von Petra Boeger
Das Magazin „The Maritime Executive“ berichtete vor wenigen Tagen, dass das neue Traumschiff 7 jetzt mit einem Methanol-tauglichen Antrieb ausgerüstet wird. Nachdem die Handelsschifffahrt immer mehr Ozeanriesen mit Antrieben ausstattet, die mit dem eFuel Methanol betrieben werden können, war es nur noch eine Frage der Zeit, dass auch die Kreuzfahrtschiffe nachziehen.
Mit welchen Kraftstoffen werden diese Schiffe heute betrieben?
Bislang werden die Ozeanriesen zum größten Teil mit Schweröl angetrieben. Dazu sollte man wissen, dass es sich bei Schweröl um die Überreste der Raffinerien handelt, und dieses gerne auch als Sondermüll bezeichnet wird. Irgendwie ist es schon verrückt, wie viele Zeitgenossen viel Geld dafür zahlen, ihren Urlaub auf einer schwimmenden Sondermüllverbrennungsanlage zu verbringen.
Seit Jahren verbieten immer mehr Häfen aufgrund der hohen Umweltbelastung den Betrieb der Schiffe mit Schweröl im Hafenbereich. Infolgedessen müssen die Schiffe den Antrieb für diese kurzen Strecken mit etwas saubereren Diesel-Kraftstoffen betreiben. Während des Be- und Entladens der schwimmenden Städte verlangen viele Häfen die Nutzung von Landstrom zur Bordstromversorgung. Dafür müssen die Häfen Stromanschlüsse mit Leistungen im Bereich von 10 Megawatt bereitstellen, die benötigt werden um Klimaanlagen, Küchen, Beleuchtung und Elektronik am Laufen zu halten. Das entspricht der typischen maximalen Anschlussleistung von etwa 400 Einfamilienhäusern.
Der Kraftstoffverbrauch für den Antrieb eines mittleren Kreuzfahrtschiffes liegt bei etwa 150.000 Litern pro Tag. Das entspricht dem täglichen Spritverbrauch von etwa 50.000 PKW. Umgerechnet bedeutet das, dass jeder Passagier pro Tag 20 mal mehr Sprit verbraucht, als wenn er mit seinem Auto in den Urlaub gefahren wäre.
Einige Reedereien rühmen sich, inzwischen mit LNG, das ist bei minus 165 Grad Celsius verflüssigtes Erdgas, zu fahren. Die Begründung: Erdgas in Motoren zu verbrennen ist sehr viel sauberer als Diesel oder Schweröl. Das ist richtig, ändert aber wenig an den CO2-Emissionen, vor allem, wenn man den Energieaufwand für die Verflüssigung und den Transport von LNG berücksichtigt. Hinzu kommt, dass ein Großteil des LNG aus Russland, der arabischen Halbinsel und aus Fracking-Gas aus den USA kommt – allesamt als „ sehr nachhaltig“ bekannt.
Da scheint doch der Betrieb der Kreuzfahrtschiffe mit klimaneutralen eFuels eine sinnvolle Lösung zu sein – oder?
Es verbrennt sauber und ist klimaneutral, da aus erneuerbaren Energien hergestellt. Wie beim Flugzeug, gibt es beim Traumschiff keine Alternativen zum eFuel, außer die Kreuzfahrt beschränkt sich auf einen 3-stündigen Ausflug mit Batterie-elektrischem Antrieb.
Stellen wir uns vor, mit Ausklang des Tages einen Cocktail auf dem Sonnendeck zu genießen, während der Kapitän durchs Mikrofon verkündet: „Liebe Passagiere, wir fahren jetzt mit eFuel durch die Karibik – klimaneutral natürlich!“ Klingt doch ganz gut.
Der Massentourismus auf den Weltmeeren hat seinen Preis, und dieser ist nicht nur in Dollar und Euro zu messen. Auch wenn die Schiffe irgendwann klimaneutrale Kraftstoffe verwenden, bleibt die Frage, wie nachhaltig das Konzept des Kreuzfahrttourismus überhaupt ist.
Riesige schwimmende Städte, die Tausende von Menschen und ihre Wünsche nach Luxus und Unterhaltung befriedigen, verbrauchen gigantische Ressourcen. Der tägliche Wasser- und Stromverbrauch, die enormen Abfallmengen und die Auswirkungen auf empfindliche Ökosysteme – all das bleibt bestehen.
Die noch für viele Jahre sehr knappen klimaneutralen Energieträger sollten wir da einsetzen, wo wir sie dringend brauchen – z.B. für die Fahrt zur Arbeit.
Bild: Petra Boeger, KI generiert
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