Die Ankündigen der Politiker überschlagen sich, nachdem Jahrzehnte nichts passiert ist.
Für lange Zeit war 2050 das Ziel für die Klimaneutralität. Schon 2006 hat der Ökonom Sir Nikolas Stern in seinem viel beachteten Bericht gefordert, rund 1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – das wären für Deutschland etwa 30 Milliarden Euro – in den Klimaschutz zu investieren. Das würde reichen, um den Klimawandel zu verhindern. Je länger man wartet, umso teurer wird es.
Gehandelt hat niemand, wie die Grafik (Titelbild) von Klimaforscher Stefan Rahmstorf aus dem Jahr 2016 eindrücklich zeigt. Damals wollte er den Politikern, die gerade die Koalitionsverhandlungen führten, mit auf dem Weg geben, dass das Aussitzen des Klimaproblems nur dazu führt, dass wir immer schneller die Klimaneutralität erreichen müssen. Passiert ist nichts.
Ganz im Gegenteil: Die deutsche Bundesregierung hat die von der Europäischen Kommission geforderten Ziele regelmäßig „weich gewaschen“. Das Argument: „Arbeitsplätze gehen vor Klimaschutz“. Dabei hatten wir Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel. Die Aussagen der Politiker werden leider sehr selten hinterfragt.
Die G20 Staaten, die 20 größten Industrienation, zu den auch Deutschland gehört, subventionieren sogar Kohle, Öl und Gas mit jährlich mehr als 600 Milliarden Dollar, wie ein aktueller Bericht von Bloomberg zeigt. Die globalen CO2-Emissionen steigen entsprechend weiter an.
Jetzt, kurz nach den Flutkatastrophen und kurz vor der Wahl, überstürzen sich die deutschen Pläne zum Erreichen der Klimaziele. Jeder will noch früher die Klimaneutralität erreichen. Nur: keiner hat einen Plan, wie das konkret funktionieren soll, obwohl die Fakten alle bekannt sind.
Der Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom läuft planmäßig. Nur müsste damit gleichzeitig der Ausbau der Stromerzeugung aus Wind und Sonne einhergehen, sofort und sehr viel schneller als in den letzten zehn Jahren. Dafür bräuchte es allerdings Produktionskapazitäten und Fachkräfte für die Installation – das hatten wir einmal und dann „erfolgreich“ abgeschafft. Der Wiederaufbau einer Industrie für grüne Energie geht nicht von heute auf morgen.
99 Prozent aller Fahrzeuge fahren heute mit fossilen Kraftstoffen – die Erdölproduktion läuft auf Hochtouren. Jetzt plötzlich kann es mit der E-Mobilität nicht schnell genug gehen. Aber woher sollen die Batterien und die Rohstoffe dafür kommen? Wer kümmert sich um die Speicherung großer Strommengen, wenn die E-Fahrzeuge nachts nachgeladen werden wollen? Nachts scheint bekanntlich keine Sonne.
Wie können wir Beton und Stahl klimaneutral machen? Bislang ist das ein Thema für Forscher.
Ein ganz großer Anteil der von uns verursachten Klimagase resultiert aus dem Import von Konsumgütern, allen voran Bekleidung und Elektronik aus China. Wie wollen wir das ändern?
Höchste Zeit, an einem ganzheitlichen Plan zu arbeiten – und den dann auch konsequent umzusetzen.