Nein, es hört sich nicht gut an, was hierzulande von der Autoindustrie zu hören ist. Die Klagen, dass plötzlich und offenbar „ganz unerwartet“ zu wenige E-Autos abgesetzt werden und sogar zu Werkschließungen und zigtausendfachen Entlassungen führen könnten, überlagern leider oftmals die Ursachen dieser beängstigenden Entwicklung. Da bricht zum einen der chinesische Markt ein. Und dann beginnen auch noch chinesische Autos, den einheimischen Konkurrenz zu machen. Einige überlegen jetzt sogar, ob die ausschließliche Konzentration auf Batterie-Fahrzeuge richtig war.
Jetzt rächen sich Besserwisserei und Selbstzufriedenheit all der Bosse, die meinten, ihre „Vergütung“ noch lange mit teuren Autos verdienen und auf günstige verzichten zu können. Wenn also zum Beispiel der VW/Porsche Chef über 10 Millionen pro Jahr – das sind über 27.000 Euro pro Tag! – „verdient“, dann ist gut nachvollziehbar, wenn ihm die Vorstellung eines Autopreises, der noch unter seinem Tagesverdienst liegt, einfach nicht gelingen will. Zu dem, was er offenbar vergessen hat und ihm jedenfalls nicht mehr bewußt ist, gehört die Bedeutung des Begriffs „VW“. Hoffentlich erinnert ihn bald jemand daran, dass er ursprünglich für
VOLKSWAGEN
stand. Denn diejenigen, die zu diesem „Volk“ gehören, denken beim Kauf eines Autos in der Regel nicht in Preiskategorien von über 40.000 Euro
Interessant dabei, dass solche Firmenchefs unablässig darüber lästern, dass Politiker – und gerade ihr Lieblingsfeind Robert Habeck – nichts von Wirtschaft verstünden. Da können auch wir uns an dieser Stelle dessen Vorwurf nicht verkneifen, den Habeck, der heute Wirtschaftsminister ist, bereits 2019 (!) an den einstigen VW-Chef Diess richtete:
„Wenn Sie 2025 kein E-Mobil für unter 20.000 Euro anbieten, dann werden Sie – so fürchte ich – im Markt scheitern“
Da gibt es also noch viel Luft nach unten – knapp 37.000 Euro muss man momentan für den günstigsten E-VW aufbringen. Manch einer wird sich dann wohl eher nach einem Opel Rocks-e oder demnächst einem BYD Dolphin umschauen – der kostet dann 20.000 Euro. Oder man wartet noch drei Jahre und glaubt VW, der 2027 seinen E-Up auf die Straße bringen will. Ebenfalls für 20.000 Euro. Bleibt zu hoffen, das es am Ende kein E-Down wird…
Foto: privat
Wer kauft einen neuen EV für 20.000€? Welche Reichweite hat der? Wo und wie wohnt dieser Käufer? Wie läd er?
ich fahre seit fast 5 Jahren einen Renault ZOE. Der hatte mich damals 23.000€ gekostet und ich bin voll zufrieden damit. Ich lade an meiner Garage mit einer normalen Haushaltssteckdose und am liebsten mit Strom von der eigenen PV-Anlage. Wer diese Möglichkeiten nicht hat und z.B. in einem Mehrfamilienhaus ohne Garage wohnt, für den ist ein batterie-elektrisches Fahrzeug schon eine Herausforderung – außer man kann günstig/kostenlos beim Arbeitgeber laden.
Ich habe mir einen „Volkswagen“ ID.7 Tourer Pro S nach meinen Wunschvorstellungen konfiguriert und dabei sogar auf teilweise sinnvolle Ausstattungsmerkmale verzichtet. Dabei kam ich auf knapp über 70.000 Euro Bruttolistenpreis (BLP). Habe dann bei meinem Verkaufsberater angerufen und bat darum, etwas aus den Paketen herauszunehmen, damit ich unter 70.000 Euro BLP komme.
Abgesehen von dem enormen Preis hat mich eine Erkenntnis nachdenklich gemacht und Unverständnis für die Preispolitik ausgelöst:
Mein Verkaufsberater hat mir gleich zum Gesprächsbeginn mitgeteilt, dass das von mir konfigurierte Fahrzeug KEIN Navi enthält! Ein Elektroauto mit Lade- und Routenmanagement, von Werk aus mit einem freistehendem 15 Zoll-Monitor ausgestattet, hat bei einem BLP von über 70.000 Euro (136.908,10 DM) noch nicht mal ein Navi an Bord? Tatsächlich nicht. Erst mit Aktivieren des „Komfortpakets“ für 1.800 Euro hat man ein Navi an Bord. Leider Wahr…
Ich habe überlegt, ob ich diesen Beitrag schreiben soll. Immerhin ist das Reklamieren auf sehr hohem Niveau. Es gehört aber auch zur Tatsache der VW-Preispolitik.
So wird das nichts, liebes VW-Management. Nichts mit dem Absatzmarkt für Privatnutzer und der Erwartungshaltung nach einem vernünftig ausgestattetem Fahrzeug für preiswertes Geld.
Ein Dilemma… Aktionäre glücklich machen mit guten Dividenden und anderseits den günstigen E-Volkswagen verkaufen können… Das geht in China leichter und schneller… Aber bei den Jahresgehältern der Top-Leute und den Kompetenzen sollte doch eine Exit-Strategie aus dem Dilemma entstehen können – oder bleiben nur Stellenabbau und Werksschließungen als Ausweg?
das ist ein gesellschaftliches Dilemma: solange wir alle auf kurzfristige Profite – auch bei den eigenen Finanzanlagen – und stetiges Wachstum – das gibt es in der Natur nicht – fixiert sind, dann wird sich daran nichts ändern. Es braucht eine langfristige, nachhaltige Strategie in der Wirtschaft, in der Politik und in unserem Denken.