Der Gasnetztransformationsplan – wann gibt es Wasserstoff vor Ort?

Was für ein sperriges Wort: Gasnetztransformationsplan. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff, und um was geht es da?

Es geht um das Gasverteilnetz und dessen Transformation von heute Erdgas auf  künftig  grünen Wasserstoff. Das  Gasverteilnetz versorgt in den Kommunen die Haushalte sowie Gewerbe- und Industriekunden mit Erdgas zum Heizen der Gebäude oder für die Prozesswärme.

In der Organisation H2vorOrt, mit einer interessanten Homepage, arbeiten 48 Unternehmen im DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs) zusammen mit dem VKU (Verband kommunalenr Unternehmer) an der Transformation der Gasverteilnetze hin zur Klimaneutralität. Das Titelbild zeigt die Mitglieder dieser Organisation (Quelle: H2vorOrt), die mehr als 50 Prozent der deutschen Gasverteilnetzkilometer und Netzanschlüsse vertreten.

In einer aktuellen Pressemitteilung informieren sie über ihren neuen Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP): Die Mehrheit der teilnehmenden Netzbetreiber planen innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre mit der Umstellung ihrer Netze auf 100 Prozent Wasserstoff zu beginnen und für viele Netze die Klimaneutralität bereits vor 2045 anstreben. Kunden und Kommunen zeigen ein hohes Interesse. Der GTP 2024 umfasst 252 Gasverteilnetzbetreiber und deckt damit deutschlandweit mehr als 450.000 Kilometer Gasnetz ab.

Die Befragung von rund 1.100  Kommunen zeigt, dass die ganz große  Mehrheit den langfristigen Einsatz klimaneutraler Gase sowohl in der Industrie als auch in Privathaushalten plant. Ähnlich positiv äußerten sich über 3.500 befragte Industrie- und Gewerbekunden: Zwei Drittel von ihnen sehen einen zukünftigen Bedarf an Wasserstoff. Bei den Großkunden ab 10 Millionen Kilowattstunden sehen das sogar mehr als vier von fünf Kunden.

Der klare Appell zur zeitnahen Transformation auf Wasserstoff zeigt sich auch darin, dass ein Viertel dieser Kunden den
Wasserstoff bereits bis 2030 beziehen will.

Die Studie bietet eine ganze Reihe spannender Informationen. Davon habe ich zwei Beispiel heraus kopiert. Die folgende Grafik zeigt sehr eindrucksvoll, dass heute rund 80 Prozent unserer Energieversorgung auf fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas und Kohle) beruhen und wie niedrig der Anteil an Erneuerbaren Energien auch in den kommenden Jahren sein wird. Allein der Ersatz von Erdgas durch grünen Wasserstoff  hat ein enormes Potential. Nicht gezeigt sind die potentiellen Anwendungen von Wasserstoff im Verkehrssektor und anderen Anwendungen wie die Erzeugung von grünem Stahl.

 

Ab wann ist in unserer Region Wasserstoff verfügbar?

Hierzu kann sich jeder in der Grafik unten seinen Landkreis suchen, um die Pläne der lokalen Gasnetzbetreiber einzuordnen. Weitere Details finden sich in der Studie.

 

Warum ist diese Studie so wichtig?

Bislang wird in den Medien nur von den rund 10.000 Kilometern des Wasserstoff-Kernnetzes gesprochen. Dieses soll in den kommenden Jahren Wasserstoff, der aus überschüssigem Strom in den sonnen- und windreichen Regionen Europas erzeugt wurde, in die großen Verbrauchszentren liefern. Häufig wird sogar über den Rückbau des Gasverteilnetzes diskutiert. Das ist von dem Motto „wir machen jetzt alles mit Wärmepumpen und Wärmenetzen“ getrieben. Dass dafür Hunderte von Milliarden an Investitionen notwendig sind und die dafür notwendigen Mengen an grünen Strom bedarfsgerecht nie direkt verfügbar sein werden, wird ignoriert.

Die Gasverteilnetze sind dagegen vorhanden und müssen nur mit moderatem Aufwand an Wasserstoff angepasst werden

 

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3 Kommentare zu „Der Gasnetztransformationsplan – wann gibt es Wasserstoff vor Ort?“

  1. In die Richtung geht es meiner Meinung nach. Jedoch sollte damit nicht das jetzige System der linearen Energienutzung (Exergie-Anteil der Energie) beibehalten werden. Ganz im Gegenteil! Wir müssen künftig noch mehr die „Abwärmemengen“ aus den vielfältigsten Anwendungen – wenn auch künftig mit grünen H2-Gas, oder Methanol, mitdenken. Es wird immer noch nicht gerne in Kreisläufen gedacht und geplant. Dabei werden kleine und größere Wärmepumpen eine große Rolle spielen. Z.B. sollten Heizungen und Kühlungen immer zusammen gedacht werden. Egal, ob in Wohn-, oder Nicht-Wohngebäuden, in Gewerbe- und Industriebetrieben, an den Schnittstellen von Gewerbeflächen, Mischgebieten, oder auch Schul- und Sportgebäuden. Nur ein Wechsel von Methan-Gas auf Wasserstoff-Gas ist zu kurz gedacht.

    1. Kreisläufe sind ein Teil einer ganzheitlichen Ökobilanz – dem Life Cycle Assessment. Diese ganzheitliche Analyse wird zwar gerne bei den Batterien für die E-Autos andiskutiert, sonst existiert diese in der öffentlichen Diskussion nicht. Woher beispielsweise der Strom für die Wärmepumpen in den kalten und dunklen Wintermonaten kommen soll, wird einfach ausgeblendet. Zu behaupten, dass das von der eigenen PV kommt, gehört in die Kategorie der alternativen Wahrheiten (= Fake). Das gleiche gilt für Wärmenetze in den Städten oder bestehenden Wohngebieten. Auch hier muss als erstes geklärt werden, woher die Energie für das Wärmenetz kommt. Dazu kommt auch noch die Ökobilanz für den extrem aufwendigen (unbezahlbaren) Aufbau eines Wärmenetzes in den Städten und die damit verbundenen CO2-Eimissionen. In Neubaugebieten kann das einfach gelöst werden, oft fehlt es aber an der ganzheitlichen Strategie in den Kommunen.

  2. Pingback: Rotarier diskutieren auf Schloss Hersberg über die Energiewende – h2connect.eco

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