Nachhaltigkeit hautnah: Im Gespräch mit Norbert Unterharnscheidt von e.systeme21

Die e.systeme21-Homepage verrät: „Wir sind Ihr Experte aus der Region Ulm wenn es um die Planung und Installation von Photovoltaikanlagen, Batteriespeichern und Ladesäulen für Elektrofahrzeuge geht. Zusammen mit unseren gut ausgebildeten, technischen Beratern definieren Sie Ihre Anforderungen und Wünsche. Bei uns bekommen Sie alles aus einer Hand!“

Am 4. Juli 2024 veröffentlichte das pv magazine einen Artikel  über das Ulmer Unternehmen e.systeme21: „Solarunternehmen mit Wasserstoff völlig energieautark“. 

Was lag für mich als Ulmerin näher, als bei e.systeme21 anzuklopfen und um ein Gespräch zu bitten?

Am 17. Juli war es soweit. Ich war zu einem Gespräch mit Norbert Unterharnscheidt, dem Geschäftsführer der e.systeme21 GmbH, eingeladen. Im Anschluss führte er mich durch seine Gewerbeimmobilie, die sich als echtes Vorzeigeunternehmen in Sachen nachhaltiger Energieversorgung präsentiert.

e.systeme21 hat sich als echter Pionier auf dem Gebiet der autarken und CO2-freien Energieversorgung etabliert. Seit der Gründung vor 11 Jahren verfolgt das Unternehmen das Ziel, durch ganzheitliche Energielösungen sowohl den Strom- und Wärmebedarf als auch Mobilität und Kühlung vollständig nachhaltig zu gestalten.

 

Norbert Unterharnscheidt beschreibt seine Vision:

„Wir haben von Anfang an auf eine nachhaltige  Energieversorgung gesetzt. Unsere Projekte sind nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sinnvoll.“

e.systeme21 wurde von der Initiative „Donautal Connect – klimaneutraler Gewerbepark“ als Pilotprojekt ausgewählt, um unter realen Bedingungen zu untersuchen, unter welchen Bedingungen und mit welchen energietechnischen Lösungen das Gewerbegebiet Ulm-Donautal (mit rund 300 Unternehmen und über 20.000 Menschen) in Zukunft klimaneutral bzw. CO2-frei werden kann. Das Pilotprojekt wird vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Universität Ulm begleitet.

e.systeme21 hat seine Gebäude energetisch saniert, um den gesamten Energiebedarf – einschließlich Stromversorgung, Klimatisierung, Stapleraufladung und Heizung – mit selbst erzeugtem Ökostrom zu decken. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach und an der Fassade produziert 80.000 kWh Strom pro Jahr. Überschüssiger Strom wird in einer Elektrolyseanlage in Wasserstoff umgewandelt und gespeichert, um in den sonnenarmen Monaten genutzt zu werden.

 

Die technische Basis des Projekts ist faszinierend. Die Kombination von  Photovoltaikanlage, Batteriespeicher und Wasserstofftechnologie ermöglicht eine kontinuierliche und zuverlässige Energieversorgung.

„Die benötigte Energie wird durch eine Photovoltaikanlage erzeugt, in Kombination mit langfristiger Energiespeicherung in Form von Wasserstoff. Der Wasserstoff wird aus dem Überschuss-Strom der Photovoltaikanlage im Sommer mit Hilfe einer Elektrolyseanlage gewonnen und in Gasflaschen gespeichert. Nur durch die Kombination von grünem Strom z.B. aus Photovoltaikanlagen mit Wasserstoff als langfristigen Energiespeicher, ist eine dezentrale und CO2-freie Energieversorgung aller drei Sektoren Strom, Wärme und Verkehr und damit eine wirkliche Energiewende möglich.“

„Der erzeugte Wasserstoff wird unter 300 bar in Gasflaschen gespeichert und kann bei Bedarf über eine Brennstoffzelle wieder in Strom und Wärme umgewandelt werden. Diese innovative Lösung macht uns zu 100% autark und CO2-frei.“

 

