Hermann Scheer? Viele der SPD-Granden – also wohl die Mehrzahl der Genossen – werden sich gerade auch in unserer Region an ihn und die Verleihung des „Sozialistenhuts“ erinnern, der ihm 2001 in Lindenberg verliehen wurde. Die illustre Reihe der Preisträger wird seit 1986 an Frauen und Männer verliehen, „die sich dadurch ausgezeichnet haben, dass sie ihrer Gesellschaft und ihrer Partei vorausgedacht haben, gegen den Strom geschwommen sind, ohne dabei stromlinienförmig zu werden, den Mut hatten, sich nicht einschüchtern zu lassen.“
Daran, wie kritisch und vorausschauend Hermann Scheer gerade in Bezug auf die immer bedrohlicher werdende Klimakrise hingewiesen hat, erinnert der Autor Christfried Lenz in einem lesenswerten Beitrag. Er bezieht sich dabei auf das Buch, das 2010 (!) – im Todesjahr von Hermann Scheer – erschienen ist: Der energethische Imperativ – wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist.
Dabei wurde das Wort „energethisch“ bewußt um ein „h“ ergänzt, um deutlich zu machen, dass es beim erforderlichen Wechsel (sic) zu erneuerbaren Energien nicht nur um betriebswirtschaftliche und energiepolitische Entscheidungen geht , sondern dass diese auch volkswirtschaftlichen und ethischen Grundsätzen folgen müssten. Mehr als kritisch sieht er dabei (und behält auch Recht damit) die Verquickungen zwischen den Regierungen und den wenigen Energie-Konzernen, die er als übermächtiges Bollwerk gegen diesen Wechsel sieht:
Die konventionelle Energiewirtschaft … hat die Gesellschaften angekettet … Sie errang nicht nur eine bereits von ihren Energiequellen vorbestimmte Monopol- beziehungsweise Oligopolstellung, sondern auch das geistige Monopol. Sie hat das Weltbild der Energieerzeugung geprägt.
Entsprechend mißtraut er den Entscheidungen der politischen und wirtschaftlichen Eliten und erwartet, dass es eher die vielen unabhängigen Initiativen sind, die letztlich die Ablösung fossiler Energieträger erzwingen. Allerdings:
Bei der Umorientierung zu erneuerbaren Energien ist jedoch ein >win-win< objektiv unmöglich. … Ein Strukturwandel ohne Verlierer und Gewinner ist undenkbar. Verlierer werden unweigerlich die Anbieter der konventionellen Energien sein.
Ich jedenfalls schließe mich der Empfehlung des Autors Christfried Lenz an: Bitte Hermann Scheer lesen!