Vor knapp über 100 Jahren wollte man den Bauern per Gesetz den Umstieg vom Pferd zum Traktor schmackhaft machen. Das Lockmittel: Wegfall der Diesel-Steuer – und es hat funktioniert. Tausende von Pferden und Eseln, die bisher die schwere Arbeit in der Landwirtschaft verrichten mussten, dürften deshalb laut und erleichtert gewiehert haben. In Folge wurden auch die bisherigen Nutz- und Arbeitstiere, die man ja alle satt machen musste, nach und nach weniger. Stattdessen bescherten jetzt die Diesel-Traktoren der Ölindustrie satte Gewinne, und Deutschlands Bauern waren froh über die Erleichterungen, die ihnen die neue Technik ermöglichte.
Wie schwer es allerdings ist, Dinge wieder herzugeben, die man einst geschenkt bekommen hat, lässt sich an den aktuellen Protesten gut beobachten.
Klar, dass die Anzahl an technischen (und teuren) Erleichterungen für die Landwirtschaft deutlich zugenommen hat, gleichzeitg aber auch die Anforderungen und Vorschriften an den Betrieb und Unterhalt der Höfe. So wurden die oftmals teuren Maßnahmen meist umgehend und wie selbstverständlich erfüllt.
In Anlehnung an den ursprünglichen Umstieg vom Pferd zum Traktor müsste die logische Konsequenz des einstigen Fördergedankens heute eigentlich so lauten:
Pferd und Esel sind Vergangenheit, das Öl hat seine Schuldigkeit getan, und nachdem jetzt der Umstieg auf eine möglichst emissionsfreie Zukunft ansteht, subventionieren wir Euch die klimafreundlichen Kraftstoffe und die geeigneten Antriebe für den Maschinenpark.
„Moment, wir rechnen doch aber fest mit den bisherigen Zuwendungen der Regierung und der EU – wie sonst hätten wir uns denn die schweren Traktoren, unsere wachsende Umsätze, die Zugeständnisse an viele Supermarkt-Ketten und immer teurer werdenden Düngemittel leisten können“ – klagen jetzt vor allem die Großen des Bauernverbands im Einklang mit den Christdemokraten, die doch fast 40 Jahre das Landwirtschaftsministerium innehatten und somit zum Garanten für das Aussterben der kleinen Höfe wurden.
Leider ist zu befürchten, dass der eigentliche und notwendige Gedanke – nämlich durch Subventionen die Landwirtschaft klimafreundlich umzustellen – bei vielen in Vergessenheit gerät. Das, was in Bezug auf die emissionsfreie und klimafreundliche Mobilität in vielen anderen Bereichen – etwa bei PKWs oder dem Transportwesen – derzeit geschieht, sollte eigentlich für alle Anwendungen gelten: Schiffe, Baumaschinen, Landmaschinen …!
Bild: Uta Weik