Dabei denken die meisten als erstes an den Biodiesel, der aus Rapsöl gewonnen wird. Auch grüner Strom wird vielfach aus Energiepflanzen (Mais) über Biogasanlagen erzeugt.
Ist das eine Lösung für unsere Energieversorgung und für die Kraftstoffe der Zukunft?
Für das Wachstum der Pflanzen braucht es Licht, CO2 und Wasser. Über den natürlichen Prozess der Photosynthese entsteht daraus Biomasse, die dann zu allererst für unsere Ernährung benötigt wird. Auch Holz entsteht auf diese Weise und ist ein wichtiger, vielfach begehrter Rohstoff.
Aber aus Biomasse Strom oder Kraftstoffe zu machen, macht das Sinn?
Dabei hilft eine Betrachtung der Wirkungsgrade, oder anders ausgedrückt, der Verluste, die bei der Umwandlung von Sonnenlicht in Biomasse und deren weiteren Umwandlung in Strom oder Kraftstoffe anfallen. Weniger als ein Prozent der Energie, die mit dem Sonnenlicht auf der Pflanze ankommt, kann in Form von Biomasse geerntet werden. Wird die Biomasse anschließend über eine Biogasanlage und einem Gasmotor in Strom umgewandelt, dann bleiben nur etwa 0,25 Prozent der Sonnenenergie übrig.
Eine moderne Photovoltaikanlage schafft es jedoch, mehr als 20 Prozent der Sonnenenergie in Strom umzuwandeln. Das ist 80-mal mehr als bei der Photosynthese. Rechnet man das auf die Fläche um, die man zum Anbau des Maises brauchen würde, dann stellt man schnell fest, dass sich mit einer Photovoltaikanlage auf der gleichen Fläche 40-mal soviel Strom erzeugen lässt als mit Energiepflanzen.
In sonnenreichen Regionen hat man zwei bis dreimal so viel Sonnenschein zur Verfügung als in Mitteleuropa. Hinzu kommen riesige aride Gebiete, in denen kein Wachstum von Pflanzen möglich ist. Schon vor Jahrzehnten hatten Wissenschaftler analysiert, dass wir mit der Energie der Sonne ein Vielfaches der weltweit notwendigen Energie erzeugen können.
Die Firma Obrist aus Lustenau und Lindau macht sich dies mit der Produktion von Kraftstoffen im „Modern Forest“ zu nutze. Analog zur Photosynthese wird aus dem reichlichen und sehr billigen Sonnenstrom in der Wüste, dem CO2 (aus der Luft) und dem Wasser aus dem Meer ein flüssiger Kraftstoff (Methanol) erzeugt. Dieser Kraftstoff kann dann – wie heute Benzin und Diesel – sehr einfach per Schiff, Bahn oder LKW in die bevölkerungsreichen Regionen transportiert werden. In Kombination mit einem optimierten, seriellen Hybridantrieb wird man mit diesem kostengünstigen Kraftstoff unsere Autos der Zukunft klimafreundlich betreiben.
Kombiniert mit der beschriebenen Kraftstofferzeugung in der Wüste, kann das CO2 (aus der Luft) mit Hilfe von Wasserstoff (erzeugt aus Sonnenstrom) in einem parallelen Prozess auch in festen Kohlenstoff umgewandelt werden. Damit wird der Atmosphäre aktiv CO2 entzogen und der Gesamtprozess damit sogar CO2-negativ.
Diese von der Firma Obrist als aFuel® bezeichnete Technologie benötigt 30-mal weniger Fläche als sie für eine Aufforstung mit der gleichen CO2-Reduktion notwendig wäre.
Eine faszinierende Vorstellung: nicht nur klimaneutral, sondern sogar CO2-negativ Auto fahren – oder besser noch: vom Klimasünder zum Klimaretter, und das auch noch überall und bezahlbar.
Photo: aFuel® OBRIST Engineering
kleines Photo: ARD