Die Investitionen in das Projekt sind beträchtlich: Rund 1,3 Millionen Euro, davon allein 0,6 Millionen Euro für die Energieversorgung. Dazu gehören unter anderem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und an der Fassade, Batterie- und Wasserstoffspeicher, ein neuartiger Wasserstoff-Dunkelstrahler, der seine Wärmeenergie – ähnlich wie Infrarotstrahler – für die Hallenbeheizung abgibt, eine Elektrolyseanlage, eine Brennstoffzelle, Elektroladestationen sowie eine Wärmepumpe. Als Klimaanpassungmaßnahme wurden Parkplätze und Grundstücksflächen entsiegelt, die Fassaden werden zeitnah begrünt. Diese Investitionen zeigen das große Engagement von e.systeme21 für eine nachhaltige Zukunft.

Norbert Unterharnscheidt betont die Bedeutung der kontinuierlichen Weiterentwicklung: „Wir wollen auch in Zukunft energieautark und damit unabhängig sein. Die Winterstromlücke  schließen.
Wir sind 100% autark. Wichtig zu wissen ist, dass bei einer Autarkie von nur 90% oder 95% die restlichen 5% bis 10%, die dezentral zugekauft werden müssen, sehr teuer sind.“

Eine weitere Anerkennung für das große Engagement ist der Umweltpreis für Unternehmen Baden-Württemberg 2024, für welchen die e.systeme21 für ihr herausragendes Engagement im Bereich Nachhaltigkeit in der Kategorie „Handwerk“ nominiert ist.

Norbert Unterharnscheidt: „Diese Nominierung ist eine wertvolle Auszeichnung für unsere harte Arbeit und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Doch e.systeme21 ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus! Das Unternehmen will  weiter wachsen und neue Technologien integrieren.
Die Zukunft sieht Norbert Unterharnscheidt in der Digitalisierung und Vernetzung der Energieversorgung.

„Unser Unternehmen steht gesund da. Wir werden qualitativ wachsen, führend in der Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher Energielösungen sein und diese für unsere Kunden anbieten. 2023 und 2024 sind die Basis für die Zukunft. Wir wollen auch weiterhin ein stabiles Team an Bord haben.“

Auf die Frage nach den größten Herausforderungen seit der Gründung von e.systeme21 antwortet Norbert Unterharnscheidt: „In den ersten 3 Jahren waren wir uns sicher, mit dem ganzheitlichen Ansatz richtig zu liegen. Aber Photovoltaikanlagen wurden nur als  Renditeobjekte betrachtet.  Als 2016 viele Photovoltaikunternehmen aufgeben mussten und auch ich ans Aufgeben dachte, kamen meine beiden Söhne an Bord, weil sie von der Vision der e.systeme21 begeistert waren. Mit viel Mut und Unternehmergeist haben wir gemeinsam nochmal losgelegt. Wir haben unser Ding gemacht und nicht auf die Politik gewartet, sondern sind unserer Überzeugung gefolgt. Und es hat sich gelohnt!“

 „Wir sind ein Familienunternehmen. Es gibt keine Hierarchien. Jeder macht alles, und es ist uns sehr wichtig, dass sich unser junges Team wohl fühlt. Der Kunde soll spüren, dass wir Spaß an der Arbeit und am Thema haben.“

Innovation ist ein zentrales Thema bei e.systeme21. „Technisch wollen wir die Nase vorn haben. Die nächsten großen Durchbrüche sehen wir in der Weiterentwicklung der Energieautarkie und der Schließung der Winterstromlücke.“

Zur Skalierbarkeit dieses Modells sagt er: „Wir können uns autarke Quartiere, Gewerbebetriebe und auch Wohnanlagen vorstellen – letztere sind im Winter allerdings anspruchsvoller.“

Vielen Dank für das anregende Gespräch und die interessante Betriebsführung. Das unermüdliche Engagement von Norbert Unterharnscheidt und seinen Mitarbeitern für eine nachhaltige Energiezukunft ist beeindruckend und sollte anderen Unternehmen als Inspiration dienen. Mögen viele seinem Beispiel folgen und so zur Erreichung unserer Klimaziele beitragen.

Titelbild: Armin Buhl

Drohnenaufnahme: e.systeme21

die weiteren Bilder: Petra Boeger

 

 

 

 

 

 

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