Wie sieht das Motorsportboot der Zukunft aus?

von Walter Schildhauer

Mehr als 13.000 Motorsportboote mit einer Leistung von mehr als 50 PS sind heute auf dem Bodensee unterwegs. Laut der Studie „Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee“ sind diese – obwohl sie im Durchschnitt nur 30 Stunden im Jahr betrieben werden – die größten Spritverbraucher und damit auch die größten Emittenten des klimaschädlichen CO2. Das ist mehr als die komplette Berufsschifffahrt, die teilweise das ganze Jahr über im Einsatz ist.

Warum sind diese Yachten so beliebt?

Vor etwa 50 Jahren ermöglichten leichte Schiffsrümpfe aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff (GFK) in Verbindung mit sehr leistungsfähigen Motoren, immer größere und luxuriösere Sportboote als schnelle Gleiter zu entwickeln. Diese Yachten mit hohem Symbol-Gehalt verbreiteten sich zunächst in den glamourösen Badeorten im Mittelmeer, hielten aber auch zunehmend Einzug in Binnengewässer wie den Bodensee. Die Beliebtheit nahm über die Jahre ebenso zu wie deren Größe und damit der Spritverbrauch.

Woher kommt der hohe Verbrauch?

Der allergrößte Anteil der Sportboote sind sogenannte Gleiter, die bei hoher Geschwindigkeit über das Wasser gleiten. Um diese Sportboote – die luxuriösen wiegen bis zu 20 Tonnen – über das Wasser gleiten zu lassen, werden sehr starke Motoren benötigt. Entsprechend verbraucht ein großes Motorboot mit über 600 PS bei 40 km/h gut 120 l pro Stunde oder 300 l pro 100 km an Benzin. Zum Vergleich: ein 40 to LKW verbraucht ca. 40 l Sprit auf 100 km! Auch bei niedrigen Geschwindigkeiten sind die Verbräuche noch recht hoch. Da werden diese sehr leistungsstarken Motoren mit einem sehr schlechten Wirkungsgrad betrieben und haben für diese Geschwindigkeiten keinen strömungsoptimierten Rumpf.

Um die heutigen Motorsportboote klimaneutral zu betreiben, sind E-Fuels wie Methanol und eine Umrüstung der Motoren und der Betankungsinfrastruktur erforderlich.

Ein weiteres Problem dieser schnell fahrenden Gleiter sind die Wellenbildung und der Lärm. Dies ändert sich allerdings nicht mit der Umstellung auf klimaneutrale Kraftstoffe. Beides ist ein großes Ärgernis für die vielen Anwohner, die anderen Erholungssuchenden und für das empfindliche Ökosystem Bodensee.

Was ist die Lösung? Wie sehen die sinnvollen Motorsportboote der Zukunft aus?

Es gibt sehr schöne, auch luxuriöse Schiffe, die als Verdränger konzipiert sind – das heißt der Schiffrumpf liegt immer über die ganz Länge im Wasser (siehe Bild unten). Allerdings können die Boote maximal nur mit Rumpfgeschwindigkeit fahren, bei Booten mit einer Länge der Wasserlinie von 10 Metern sind das etwa 15 km/h. Die sinnvolle Marschgeschwindigkeit liegt bei 12 km/h. Nachdem diese Boote für die Freizeit und Entspannung genutzt werden, sollte aber die etwas längere Fahrzeit zum Badeplatz ganz im Sinne des Urlaubs und der Entschleunigung sein.

Für solche Boote reicht eine Antriebsleistung von etwa 20 bis 100 kW* (je nach Größe) vollkommen aus und der Spritverbrauch reduziert sich auf weniger als ein Zehntel des  gleich großen Gleiters. Damit werden nicht nur die Emissionen drastisch reduziert, diese Boote sind auch leise und erzeugen kaum Wellen.

Plötzlich werden auch elektrische Antriebe wieder möglich, idealerweise mit einem Stromgenerator und Solarzellen an Bord, um die Batterie nicht zu groß und teuer werden zu lassen und den Aufwand für eine Ladeinfrastruktur zur minimieren.

 

… und so könnte ein klima- und umweltfreundliches Motorsportboot auf dem Bodensee in der Zukunft aussehen:
(hinein projiziert in eine traditionelle Yacht)

 

* Umrechnung: 1 kW = 1,36 PS (wobei es inzwischen immer noch beliebt, aber nicht mehr ganz aktuell ist, die Leistung in Pferdestärken anzugeben)

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