Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee: Was ist ein Jahr nach Übergabe der Studie passiert?

Vor einem Jahr, am 1. Dezember 2023, stellten wir in München den 10 Regierungschefs der IBK (Internationale Bodenseekonferenz) die Ergebnisse unserer Studie vor. Wir hatten sie im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums erstellt.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse der Studie?

  • Das Ziel, die klimaneutrale Schifffahrt bis 2040 zu erreichen, ist sehr ambitioniert und erfordert einen sofortigen Beginn aller notwendigen und sehr umfangreichen Aktivitäten – von den Regelwerken, über die Demonstration der Technologien bis zur Schaffung der Infrastruktur für die Energieversorgung der Schiffe.
  • Die Regierungen sollten sehr schnell ein definitives Datum für das Ende der Nutzung fossiler Kraftstoffe festlegen, um allen Beteiligten eine Planungs- und Investitionssicherheit zu geben.

Was haben die 10 Regierungschefs am 1. Dezember 2023 beschlossen?

  • Die Ergebnisse der Studie wurden gewürdigt.
  • Die klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee soll so schnell als möglich klimaneutral werden
    (das ist der gleiche Beschluss wie ein Jahr zuvor).
  • Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg wird die Aktivitäten fortführen.

Die konkreten Formulierungen des Beschlusses finden Sie hier.

Nun schreiben wir wieder den 1.Dezember, allerdings ein Jahr später.

Was ist seit dem passiert?

  • Generell hat unsere Studie zu einer hohen medialen Aufmerksamkeit geführt.
  • Die Sportboot-Branche wartet auf E-Fuels, die dann einfach die fossilen Kraftstoffe ersetzen sollen. Gerne wird auch auf den Diesel-Ersatz HVO verwiesen, allerdings verschwiegen, dass mehr als 80 Prozent der Sportboote mit Benzinmotoren ausgerüstet sind und dafür HVO nicht geeignet ist.
  • Bei den großen Betreibern der Fahrgastschiffe sind keine gemeinsamen Aktivitäten zu erkennen. Der größte Betreiber von Fähren und Fahrgastschiffen, die Bodensee-Schifffahrtsbetriebe (BSB), halten an ihrem ehrgeizigen Ziel fest, die gesamte Flotte bis 2035 klimaneutral zu betreiben. Dafür sind sie aber auf erhebliche Fördermittel angewiesen.
  • Die IBK hat im Sommer 2024 ein Positionspapier veröffentlicht, das im Wesentlichen die Ergebnisse unserer Studie bestätigt.
  • Der Verein Heureka Lago hatte parallel zu unsere Studie in allen Bodensee-Anrainerstaaten eine Petition für eine Geschwindigkeitsbegrenzung für fossil betriebene Boote auf 15 km/h eingereicht. Die Petition wurde kürzlich vom Parlament Baden-Württemberg der Regierung zur Erwägung überwiesen. Verkehrsminister Hermann verweist allerdings auf die schwierige, internationale Abstimmungen mit den insgesamt 10 beteiligten Regierungen.

Und was macht das Verkehrsministerium Baden-Württemberg, das vor einem Jahr die Verantwortung für Fortführung  der Aktivitäten übernommen hat?

Bislang konnten wir keine konkreten Aktivitäten erkennen. Verkehrsminister Hermann verwies im September  auf die Eigenverantwortung der Bürger und der Wirtschaft. Dafür ist aber eine konkrete Festlegung für das Ende der fossilen Kraftstoffe auf dem See dringend notwendig, sonst wird niemand in klimaneutrale Antriebe und Kraftstoffe investieren.

Vor diesem Hintergrund bleibt für uns die Erkenntnis: Die bisherige Bilanz ist mehr als ernüchternd. Die Vielzahl der (guten!) Diskussionen steht in krassem Widerspruch zu dem, was tatsächlich umgesetzt wurde. Die verkürzte Antwort auf die Frage in der Überschrift lautet: NICHTS.

So gilt auch für uns:
Wir drehen uns  weiter im Kreis. Und jede/r von uns hofft, von den Folgen des Klimawandels verschont zu bleiben.

 

Zum Hintergrund:

Die im Jahr 1972 gegründete IBK ist das politische Dach der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Bodenseeregion. Ziel der IBK ist es, die Bodenseeregion als attraktiven Lebens-, Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu erhalten und zu fördern und die regionale Zusammengehörigkeit zu stärken. Zu den zehn Mitgliedern zählen die Länder und Kantone Baden-Württemberg, Schaffhausen, Zürich, Thurgau, St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Fürstentum Liechtenstein, Vorarlberg und Bayern.

Die Studie hatte nicht nur  alle Fakten zu einer klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee zusammengestellt, sondern auch die Ergebnisse mit allen am Thema beteiligten Organisationen und Gremien abgestimmt. Auslöser für die Studie war die Vereinbarung der Regierungschefs im Jahr 2022 den Verkehr auf und um den Bodensee so schnell als möglich klimaneutral zu gestalten. Mit der Studie sollte analysiert werden, ob eine klimaneutrale Schifffahrt bis zum Jahr 2040 möglich ist. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass sowohl die EU als auch die Schweiz beschlossen haben bis 2050 in allen Bereichen klimaneutral zu sein. Deutschland hat das Jahr 2045 gesetzlich festgeschrieben und viele Kommunen am See haben sich sogar vorgenommen bis 2035 klimaneutral zu werden

 

Titelbild: Übergabe der Studie an Minister Eric Beißwenger, Präsident der IBK 2023

Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden: Jeden Freitag aktuelle Infos auf unserer Blog-Seite.

Wir behandeln Ihre Daten vertraulich. Mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt

Sie haben Fragen zum Projekt oder zu Wasserstoff im Allgemeinen? Sie möchten Wasserstoff in Ihrer Region unterstützen oder von Ihren Erfahrungen berichten? Sie möchten zu unserem Projekt beitragen? Melden Sie sich gerne jederzeit bei uns!

Nach oben scrollen