HVO – der Traum wird schnell platzen

Die Euphorie zu HVO – die Abkürzung steht für Hydrogenated Vegetable Oil – wird aktuell immer größer.

Jeder der bisher fossilen Diesel getankt hat, kann damit schlagartig klimaneutral fahren: er muss nur den Wunderkraftstoff, der für die meisten Motoren zugelassen ist, tanken.

Was ist HVO?

Das ist verbrauchtes Speiseöl (oft als Frittenfett bezeichnet), das vor allem in kommerziellen Großküchen, aber auch in den vielen Fitten-Buden und in der heimischen Küche anfällt. Durch eine spezielle Behandlung mit Wasserstoff wird dieses Pflanzenöl so aufbereitet, dass es die gleichen Eigenschaften wie der klassische, fossile Dieselkraftstoff bekommt. Da es sich um pflanzliches Öl handelt, das aus CO2 der Atmosphäre und mit Hilfe von Sonnenlicht (Photosynthese) entstanden ist, wird dessen Verbrennung im Motor klimaneutral.

Das ist doch ein Traum – oder?

Als ich die Euphorie zu HVO zum ersten Mal wahrgenommen hatte, war meine erste Überlegung: was hat man denn bisher mit dem gebrauchten Frittenfett gemacht? Das gibt es doch schon seit vielen Jahrzehnten. Das Frittenfett wurde in der Vergangenheit auch schon eingesammelt und in Raffinerien wieder aufbereitet, also recycelt und damit klimaneutral wieder verwendet. Das heißt aber auch, dass HVO nur eine andere Nutzung des Frittenfettes ist und dafür an anderer Stelle nicht mehr verfügbar ist. Die CO2-Einsparung ist damit gar nicht vorhanden. 

Die nächste Frage ist: wie viel HVO gibt es oder kann es künftig geben?

Ein Blick in die weltweit anerkannte Statistik von BP bringt Interessantes zum Vorschein: weltweit werden jeden Tag 27 Millionen Barrel ( 1 Barrel = 159 Liter) an Diesel verbraucht. Der analoge Wert für HVO beträgt 0,15 Millionen Barrel pro Tag oder 0,5% der Menge des Diesels.

Lässt sich die produzierte Menge an HVO  steigern? Nur sehr begrenzt, da die Menge an gebrauchtem Speiseöl insgesamt begrenzt ist und andere Abfallstoff nur mit extrem hohen Aufwand in HVO umgewandelt werden können. Die Gefahr, dass am Schluss sogar frisches Palmöl in unseren Tanks landet ist sehr groß, da die Kontrollen sehr schwierig sind. Da Palmöl mit der Rodung von Regenwäldern einhergeht, ist die Klimawirkung etwa dreimal so hoch als die von fossilem Diesel.

Warum gibt es aber so eine Euphorie  zu HVO?

Aufgrund der hohen THG Quoten (Treibhausgas Quoten) in Deutschland ist das Geschäft mit HVO extrem lukrativ. Gleichzeitig gibt es in den verantwortlichen Organisationen (Ministerien) offensichtlich niemanden, der das nachrechnet und die Politiker freuen sich über tolle Botschaften – bis jemand doch nachrechnet und der nächste Traum platzt.

 

Bilder: Uta Weik

 

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2 Kommentare zu „HVO – der Traum wird schnell platzen“

  1. Ja, da hat der Verfasser in Teilen Recht: die angepriesene CO2-Neutralität beim HVO empfinde ich auch als bedenklich und somit auch die THG-Quote. Trotzdem ist ein guter Weg, auf Alternativen zu setzen.
    Und HVO ist keinesfalls nur altes Frittenfett, sondern eben auch pflanzliche Abfälle, die in Nahrungskette keine Rolle spielen.
    Generell ist mein Favorit eh ein Kraftstoff, produziert aus Abfällen. Technisch kein Problem, aktuell aber politisch nicht gewollt.
    Ja, der Frittenfett-Traum wird platzen, aber keinesfalls der vom HVO.

    1. wie beschrieben, kann HVO Diesel nicht ersetzen. Die Mengen sind viel zu gering. Frittenfett und andere Reststoff werden heute schon wiederverwendet (in Raffinerien oder als Tierfutter). Bei einer Nutzungsänderung fehlen halt die Ausgangsstoffe an anderer Stelle.

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