Vor mehr als vier Jahren hatte ich mir ein kleines E-Auto gekauft – für meinen Bedarf reicht es vollkommen aus. Bald hatte ich herausgefunden, dass man als Besitzer eines E-Autos auch eine THG-Prämie bekommt (THG steht für Treibhausgase). Im Internet finden sich viele Anbieter, die das Beschaffen der Prämie übernehmen und damit nebenbei auch noch Geld verdienen. Bald hatte ich 375 Euro mehr auf dem Konto, und das mit minimalem Aufwand. Letztes Jahr waren es 250 Euro und dieses Jahr noch 100 Euro.
Eine sehr informative Zusammenfassung zum Thema THG-Prämien im online Portal The Pioneer hat mich motiviert, das Thema etwas näher zu betrachten:
Die THG-Quote ist ein spezielles, deutsches – und damit auch kompliziertes – Umverteilungssystem. Die Verursacher der CO2-Emissionen im Kraftstoffsektor (primär die Ölkonzerne) sollen für CO2-Emissionen zahlen und Besitzer von E-Fahrzeugen davon profitieren. So muss die Ölindustrie dieses Jahr neun Prozent ihrer CO2-Emissionen einsparen. Schafft sie das nicht, dann sind 600 € pro Tonne CO2-Strafe fällig. Bei den aktuell sehr niedrigen CO2-Preisen von etwa 100 € pro Tonne CO2 ist das für die Ölindustrie eine wenig herausfordernde Aufgabe, um die Quote einzuhalten. Damit bleibt auch der Benzin- und Diesel-Preis an der Tankstelle niedrig und das Geschäft gut. Die angedachte Wirkung zur Emissionsminderung verpufft damit. Eigentlich müsste ich mir sogar ein schlechtes Gewissen machen, weil ich – zumindest bilanziell – mit meinem E-Auto nicht mehr klimafreundlich bin: Ich habe ja meine Emissionsfreiheit (billig) an die Ölindustrie verkauft.
Warum ist der CO2-Preis so niedrig?
Das liegt an der Gesetzgebung, die den Mineralölfirmen viele Möglichkeiten bietet, ihre vermiedenen CO2-Emissionen zu verrechnen. Den größten Effekt hatte letztes Jahr der Import von 2 Millionen Tonnen an HVO aus China. Woher dieser angeblich klimafreundliche Diesel-Ersatz kommt, lässt sich in China nicht nachweisen. Dort werden die Zertifikate immer so ausgestellt, wie es die aktuellen Verordnungen in Deutschland erfordern.
Jetzt ist es für mich nicht entscheidend, ob ich 100 oder 300 Euro THG-Prämie pro Jahr bekomme. Sehr viel größere Auswirkungen hat der niedrige CO2-Preis für die Betreiber von elektrischen Stadtbussen: die bekommen statt 13.000 Euro THG-Prämie nur noch 3.000 Euro pro Jahr. Und das ist für die Betreiber der emissionsfreien Stadtbusse dann wirklich schmerzhaft.
Fazit:
Die THG-Quote ist nicht das einzige Instrument, das Betrug Tür und Tor öffnet. Wie wir schon früher berichtet hatten , wird in allen Bereichen der CO2-Emissionen und der angeblich klimafreundlichen Produkte sehr viel Geld mit wertlosen CO2-Zertifikaten verdient. Zum Glück haben wir Gerichte, die diesem Vorgehen immer häufiger Einhalt gebieten und das tun, was eigentlich die Aufgabe unserer Politiker sein sollte.
Bild: Uta Weik