Seit Generationen sind wir es gewohnt:
Strom kommt jederzeit und in beliebiger Menge aus der Steckdose.
Doch wie sieht das mit grünem Strom aus? Viele glauben, das funktioniere genauso problemlos – ein Irrtum. Wenn wir von heute 60 Prozent oder in einigen Jahren von 80 Prozent Versorgung mit grünem Strom sprechen, reden wir vom Jahresdurchschnitt. Tatsächlich hängt aber die Verfügbarkeit von grünen Strom von der Tageszeit, der Jahreszeit und natürlich von der Wetterlage ab – mal viel zu wenig und mal viel zu viel. Das ändert sich auch kaum mit dem weiteren Ausbau der Sonnen- und Windenergie.
Was ist das Problem?
Heute wird bei steigendem Strombedarf im Gaskraftwerk der Gashahn aufgedreht und damit mehr Strom erzeugt. Bei geringem Bedarf wird die Gasturbine abgeschaltet. Sonne und Wind hingegen lassen sich nicht nach Bedarf ein- und ausschalten, um beispielsweise schnell mal E-Fahrzeuge zu laden.
„Für die Speicherung haben wir doch Batterien“ werden viele sagen. Das ist richtig, aber:
- Batterien speichern Strom nur für wenige Stunden.
- Für große Energiemengen und lange Zeiten ohne Wind und Sonne brauchen wir speicherbare Energieträger wie Wasserstoff oder eFuels.
Alle, die sich an Fakten orientieren wollen, können sich die Grafik der Stromerzeugung in einer typischen Winterwoche (siehe unten) anschauen: Strom von der Sonne gibt es trotz sehr vieler Photovoltaikanlagen so gut wie gar nicht. Der Wind weht nur an manchen Tagen und Nächten. Kohle- und Gaskraftwerke versorgen primär unsere Haushalte und Unternehmen mit dem notwendigen Strom. Jedes E-Fahrzeug und jede Wärmepumpe wird den Bedarf an Strom aus den klassischen Kraftwerken weiter erhöhen.
Was tun?
Vorrangig müssen wir eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen. Der Wasserstoff wird dabei immer mehr in Zeiten mit überschüssigem Strom aus Sonne und Wind erzeugt und gespeichert, oder aus sonnen- und windreichen Regionen Europas importiert.
Der Weg zu 100 Prozent grünem Strom aus der Steckdose ist also noch weit und erfordert den kompletten Umbau unseres Energiesystems.
Titelbild: Petra Boeger, KI generiert
Quelle Grafik: Energy-Charts
Danke für die Info. Wir können es nicht oft genug sagen bzw. schreiben.
Vielen Dank für die Darlegung der Stromversorgung mittels Wind und PV ohne und mit Speichertechnologien. Wohl dem, der mit wenig Strom-Leistungsbedarf und Strom-Mengen künftig zurecht kommt. Denn andernfalls wird es teuer, weil ja daraus ein „Geschäftsmodell“ wird – Überschüsse einzuspeichern und in hohen Bedarfzeiten auszuspeichern. Wenn wir unseren hektischen und energieintensiven Lebenswandel behalten wollen, dann wird es einfach mehr und mehr kosten… Nachfrage (nach Leistung und Arbeit) reguliert den Preis….
Je individueller die Lebensstile werden, umso individueller werden die Energiebedarfe. Keine leichte Aufgabe für unsere „Versorger“….preiswerte und flexible Energiearten bereitzustellen…
Deshalb ist es gut wenn nicht nur „Ernährungsberater*innen“ und Krankenkassen zu gesünderem Lebenswandel raten, sondern auch alle für die öffentliche Meinungs- und Wissenvermittlung Verantwortlichen für einen rationellen Umgang der täglichen Energiemengen (Strom, Benzin, Diesel, Gas, Wasser,….) für ein „gesundes Miteinander“ werben und „Aufklärung und Wissensvermittlung“ betreiben. Leider hapert es in diesem Segment erheblich –
Beste Grüße
J. Seitz