Vom Kühlregal auf den Teller: Luxuslachs – ein Bissen Umweltzerstörung?

Da steht man also wieder im Supermarkt, die Auslage im Kühlregal ist verlockend, und zwischen all den Angeboten sticht er ins Auge: der Lachs. Verführerisch rosa. Das Nachhaltigkeitssiegel auf der Verpackung zwinkert einem beruhigend zu – man könnte fast meinen, mit dem Kauf die Welt einen Bissen besser zu machen. Warum also nicht? Ein edles Filet in den Einkaufswagen, perfekt für ein leichtes Dinner mit Freunden?

Der Lachs, der heute so selbstbewusst als „natürlich“ vermarktet wird, hat eine erstaunliche Reise hinter sich. Und nein, diese hat nichts mit einem stolzen Sprung flussaufwärts zu tun, wie uns die Verpackungen glauben machen wollen. Das Leben des Zuchtlachses beginnt in einem Plastikbecken. Kein majestätisches Meer, keine kraftvollen Flossen. Stattdessen: Enge Netzkäfige in den Fjorden Norwegens oder Islands, in denen Hunderttausende von Fischen auf engstem Raum miteinander „schwimmen“.

Diese Lachse, prall gefüttert mit einem Cocktail aus Soja und Fischmehl, wären eigentlich blass wie ein Stück Tofu. Aber da das Auge ja bekanntlich mitisst, wird das Fleisch durch den Zusatz von Farbstoffen in ein appetitliches rosiges Rot verwandelt. Denn, wer will schon einen Lachs essen, der aussieht, als hätte er sein Leben in einem Kellerloch verbracht? Na eben.

Was passiert eigentlich, wenn man 200.000 Lachse in einem Käfig zusammenpfercht? Nun, es wird eng. Richtig eng. Und wie wir alle seit Covid wissen: Wo viele Lebewesen dicht aufeinander hocken, breiten sich Krankheiten schnell aus. Seeläuse zum Beispiel, diese kleinen, fiesen Parasiten, die sich genüsslich durch die Haut der eingepferchten Lachse fressen. In der Wildnis ist das halb so wild – nach der Laichwanderung verlieren die Fische die Läuse im Süßwasser. Aber Zuchtlachse? Die haben dieses Glück nicht. Sie leben in Netzkäfigen im Salzwasser, wo die Läuse sich vermehren, während die Fische langsam von innen und außen verrotten.

Doch das nächste Drama beginnt, wenn diese gezüchteten Kreaturen in die Freiheit entkommen. Durch Löcher in den Netzen entwischen sie in die offene See und paaren sich mit ihren wilden Artgenossen. Das Ergebnis? Hybride, die weder den Wildinstinkt noch die Orientierung ihrer Vorfahren geerbt haben. „Dick und dumm“ trifft es wohl ganz gut. Aber hey, solange sie auf unserem Teller landen, kann das ja egal sein, oder?

Während sich die Zuchtlachse noch durch ihren tristen Alltag treiben lassen, sinken unter ihnen der Kot und die Futterreste zu Boden. Was klingt wie eine banale Sauerei ist tatsächlich eine ökologische Katastrophe. Der Meeresboden erstickt langsam, während winzige Organismen verzweifelt nach Sauerstoff ringen. Doch wer macht sich Gedanken über intakte Ökosysteme, wenn man stattdessen den Luxusfisch der westlichen Welt produzieren kann?

Was haben diese Ökokatastrophen im fernen Island, Norwegen oder Kanada mit uns, h2connect/Bodensee, zu tun, mit Klimawandel und nachhaltiger Energieversorgung?

Auch dazu gibt es am Beispiel Lachs einiges zu sagen: Die Futterproduktion für Zuchtlachse erfordert große Mengen Soja, das oft aus Südamerika stammen. Die als CO2-Senke für unser Klima so extrem wichtigen Regenwälder werden gerodet, um Platz  für den Anbau dieser Soja Monokulturen zu schaffen. Und wie kommt der geerntete Lachs auf unsere Teller? Als Kühlware wird der beliebte Fisch per Flugzeug und Express-LKW innerhalb von 24 Stunden in die Supermärkte und Restaurants auf der ganzen Welt geliefert. Bei dem mit viel Energie tief gefrorenen Lachs geht es in Tiefkühl-Containern per Schiff und LKW auch einmal um die Welt. Das alles ist mit viel CO2-Emissionen durch Diesel und Kerosin verbunden und taucht in den nationalen CO2-Bilanzen nur zu einem sehr kleinen Teil, dem Transport auf unseren Straßen, auf.

Der Konsum von Zuchtlachs bringt also nicht nur die Meere an den Rand des Kollapses, sondern beschleunigt auch noch den Klimawandel. Ein wahres Filetstück der Umweltzerstörung.

Vielleicht sollte man sich beim nächsten Griff ins Kühlregal fragen: Will ich wirklich Teil dieser Maschinerie sein? Natürlich ist es bequem, einfach weiterzumachen wie bisher. Schließlich schmeckt der Lachs so gut.

Mir jedenfalls ist der Appetit auf Zuchtlachs und auf den fast ausgestorbenen Wildlachs vergangen.

Quelle: Fischzucht in Island: Ist der Lachs noch zu retten?
Quelle: Fischzuch in Norwegen: So umweltschädlich ist dein Lachssteak

Bild: Petra Boeger mit KI

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