von Petra Boeger
Die Macht der Fakenews: Warum wir immer mehr dem Falschen vertrauen
In der heutigen Informationsgesellschaft stehen wir vor einem scheinbar paradoxen Problem: Obwohl wir immer mehr Zugang zu Wissen und Daten haben als je zuvor, scheint die Verbreitung von Fehlinformationen und Fakenews unaufhaltsam. Fakenews sind keineswegs harmlose Missverständnisse oder Irrtümer; sondern oft gezielt verbreitete Unwahrheiten, die unsere Wahrnehmung der Realität massiv verzerren können. Dies hat nicht nur weitreichende gesellschaftliche, sondern auch wirtschaftliche und technologische Implikationen.
Das Problem verschärft sich, wenn diese verzerrten Informationen massenhaft in den sozialen Medien geteilt werden. Inhalte erhalten besonders viel Aufmerksamkeit, wenn sie emotional aufgeladen sind und Diskussionen entfachen—ein idealer Nährboden für Fakenews.
Der Begriff „postfaktisch“ gewann im US-Wahlkampfs 2016 unter Donald Trump an Bedeutung. Trump wurde dafür bekannt, es mit den Fakten nicht so genau zu nehmen und stattdessen auf emotional aufgeladene Rhetorik und stark vereinfachte Narrative zu setzen. Diese Art der Kommunikation, bei der Fakten zweitrangig sind und stattdessen die Erzeugung von Emotionen im Vordergrund steht, hat sich seither weltweit verbreitet und prägt zunehmend unsere Informationskultur.
Ein Beispiel dafür ist die Diskussion um grünen Strom und die Speicherung von Energie. Grüner Strom, der aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind gewonnen wird, wird häufig als Lösung aller Energieprobleme gepriesen. Doch es gibt eine wichtige Realität: Grüner Strom steht nur dann zur Verfügung, wenn die natürlichen Bedingungen es zulassen—also tagsüber bei Sonnenschein oder bei Wind, über den rest der Zeit wird geschwiegen.
Inzwischen hören wir auch von renommierten Wissenschaftlern, dass wir in Europa das ganze Jahr über und rund um die Uhr offensichtlich immer ausreichend CO2-freien Strom ernten könnten. Diese Annahme ignoriert jedoch die Tatsache, dass nicht nur in unseren Breiten die Sonne nicht immer scheint und auch Windenergie nicht jederzeit zur Verfügung steht. Wie kann man dann beispielsweise die Stadtbusse laden, wenn sie nur in der Nacht Zeit dafür haben. Ohne enorm große Speichermöglichkeiten um den tagsüber erzeugten Strom in der Nacht nutzen zu können, entstehen Versorgungslücken. Ein Punkt, der in der öffentlichen Diskussion bislang ausgeblendet wird und das zugunsten eines vereinfachten und oft idealisierten Bildes der Energiewende.
Lobbyisten spielen in dieser Dynamik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie beeinflussen nicht nur die politische Meinungsbildung, sondern auch die technologische Entwicklung. So werden Technologien, die ihre Interessen bedrohen, diffamiert. Durch gezielte Falschinformationen, schaffen sie ein verzerrtes Bild der Realität. In der Öffentlichkeit entsteht der Eindruck, bestimmte Technologien seien unbrauchbar oder gar schädlich, obwohl sie Teil einer nachhaltigen Lösung sein könnten.
Der gesunde Menschenverstand, der uns sagen sollte, dass es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gibt, wird zunehmend von lauten und irreführenden Erzählungen überlagert. In einer Zeit, in der schnelle Antworten und klare Positionen gefragt sind, bleibt oft wenig Raum für differenziertes Nachdenken. Das Ergebnis ist eine Gesellschaft, die zunehmend empfänglich für Fakenews wird und immer weniger bereit ist, Zeit und Mühe zu investieren, um komplexe Zusammenhänge verstehen zu wollen.
Wir müssen – wieder – lernen, Informationen zu hinterfragen, Quellen zu überprüfen und uns nicht von emotional aufgeladenen Inhalten blenden zu lassen. Das ist leichter gesagt als getan, denn es ist anstrengend, die eigene Komfortzone zu verlassen und bereit zu sein, auch unbequeme Wahrheiten zu akzeptieren.
Auch Wissenschaftler und Medien tragen eine große Verantwortung. Sie müssen sich wieder ihrer Rolle als neutraler Informationsvermittler bewusst werden und sich in ihrer Arbeit nicht von kurzfristigen Trends oder finanziellen Anreizen beeinflussen lassen.
Fakenews sind mehr als ein Ärgernis, sie bedrohen unsere Gesellschaft in ihren Grundfesten. Sie verzerren die Wahrnehmung der Realität und führen zu Entscheidungen, die auf falschen Annahmen beruhen. In einer immer komplexer werdenden Welt ist es wichtiger denn je, den gesunden Menschenverstand zu bewahren und die Bereitschaft zu fördern, Dinge kritisch zu hinterfragen.