Während des Urlaubs in Portugal hatte Winfried Hamann die Gelegenheit, den Reiseleiter Christian B. zum Thema zu interviewen:
h2connect: Wie präsent ist das Klima-Thema in den portugiesischen Medien?
Christian B: Das Thema ist relativ präsent, nicht ganz so aggressiv wie z.B. in Deutschland, aber immer wenn die Waldbrände im Sommer wieder auftauchen, bzw. auch jetzt, da es im Innenland Portugals zu heiß ist und eine Dürre herrscht, werden die Diskussionen intensiver. Man macht sich hierzulande vor allem Sorgen über den kommenden Sommer.
h2connect: Gibt es eine politische Strategie, einen Zeitplan?
Christian B: Portugal hat ein Motto: „Portugal Makes Sense“ und international einen sehr guten Ruf, da Portugal in Europa zu den Ländern zählt, die den höchsten Anteil an grüner Energie haben. Portugal hat keine eigene Kohle, Öl oder Gasproduktion mehr und hat in den letzten Jahren massiv in grüne Energien investiert. 2017 begann man mit der Abkehr von Kohle und ist seit 2021 das vierte kohlefreie Land Europas. Portugal verfügt über einen nationalen und globalen Klimaplan, welcher auf erneuerbare Energien setzt und sich an den europäischen Zielen der CO2-Neutralität orientiert. Portugal hat an fossilen Kraftwerken nur noch Gaskraftwerke am Netz und setzt seit Jahren auf LNG (flüssiges, importiertes Erdgas). Es wurden eigene LNG Terminals gebaut, an denen das LNG per Schiff angeliefert werden kann.
Portugal belegt den neunten Platz im globalen Beitrag zum Planet & Climate im „Good Countries Index“ und hat sich verpflichtet bis 2050 CO2 neutral zu werden.
h2connect: Welche Bedeutung hat die E-Mobilität auf der Straße und auf dem Wasser?
Christian B: E-Mobilität in Portugal wird groß geschrieben. Das Land strebt einen Ausbau der E-Mobilität an, d.h. es gibt Zuschüsse beim Kauf von Elektroautos (ca. 5000€ + 1500€ bei Abkehr von einem Verbrenner), das Ladesäulensystem wird ausgebaut, selbst die Zentralregierung verpflichtete sich, dass 20 Prozent der neu angeschafften Fahrzeuge Elektrofahrzeuge sein müssen.
Auf dem Wasser gibt es viele neue Ausflugsboote, die in Lissabon, Porto, aber auch an der Algarve mittlerweile mit Elektromotoren ausgestattet werden.
Es gibt auch ein Projekt, hier auf dem Douro Ladesäulen zu errichten, welche die großen Flusskreuzfahrschiffe versorgen können. Zur Zeit können diese Ladesäulen leider nur kleine Schiffe versorgen. Dieses Projekt zieht sich aber schon sehr lange hin, vor allem wenn man bedenkt, dass es 27 Flusskreuzfahrtschiffe auf dem Douro gibt und nächstes Jahr noch mehr dazukommen werden.
h2connect: Gibt es in Portugal ein „Verbrenner-Aus“ ?
Christian B: Man stimmte beim Votum des europäischen Parlaments dafür, ein Verbrenner-Aus bis 2035 durchzuführen. Mittlerweile möchte man allerdings eine gemeinsame Position mit Italien, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei einnehmen, um dieses Verbrenner-Aus bis 2040 zu verschieben. Da Portugal kein reiches Land ist, denke ich persönlich, dass auch diese Position noch weiter verschoben werden wird.
h2connect: Wie hoch ist in Portugal der Anteil an Erneuerbarer Energie?
Christian B: Erneuerbare Energien machen inzwischen 1,6 Prozent des portugiesischen BIPs (Brutto-Inlandsprodukt) aus und haben mehr als 45.000 Arbeitsplätze geschaffen. 2021 wurden 60 Prozent des Stromverbrauches in Portugal durch erneuerbare Ressourcen erzeugt. Weiters ist Portugal ein Pionier bei Floating Offshore Windkraft, bedingt durch die lange Atlantikküste hat Portugal insgesamt drei solcher Anlagen gebaut, welche in das portugiesische Stromnetz einspeisen.
h2connect: WelcheBedeutung hat hier Grüner Wasserstoff?
Christian B: Portugal hat eine nationale Strategie, um grünen Wasserstoff schrittweise in die verschiedensten Sektoren zu integrieren. Das Engagement hierfür gilt in Europa als beispielhaft und hat zum Ziel, Portugal als eine Drehscheibe für den Export von grünen Wasserstoff zu etablieren.
h2connect: Ist das Thema eFuel (z.b. mit Methanol oder andere synthetische Kraftstoffen) hier ein Thema?
Christian B: Zum Thema eFuel weiß ich leider nicht besonders viel. Ich habe ein wenig recherchieren können, aber ein Schwerpunkt ist definitiv Flugzeugtreibstoff durch eFuels zu ersetzen. Hier haben sich zwei der größten portugiesischen Unternehmen zusammen getan, um dieses Projekt durchzuführen.
h2connect: Lieber Christian, vielen Dank für dieses Gespräch im Hafen von Porto!