Zum Glück schickt die Sonne keine Rechnung!

… und abschalten kann sie auch keiner – auch kein noch so brutaler Despot!

 

Jeder, der eine Photovoltaik auf dem Dach installiert hat und damit auch noch sein E-Auto laden kann, wird sich in diesen Tagen zu den Glücklichen zählen. Unsere Abhängigkeit von Energieimporten wird uns aktuell sehr dramatisch vor Augen geführt. Zwei Drittel der Energie, die wir zum Heizen oder Autofahren, für die Stromerzeugung oder für viele industrielle Prozesse brauchen, müssen wir aus dem Ausland einkaufen, allen voran Russland. Nur Sonne, Wind und Braunkohle stehen  in Deutschland zur Verfügung, wobei sich die Braunkohle aus Klimaschutzgründen verbietet.

Die Grafik (Quelle Statista) zeigt die Bezugsquellen für Erdgas im Jahr 2020. Wer sich nur ein wenig mit dem Thema beschäftigt, wird schnell feststellen, dass die Niederlande dieses Jahr aus der Erdgasproduktion aussteigen, da die Schäden an den Gebäuden, die über den Erdgasfeldern liegen, zu heftig wurden. Auch die norwegischen Kapazitäten und Ressourcen an Erdgas sind begrenzt. Deshalb sollte jeder Verantwortliche für Energiepolitik und Energiestrategie der letzten 10 Jahre für sein Nichtstun oder Verhindern von Alternativen zur Rechenschaft gezogen werden!

 

Hinzu kommt noch eine weitere geopolitische Naivität der deutschen und europäischen Politik. Vor mehr als 10 Jahren begann der Bürgerkrieg in Syrien. Der Versuch des UN Sicherheitsrates, die Situation mit dem Einsatz von Friedenstruppen zu befrieden, wird durch das Veto Russlands seit dieser Zeit verhindert. Mehr als 350.000 Tote und Millionen von Flüchtlingen sind die Folge.

Was hat das mit russischem Erdgas zu tun? Durch die Kontrolle über Syrien kann Russland unter anderem verhindern, dass Erdgas aus dem Iran oder der arabischen Halbinsel über eine Pipeline nach Europa transportiert werden kann. Damit schützt Russland sein Monopol. Die Erdgasproduzenten im Mittleren Osten schwenkten daraufhin auf den Transport ihres Erdgases als LNG (verflüssigtes Erdgas) über Tanker um. 2014 begann dann Russland auch noch mit dem Bau einer Erdgaspipeline von Sibirien nach China. Diese ist seit 2019 in Betrieb. Damit hat sich Russland  von der Abhängigkeit europäischer Kunden befreit. Was aber war die Konsequenz der Verantwortlichen in Deutschland und Europa? Die Politik ließ sich von Donald Trump zum Kauf von LNG aus amerikanischem Erdgas überreden, das über sehr umweltschädliches Fracking produziert wird !?

Der aktuell viel diskutierte und auch praktizierte verstärkte Einkauf von Erdgas in Form von LNG aus anderen Ländern ist keine wirklich gute Lösung. Das Erdgas liegt ja nicht irgendwo im Lager und wartet nur darauf, dass es von jemanden gekauft wird. Das aktuell produzierte Erdgas wird nämlich weltweit gebraucht. Wir können es also (kurzfristig) nur von jemand anderem weg kaufen – daher steigen auch die Preise so stark an. Russland kann aber seinerseits das Erdgas (und auch Erdöl) wiederum an andere verkaufen, zum Beispiel an China. Etwaige Embargos helfen da primär den Schwarzmarkthändlern sehr viel Geld zu verdienen. Der Transport von LNG ist zwar attraktiv, da man nicht an den Transport vom Erzeuger zum Verbraucher über Pipelines gebunden ist. Pipelines werden ja, wie oben beschrieben, zum größten Teil von Russland kontrolliert. LNG hat jedoch auch große Nachteile: die Verflüssigung des Erdgases auf – 164 °C kostet mindesten 20 Prozent der Energie, die im Erdgas steckt. Die Anlagen zur Förderung, Verflüssigung und Transport des Erdgases, sowie der Bau der Terminals zur Einspeisung in das europäische Netz sind sehr teuer und brauchen Jahre, um ausgebaut werden zu können.

Was also sollen und können wir (auch jeder einzelne von uns) tun, um aus dieser Spirale von Bedrohung und Preissteigerungen durch das globale und spekulative Handelsgeschäft zu entkommen?

Darauf gibt es zwei Antworten:

So viel und so schnell wie irgendwie möglich die Stromerzeugung aus Sonne und Wind ausbauen, und das – zumindest soweit machbar – dezentral, das heißt: in der eigenen Region! Europaweit gibt es genügend Potential an grünem Strom, um den Kontinent auf eine 100-prozentige  klimafreundliche Energieversorgung für alle Bereiche umzustellen. Zusätzlich können wir in Regionen wie der Sahara kostengünstig Kraftstoffe erzeugen, und damit gleichzeitig auch die Wertschöpfung  in diesen Ländern erhöhen. Für diese bedeutet das mehr Wohlstand, vor allem aber: weniger Armut.

Die andere Antwort heißt Energie sparen in allen Bereichen. Dafür gibt es unendlich viele Beispiele, man muss sich nur bewusst darüber werden, wo sich überall Energie-Verbrauch versteckt. Beim Heizen und Autofahren ist er für uns alle offensichtlich. Bei Letzterem muss daran erinnert werden, dass bei der ersten Ölkrise 1973 ein  Tempolimit von 100 km/h auf deutschen Autobahnen eingeführt wurde. Noch viel mehr Energie aber könnten wir durch unser Konsumverhalten einsparen. Die unendlich vielen Dinge des täglichen Lebens, von den hippen Turnschuhen über die regelmäßig neuesten elektronischen Spielzeuge (Smartphone) bis zu den Lebensmitteln, die zuerst einmal um die halbe Welt transportiert werden, um dann weggeworfen zu werden, verbrauchen Unmengen an Energie.

Wer sich tiefer mit Geopolitik beschäftigen möchte, dem ist der aktuelle Artikel in der ZEIT zu empfehlen. Die Fernsehreportage Öl-Zeitalter  schildert mehr als eindrucksvoll den seit 100 Jahren andauernden Krieg um Öl und Gas.

Fazit: Es wird höchste Zeit, um möglichst viel eigenen Strom aus Sonne und Wind zu erzeugen.

Bild: privat

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