Sehr viele Kommunen wollen Wärmenetze bauen und dafür sehr viel Geld in die Hand nehmen. So auch die Gemeinde Wasserburg/B, wie die Lindauer Zeitung kürzlich berichtete. Beim Lesen der vielen Aussagen über Wärmenetze bekomme ich regelmäßig den Eindruck, dass das Wärmenetz als solches der Schlüssel zur Energiewende ist. Eine kurze Klarstellung soll helfen, die Pläne auf ein tragfähiges Fundament zu stellen.
Das Wärmenetz transportiert nur die Energie!
So wie das Stromnetz Strom transportiert und das Gasnetz Gas transportiert, so transportiert auch das Wärmenetz die Energie in Form von heißem Wasser. Wie wir alle wissen (sollten), wird daraus nur dann eine klimafreundliche Lösung, wenn der Strom, das Gas und auch das heiße Wasser CO2-frei erzeugt werden. Letzteres scheint aber in den vielen Diskussionen kaum eine Rolle zu spielen.
Allein das Wort Wärmenetz scheint ein Leuchten in die Augen aller Politiker zu zaubern und
die Wärmeerzeugung wird zur Nebensache.
Wie wird die Wärme für das Wärmenetz erzeugt?
Da fällt schnell das nächste Zauberwort: Die Wärmepumpe macht das. Dass zum Betrieb der Wärmepumpe auch grüner Strom benötigt wird, der in den kalten Wintermonaten in Deutschland häufig Mangelware ist, wird dabei schnell zur Nebensache. Beliebt ist auch das Heizen mit Holzhackschnitzel. Solange die Hackschnitzel aus der Region und aus Abfallholz gewonnen werden, ist das sinnvoll. Nur wenn für die Holzhackschnitzel ganze Wälder in Rumänien abgeholzt werden, hat das nichts mehr mit Klimaschutz zu tun. Man muss auch wissen, dass ein Baum etwa 20 Jahre wachsen muss, bis er so richtig anfängt CO2 zu binden. Insgesamt dauert es dann wahrscheinlich 40 Jahre, bis das beim Verbrennen des Baumes entstandene CO2 wieder gebunden wird. Was gar nicht geht, ist, mit Erdgas Wärme zu erzeugen. Das machen wir ja heute schon in jedem Haus mit der Gastherme und das ist sehr viel effizienter (110 Prozent) als ein Gaskraftwerk (40 Prozent), das den Strom für die Wärmepumpe erzeugt. Da hätten wir uns den Bau des Wärmenetzes einfach sparen können!
Wie ist das eigentlich mit der Ökobilanz von Wärmenetzen?
Bei den Batterien für E-Fahrzeuge glaubt jeder über die Ökobilanz, hier die klimaschädliche Gewinnung von Lithium oder von Kobalt, Bescheid zu wissen. Beim Aufbau von Wärmenetzen habe ich den Begriff „Ökobilanz“ noch nie gehört. Wenn in dicht bebauten Innenstädten alle Straßen mit Baggern aufgerissen werden, Kilometer an neuen Rohren mit dicken Isolierungen verlegt werden und dann auch noch mit erheblichem Aufwand die Hausanschlüsse und vielleicht sogar noch die komplette Heizungsanlage aufwendig erneuert werden, dann scheinen weder Kosten noch Klimabilanz eine Rolle zu spielen. Wird ein bestehendes Gasnetz auf CO2-freies Gas wie Wasserstoff umgestellt, dann wäre die Ökobilanz sicher nicht schlechter und der finanzielle Aufwand deutlich geringer.
Es gibt auch sehr positive, sinnvolle Beispiel zu Wärmenetzen?
Wenn die Abwärme aus einer Industrieproduktion oder eines Kraftwerkes (z.B. Müllverbrennung) für das Wärmenetz und damit für die Versorgung der Haushalte genutzt werden kann, dann ist dies sehr sinnvoll und wird bereits vielfach realisiert. Werden neue Baugebiete erschlossen, sind die zusätzlichen Kosten für ein Wärmenetz gering. Wenn dann noch die Möglichkeit besteht, CO2-frei erzeugte Wärme zu beziehen, ist das prima.
Die Wärmenetze sollten aber unbedingt in kommunaler Hand bleiben. Bei privatwirtschaftlichen Betreibern und einer Abhängigkeit von deren Wärmenutzung besteht die Gefahr sehr hoher Energiekosten, wie mancher schon leidvoll erfahren musste.
Fazit
Wie bei vielen anderen Themen auch, ist eine ganzheitliche Betrachtung entscheidend, bevor mit riesigen Summen an Steuergeldern – sei es von Kommunen, vom Land oder Bund – die Klimabilanz sogar noch verschlechtert wird.
Titelbild: Petra Boeger – KI generiert