Ist das wirklich so? Die vielen Schlagzeilen verleiten gerne zur Annahme, dass es in China bald nur noch batterie-elektrische Autos geben wird. Ein aktueller Bericht zeichnet allerdings ein ganz anderes Bild:
„Synthetische Kraftstoffe werden ab Ende der 2020er Jahre an Bedeutung gewinnen und bis 2060 werden E-Kraftstoffe 40 Prozent der Personenwagen-Flotte in China antreiben“, so China-Expertin Nicole Steiger von der Beratungsfirma JSC Automotive. Die E-Mobilität sieht sie dann bei einem Anteil von 25 Prozent.
Welche Überlegungen stecken hinter der Strategie?
Die große Abhängigkeit Chinas vom Import von Erdöl und insbesondere von dem aus dem Mittleren Osten bereitet viel Kopfzerbrechen.
„Energiesicherheit bedeutet nationale Sicherheit“ so die Erkenntnis weiser Staatenlenker.
Diese Aussage hat mich sofort an ein Erlebnis mit einer chinesischen Delegation im Jahr 2000 erinnert, das ich in meinem Buch „Wasserstoff auf dem Weg zur Elektromobilität“ für die Nachwelt festgehalten habe. Damals fragte ich die chinesischen Kollegen, warum denn China an Wasserstoff und Brennstoffzellen-Fahrzeugen interessiert sei. Darauf erhielt ich von Professor Wan Gang, der zu dieser Zeit Präsident der Universität von Shanghai war und später Minister für Technologie wurde, eine beeindruckende Antwort. Er erklärte, dass China im Jahr 2000 dort steht, wo der Westen vor etwa 100 Jahren stand. Die Zahl der Fahrzeuge wird sich in den kommenden Jahrzehnten von etwa fünf Fahrzeugen pro tausend Einwohner auf das westliche Niveau von 500 bis 700 Fahrzeuge erhöhen. Für Erdöl gab China im Jahr 2000 bereits ein Drittel seines Bruttosozialproduktes aus. Gleichzeitig waren die geopolitischen Risiken enorm groß. Die Lösung könnten nur Erneuerbare Energien in Verbindung mit Wasserstoff sein! Das war eine tolle strategische Analyse.
Warum stellt eigentlich niemand in Deutschland und Europa solche strategischen Überlegungen an?
Unsere Abhängigkeit vom Import fossiler Energien aus kritischen Staaten ist mindestens genau so hoch wie die Chinas. Unsere Abhängigkeit von Rohstoffen wie Kupfer, das für die E-Mobilität ganz entscheidend ist, ist noch viel höher als die von China. Und die Abhängigkeit von Technologieimporten aus China ist bei Photovoltaik und Batterien inzwischen riesig. Bei Wasserstoff und E-Fuels wird es wohl genau so laufen!
P.S.: Die Firmen Toyota, Subaru und Mazda hatten dieser Tage ebenfalls beschlossen, kleine und effiziente Verbrennungsmotoren für klimaneutrale Kraftstoffe zu entwickeln und diese in Kombination mit E-Antrieben einzusetzen
Bildquelle: Petra Boeger – eigene Komposition
In Deutschland und in der EU (NATO??) müssen wir jedoch gerade andere Werte retten. Welche genau, darüber herrscht leider Unklarheit.