Immerhin: Über die Hälfte der ca. 100 Plätze war belegt für alle, die sich ausgerechnet bei einer Boots-. und Yachtmesse anhören wollten, was fünf Referenten aus unterschiedlichen Bereichen zum vorgegebenen Thema zu sagen hatten. Es lautete nämlich:
„Klimaneutrale Bodenseeschifffahrt – (wie) geht das bis 2040?
Unsere Neugier wurde natürlich auch deshalb geweckt, weil dieses Motto stark an unsere Studie erinnerte, die wir im Dezember in der Bayerischen Staatskanzlei abgeliefert haben. Ihr Titel : „Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee“. Und in der Tat bezogen sich zumindest Philipp Franke vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg und Dr. Steffen Häbich vom ADAC hin und wieder auf unsere Zahlen und Ergebnisse. Letzterer fand insbesondere auch unsere Anregung überlegenswert, den Bodensee in Sachen Klimaneutralität als „Leuchtturmprojekt“ ins Auge zu fassen. Dabei wies er ausdrücklich auf die zahlreichen Firmen in der Region hin, die schon in der Vergangenheit mit innovativen Entwicklungen Technikgeschichte geschrieben haben.
Darüber nämlich war sich die Mehrzahl der Diskutanten einig: Es ist vor allem die Schifffahrts-Industrie, die mit passenden Angeboten und Produkten den Herausforderungen des Klimawandels auf dem Wasser begegnen muss und das möglichst bald. Und was das Hauptproblem der noch viel zu hohen Emissionen gerade im PS-starken Sportboot-Bereich anbelangt, so betonten die Teilnehmer mehrmals: Es geht keineswegs um den falschen Begriff „Verbrennerverbot“, vor dem die Bootsbesitzer und Vermieter zurecht Angst haben, sondern um die Entwicklung und Nutzung klimaneutraler Kraftstoffe, mit dem sie ihre bisherigen Motoren dann statt mit Benzin und Diesel betanken können. Diese Hoffnung teilte natürlich gerade auch Karsten Stahlhut, der als Geschäftsführer des „Bundesverband Wassersportwirtschaft e.v.“ mit Sorge auf die verbleibenden 16 Jahre blickt, nach denen der Bodensee nur noch emissionsfrei befahren werden darf. Dabei brachte er nicht nur seine Erwartung auf Grünen Wasserstoff ins Spiel, sondern er beobachtet auch die mögliche Drucklufttechnik für Schiffsmotoren. Wir haben diese in unserer Studie nicht berücksichtig, da die Drucklufterzeugung viel Strom braucht und die Speicherung der notwendigen Energiemengen nicht möglich ist. In diesem Zusammenhang dürfte es zumindest für die Diesel-Fahrer ein Trost sein, dass sie schon jetzt am Ultramarin (Kressbronn) als klimafreundlichen Diesel-Ersatz den Biokraftstoff HVO tanken können, für die insbesondere Nico Winkler von der „Präg Energie“ eintrat. Der hielt gleichzeitig auch ein Plädoyer auf den synthetischen Kraftstoff E-Fuel, der dann auch ein echter Ersatz für Benzin sein wird, jedoch wohl noch mehrere Jahre benötigt, um in ausreichender Menge und bezahlbarem Preis genutzt werden zu können.
Laut Aussagen der Besitzer des Ultramarin verlief hingegen der im letzten Jahr erfolgte Wechsel von Diesel auf HVO problemlos. 220.300 Liter HVO wurden allein im Jahr 2023 getankt, und damit eben auch rund 650 Tonnen CO2 eingespart. Interessant dabei, dass Ulrich Schäfer als Vertreter des weltweit führenden Bootmotorherstellers „Mercury Marine“ mit seiner Äußerung überraschte, dass man sich beim Thema HVO „noch zurückhalte“ und es bisher auch noch keine Nachfrage danach gäbe.
Das passt zur Haltung von Philip Franke, der im Sinne des Verkehrsministeriums BW darauf hinwies, dass man dort HVO lediglich als „Zwischenlösung“ betrachte. Zur Frage, ob später die Besitzer emissionsfreier Boote möglicherweise auch mit einer vergünstigten Energiesteuer rechnen könnten, wollte Franke keine Zusage machen. Allerdings rechnet er damit, dass irgendwann tatsächlich das berüchtigte „Verbrenner-Zulassungs-Verbot“ Wirklichkeit wird, wenn das Ziel 2040 gefährdet erscheint.
Beim Schlusswort sprach insbesondere der ADAC-Vertreter Dr. Häbich seine Erwartung an die junge Generation aus, dass sie beim „Umdenken“ zu den Vorreitern gehören sollte. Dazu gehört auch sein dringender Appel, dass diese Generation sich schon jetzt intensiv um die vielen neuen Techniken kümmern müsse.
Zurück zur Ausgangsfrage: Geht das bis 2040? In unserer Studie hatten wir sehr deutlich aufgezeigt, dass das ein äußerts ambitioniertes Ziel ist. Nachdem es bislang kein konkretes Signal für ein Leuchtturm-Projekt gibt und die Messehallen voll von fossilen Antrieben sind, wird es wohl mit 2040 nichts werden.
Bild: h2connect
1999 hatte ich das weltweit erste Brennstoffzellen-Boot „HYDRA“ gebaut und zugelassen. Wir hatte ein paar Nachfragen dazu, aber nichts, was meine Firma hätte überleben lassen können. Mit Prof. Dr. Tillmetz hatte ich bereits 2009 dazu diskutiert und es gab sogar ein meeting dazu, aber keiner der Geldgeber war bereit, einen „extra Euro“ zu bezahlen.
Jetzt ist nach 25 Jahren „plötzlich“ die Not groß und man muß etwas unternehmen, es gibt aber keine Anbieter (in Europa). Ich war wohl zu früh dran.
Naja, kann ja jetzt mal wieder eine frische kleine Firma ein entsprechendes Angebot entwickeln und entsprechende Bootsantriebe anbieten?
Ich kann gerne als Berater (nun mit entsprechender Erfahrung) zur Seite stehen. 😉
Mit freundlichen Grüßen,
Machens