Akku wechseln – macht das Sinn?

Auf diese Frage wird jeder Handwerker mit verständnislosem Kopfschütteln reagieren: Das macht er doch täglich und nicht nur einmal – bei seinem Akku-Schrauber.

Warum macht man das bei Autos nicht auch so?

Viele erinnern sich noch an Better Place. Der Ex-SAP Manager Shai Agassi hatte das Unternehmen 2007 gegründet und in Israel und Dänemark begonnen,  Akku-Wechselstationen aufzubauen. Der einzige Fahrzeughersteller, den damals die Vorteile dieser  Aktivitäten überzeugten und der sich auch daran beteiligte, war Renault. Alle anderen Automobilfirmen zeigten Better Place die kalte Schulter. Warum? Es war vor allem diese Sorge: Wenn alle Fahrzeuge die gleichen Batterien haben, wie kann sich dann die eigene Marke von den anderen unterscheiden? Die Folge: 2013 ging Better Place in die Insolvenz und die Investoren mussten Hunderte von Millionen Dollar abschreiben.

Vor einigen Jahren griff der Fahrzeughersteller Geely das Thema in China wieder auf. In mehreren Großstädten wurden Akku-Wechselstationen für Taxis aufgebaut. Jetzt hat Geely sogar eine Batterie-Wechselstation für Betonmischer in Betrieb genommen. 

Die Vorteile der Technologie mit den Wechselakkus sind vielfältig: Der Akku im Fahrzeug muss nicht auf die maximalen Bedürfnisse ausgelegt werden und wird damit kleiner, leichter und billiger (viele Autofahrer möchten möglichst 500 km Reichweite, fahren aber täglich höchstens 40 km). Der entladene Akku kann an der Wechselstation langsam (das bringt Lebensdauer) und netzdienlich wieder aufgeladen werden, vielleicht sogar angepasst an die Verfügbarkeit von grünem Strom. Der Tausch des Akkus dauert nur wenige Minuten – das wird selbst eine Schnellladestation niemals schaffen.

Sinnvoll ist das für Fahrzeuge, die wenig Zeit für längere Ladezeiten haben, weil sie täglich viele Kilometer zurücklegen müssen. Das sind zum Beispiel Taxis, Lieferfahrzeuge oder auch Betontransporter – genau das, was in China gerade praktiziert wird.

Der Nachteil: Eine solche Wechselstation kostet Geld, und es muss vor allem Fahrzeuge geben, die für Wechselakkus ausgerüstet sind. Um so etwas zu orchestrieren, sind chinesische Konzerne sehr gut aufgestellt. Europäische Unternehmen schaffen das leider nicht. Nachdem Mercedes auch noch aus dem klassischen Taxigeschäft aussteigen wird, steht für Geely & Co die Türe weit offen.

Bild: Uta Weik-Hamann

 

 

 

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