Flugzeug und vielfach auch mit der Eisenbahn, hängen fast vollständig vom Erdöl ab.  Auch das Militär könnte ohne das „schwarze Gold“ nichts tun und müsste zuhause bleiben.

Daraus resultieren zwei Dinge:

Mit Erdöl lässt sich einerseits viel Geld verdienen. Allein beim Verkauf des Rohöls wechseln jeden Tag etwa sieben Milliarden Dollar den Besitzer. Dabei ist es besonders wichtig, dass das Erdöl von der Quelle auch sicher zum Verbraucher transportiert werden kann. Schon aus diesem Grund entstehen seit einhundert Jahren die meisten Kriege im Mittleren und Nahen Osten.

Wer den Zugang zu Erdöl hat, der hat die Macht. So war der Zugang zu Erdöl ganz entscheidend für den Ausgang des zweiten Weltkrieges. Denn: Ohne Erdöl kein Kerosin für die Flugzeuge und kein Kraftstoff für Panzer und Schiffe.

Die Reportage „Öl-Zeitalter“ zeigt die Zusammenhänge zwischen Politik und Erdöl über die letzten 100 Jahre sehr eindrucksvoll auf. Auch der Niedergang der Sowjetunion und in dessen Folge die Wiedervereinigung Deutschlands hängen mit dem Erdöl und hier ganz besonders mit dessen Preis zusammen.

Damit lässt sich der erste Teil der Frage schon fast von alleine beantworten: Unsere heutige Mobilität und damit unsere Wirtschaft und unser Wohlstand hängen extrem vom Import und der Verfügbarkeit von Erdöl ab. E-Mobilität, die auf grünem Strom aus der Region oder aus Europa basiert, könnte diese Abhängigkeiten mit all ihren Folgen deutlich reduzieren.

Damit zum zweiten Teil der Frage: was hat Afghanistan damit zu tun? Mit dem Untergang des Osmanischen Reiches, mit dem das Deutsche Reich eng verbündet war, hatten Frankreich und England mit dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916 den Nahen und Mittleren Osten unter sich aufgeteilt. Damit hat sich die politische Instabilität in dieser Region nochmals deutlich vergrößert. Gleichzeitig konnten sich die beiden Länder und deren Ölkonzerne den Zugriff auf die vielen Erdölfelder in dieser Region sichern und vor allem von dem damit verbundenen enormen Reichtum profitierten.

Das blieb den Amerikanern nicht verborgen. Sie verschafften sich deshalb über eine strategische Partnerschaft mit Saudi Arabien einen wichtigen Zugang zu dieser Erdölregion. Mit dem Versiegen des eigenen Erdöls (Texas, 1973) gewann die Arabische Welt für die USA dramatisch an geopolitischer Bedeutung. Die Sowjetunion hatte in der Region um das Kaspische Meer und die nördlich von Afghanistan und Iran liegenden Provinzen ebenfalls Zugriff auf reiche Erdölvorkommen. Die politische Instabilität  in Afghanistan und auch diejenige  im Iran, die stark mit dem Erdöl zu tun hatte, veranlasste die Sowjetunion, 1979 in Afghanistan einzumarschieren um ein Übergreifen der Unruhen auf die eigenen Provinzen zu verhindern. Die zunehmende Präsenz der Sowjets gefiel den Amerikanern nicht. Mit Hilfe der Saudis unterstützten sie die islamistischen Rebellen in Afghanistan militärisch, um gegen die sowjetische Besatzung vorzugehen – erfolgreich, wie der Abzug der Sowjets 1989 zeigte. Aus diesen islamistischen Rebellen entstanden Ende der 1990er Jahre die Taliban, die dann einige Jahre später und bis heute von ihrer früheren Unterstützern, den Amerikanern bekämpft wurden.

Jetzt haben die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen.

Fazit: Getrieben von der Sucht nach Erdöl und dem damit verbundenen Reichtum hat der Westen über die letzten einhundert Jahre die komplette arabische Welt destabilisiert. Jetzt wundert er sich über die Folgen und muss eingestehen, dass er in dieser langen Zeit nichts dazu gelernt hat.

Zeit für eine Wende.

 

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