Deutsche Autoindustrie: Spät gestartet – jetzt falsch abgebogen

Premium statt Klein- und Mittelklasse: So lautet das Credo der meisten PKW-Hersteller im Lande. Und das bedeutet auch das Aus für einen BMW i3, den A1 von Mercedes oder e-UP von VW. Aus Sicht der Firmenmanager ist die Entscheidung pro Premium-Fahrzeuge – also all jene, die deutlich über 80.000 Euro kosten – nachvollziehbar, weil diese wesentlich mehr Gewinne einfahren als die Klein-und Mittelklasse. Deshalb werden die knappen Chip-Vorräte zunächst dort eingesetzt. Das ist auch der Hauptgrund für die langen Wartezeiten bei „billigeren“ Fahrzeugen.

Da werden sich die asiatischen Hersteller – allen voran China und Korea – bestimmt freuen, weil die mit ihrem umfangreichen Angebot an kleineren und mittleren E-Fahrzeugen (!) genau die deutsche Autofahrer-Klientel zum Wechsel ihrer Automarke bringen könnten, die sich sonst eher durch ihre „Markentreue“ auszeichnet. Diese große Käufergruppe ist es schließlich, die schon bisher nicht bereit oder imstande war, mehr als 15.000, 20.000 oder 30.000 Euro für ein Auto auszugeben, das künftig ohnehin elektrisch fahren muss. Wenn dann ab den 2030er Jahren vor allem Roboter-Taxis und autonome Fahrzeuge das Mobilitätsverhalten bestimmen werden, dürfte die Zahl von echten Autokäufern sowieso drastisch sinken.

Zu dieser Problematik, und weshalb die wichtigste deutsche Autoindustrie „jetzt falsch abgebogen“ ist, schreibt der Investor und Ingenieur Alex Voigt:

Das Bonus- und Malus-System der Top-Manager der deutschen Autohersteller führt dazu, dass sie das wichtige Volumensegment aufgeben, und wenn die Kunden ihre geliebte Marke erst einmal verlassen haben, werden sie nicht so leicht zurückkommen. Infolgedessen werden die deutschen Automobilhersteller weiter schrumpfen, und obwohl sie behaupten können, dass sie profitabel schrumpfen, werden sie dadurch in Zukunft nicht nur kleinere Hersteller sein, sondern anfällig für Übernahmen, Aufkäufe, Fusionen und Börsengänge werden.

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Photo by Ryan on Unsplash

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