von Walter Schildhauer, einem ehemaligen Entwicklungsingenieur bei SMART, zu dem kürzlich beschlossenen Ende der Produktion dieser Fahrzeuge:
Anfang der 1980er, als Daimler noch innovativ war, wurde das Projekt „Stadtwagen“ geboren.
Mit den Vorstudien von Hochschulen – maßgebend hierbei Pforzheim unter der Leitung von J. Tomforde – wurde aus dem Projekt eine Studie, welche auch bei der Schweizer SMH-Gruppe (viele kennen die SWATCH-Uhren des Konzerns) von Herrn Hayek Gefallen fand.
1994 wurde als Joint Venture von Daimler und SMH die MCC AG in Biel (Schweiz) gegründet und mit der Entwicklung des SMART begonnen.
Unter der Einflussnahme von Hayek sollte der SMART ein günstiger, urbaner, umweltfreundlicher Stadtwagen mit austauschbaren Karosserieteilen wie eine SWATCH-Uhr werden.
Leider wurden viele der innovativen Ideen (z.B. E- Antrieb mit Radnabenmotoren) vom konservativen Automotiv-Partner abgelehnt, so dass sich die SMH-Gruppe zunächst aus der Entwicklung und 1998 dann ganz aus dem Joint Venture zurückzog.
Im Laufe der Serienentwicklung wurden seitens Mercedes wesentliche technische Mängel wie das Umfallen der A- Klasse im „Elchtest“ unterschätzt und führten auch beim SMART zu kostenintensiven Änderungen aber auch zu wegweisenden Neuentwicklungen wie dem ESP (Elektronisches Stabilitäts-Programm).
Mit einem Jahr Verzögerung kam dann 1998 der erste europäische Kleinstwagen auf dem Markt!
Dieses polarisierende Gefährt fand viele Spötter, doch langsam immer mehr Liebhaber und wurde mit dem kleinsten Diesel eines der ersten und wirklichen Drei-Liter-Fahrzeuge.
Mit dem Roadster konnte die im Konzern ungeliebte „Jugend Forscht“-SMART-Truppe nochmals ein kleines Lebenszeichen setzen, bevor die folgenden Modelle und Modellpflegen des „Mutterhauses“ aus dem Ur- Smart mit seinem Slogan „REDUCE TO THE MAX“ langweilige, nichts auszeichnende Fahrzeuge werden ließ.
Die einzige Lebensberechtigung dieser Kleinwagen im Konzern bestand offensichtlich in der Senkung des Flottenverbrauchs, welche mit dem Einzug der E- und Hybridantriebe unbedeutend wurde.
Der jetzt angebotene SMART#1 hat weder eine europäische Heimat noch Charme oder irgendetwas, das ihn mit dem Namen und der Idee SMART verbindet.
Ich freue mich als ehemaliger Entwicklungsingenieur bei MCC bald das H-Kennzeichen an meinen Limited One schrauben zu dürfen, und bis dahin genieße ich die Ausfahrten im Roadster.
Im Rückblick war das „PROJET SMART“ anno 1994 viele Jahre zu früh und unter der Leitung eines Premium-Fahrzeugherstellers unter dem falschen Dach.
Als „Ur- SMARTie“ bin ich nach wie vor stolz auf das, was wir damals auf die Beine gestellt haben, und ich vermisse solche Innovationskraft in der deutschen Automobilwirtschaft, um den Individualverkehr zukunftsfähig und für alle zu ermöglichen.
Einfach hochpreisige Dinosaurier wie SUV‘s zu elektrifizieren ist keine Innovation und erst recht Lösung für die Mobilität von Morgen!
Bildquelle: Foto von Gabriella Clare Marino auf Unsplash
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