Nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Die Etablierung alternativer Verkehrskonzepte wird durch große Entfernungen, eine geringe Bevölkerungsdichte und die Abhängigkeit vom Auto erschwert. Genau hier setzt SMILE24 an, ein Modellprojekt aus der Schlei-Region, das beweisen will, dass nachhaltige Mobilität auch auf dem Land möglich ist.
Doch kann ein solches Konzept überhaupt funktionieren?
SMILE24 steht für „Schlei-Mobilität: innovativ, ländlich, emissionsfrei und 24/7“ und will das Mobilitätsproblem durch eine Kombination verschiedener Angebote lösen. Elektrische Expressbusse sollen die wichtigsten Orte der Region wie Kappeln, Schleswig und Eckernförde schneller und häufiger verbinden. Ein bedarfsorientiertes Angebot, der NAH.SHUTTLE, bietet individuelle Flexibilität und ergänzt das Angebot dort, wo der Linienverkehr an seine Grenzen stößt. Hinzu kommen Fahrrad- und Carsharing-Stationen, die vor allem Kurzstrecken abdecken sollen. Alles wird digital gesteuert und vernetzt – rund um die Uhr.
Finanziell wird SMILE24 kräftig unterstützt: Mit knapp 30 Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr und weiteren 7 Millionen Euro vom Land Schleswig-Holstein ist die Finanzierung des Projekts bis Ende 2025 gesichert. Doch gerade diese hohe Förderung wirft auch Fragen auf. Sind solche Projekte ohne massive Förderung überhaupt tragfähig – vor allem, wenn sie langfristig betrieben werden sollen? Besonders deutlich wird die Herausforderung, wenn es darum geht, ein dichtes und attraktives Netz im ländlichen Raum zu schaffen. Der Viertelstundentakt, wie ihn viele aus der Stadt kennen und lieben, bleibt ein Traum, weil er selbst im ÖPNV-Vorreiterland Schweiz nicht finanzierbar ist.
Hinzu kommt die Frage der Akzeptanz: Leihfahrräder sind in städtischen Gebieten beliebt, auf dem Land ist ihre Nutzung auf den unbeleuchteten Kreisstraßen aber eher gefährlich. Die Gefahr, dass sie ungenutzt bleiben oder im Gebüsch landen, ist real. Das eigene Elektroauto ist da schon eher eine attraktive und klimafreundliche Variante. Für alle, die kein eigenes Auto besitzen, sind flexible Rufbusse durchaus eine Alternative. Der Pfiffibus im Landkreis Neu-Ulm ist seit vielen Jahren etabliert und sicher ein Vorbild, das man sich genauer anschauen sollte.
Trotz aller Kritik ist SMILE24 ein wichtiger Impuls. Er zeigt, dass neue Ansätze notwendig sind, um Mobilität umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Die Schlei-Region dient dabei als Labor für Ideen, die bei Erfolg auch auf andere Regionen wie den Bodenseeraum übertragbar sein können.
Ob SMILE24 den Durchbruch bringt oder vor allem zum Nachdenken anregt, bleibt abzuwarten.
Bild: Petra Boeger KI generiert