Immerhin: Deutschland gehört zu den vier europäischen Ländern, das zum Verteiler der sogenannten „Kleinserie“ von 200 LKW mit dieser Antriebsvariante gehört. Der Rest verteilt sich dann auf einige ausgewählte außereuropäische Länder, bei denen die Betankung mit Wasserstoff möglich ist. Insofern ist zumindest rechnerisch die Chance groß, dass hierzulande schon im kommenden Jahr etwa 20 solcher Fahrzeuge im Einsatz sind.
Der „MAN hTGX“, wie ihn der Hersteller bezeichnet, ist im Gegensatz zu den üblichen batterie-elektrischen LKW der Firma für spezielle Anwendungen konzipiert. Dazu gehören solche, die besonders viel Gewicht aufweisen, also etwa für Transporte von Holz oder schweren und sperrigen Bauteilen, wo für die erforderlichen Aufbauten nicht auch noch Platz für große Batterien vorhanden ist.
Immerhin verfügt der Wasserstoff-Verbrennungsmotor des MAN hTGX über 520 PS, fährt bis zu 600 Kilometer am Stück und kann seinen 56 kg-Wasserstoff-Tank innerhalb von 15 Minuten aufladen. Alles Voraussetzungen also, um innerhalb des EU-Regelwerkes als „Zero-Emission-Vehicle“ zu gelten.
Freilich weist die MAN Truck & Bus recht deutlich auf ihren eigentlichen Schwerpunkt hinsichtlich der Antriebstechnik hin:
„Zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs liegt unser Fokus weiter auf batterie-elektrischen Fahrzeugen. Diese haben bei der Energieeffizienz und den Betriebs- und Energiekosten aktuell deutliche Vorteile gegenüber anderen Antriebskonzepten. Lkw, die durch Wasserstoff-Verbrenner fortbewegt werden, stellen bei speziellen Anwendungsfällen und Märkten aber eine sinnvolle Ergänzung dar. Wir rechnen damit, dass wir perspektivisch mit batterieelektrisch betriebenen Trucks die überwiegende Mehrheit der Transportanwendungen unserer Kunden am besten bedienen können. Für spezielle Anwendungen eignet sich als Ergänzung die Wasserstoffverbrennung oder künftig auch die Brennstoffzellentechnologie.“
Überdies irritierte der MAN-Chef noch vor wenigen Wochen mit einer Äußerung, in welcher er den Wasserstoff als viel zu teuer bezeichnete.
Gleichwohl ruft MAN mit seiner Entscheidung zu H2-LKW auch Erinnerungen an seine einstigen Aktivitäten zu Wasserstoff-Antrieben hervor: Bereits auf der Hannover Messe im Jahr 1996 präsentierte das Unternehmen einen H2-Bus, der danach zunächst in Erlangen 13.000 Kilometer zurücklegte, um schließlich in München im Liniendienst eingesetzt zu werden. Insgesamt 15 solcher Busse verrichteten bis 2009 problemlos ihren Dienst, überwiegend auf dem Flughafen München. Darauf, dass die Firma beim Thema Wasserstoff „am Ball“ bleibt, lassen ihre Entwicklungen und Tests schließen, die sie nach wie vor für die unterschiedlichsten Anwendungen durchführt. Dass dazu auch solche für Wasserfahrzeuge oder Züge gehören, lässt viele Anhänger dieser Technik zumindest hoffen…
Foto: MAN Truck & Bus