Miteinander geht’s schneller und günstiger

Jeder kann sich heutzutage selbst mit günstiger Energie versorgen. Die Umsetzung kann aber durchaus zu einem zeitintensiven Hobby für die kommenden Jahre werden:

Mehrere Gespräche in großen Abständen mit überlasteten Energieberatern führen; Angebote von unwilligen Handwerkern und Lieferanten einholen und vergleichen; Termine planen; Genehmigungen und Förderungen beantragen, dann bestellen und die einzelnen Gewerke untereinander koordinieren und schliesslich mit dem Umsetzen der Einzelmassnahmen beginnen.

Und dann kommt der Handwerker nicht zum vereinbarten Termin, drei wichtige Teile fehlen, der Geselle hat die Zuleitung aus Versehen mit der Ableitung verwechselt, die Wärmepumpe funktioniert jetzt nach zwei missglückten Versuchen sogar schon, aber die dazugehörige Fotovoltaikanlage ist noch nicht geliefert worden. Auch das Elektroauto lädt deswegen immer noch extern. Dafür läuft nun aber der teure Netzstrom monatelang fröhlich auf dem Zähler hoch… 

Derartige Projekte sollen jetzt alle Bürger noch kurz vor 2030 im Schweinsgalopp gleichzeitig, aber jeder für sich alleine, selbst organisieren? Und das während sie arbeiten gehen und ihre Kinder erziehen? Oder sie schon nicht mehr gut zu Fuss sind und noch kein eigenes Internet haben?

Nervenzusammenbruch garantiert!

Kommerzielle Unternehmen hören den Bürgern zu und handeln, gerade jetzt. Fotovoltaikanlagen werden installiert, finanziert und einfach an die Hausbesitzer vermietet. Der Bürger zahlt dann nur noch einen garantiert günstigeren Strompreis. Wie das Handelsblatt im Dezember 2021 berichtete, bieten erste Firmen heute schon „Turnkey / One Stop Solutions“ an (Schlüsselfertig durchgeführte Projekte mit nur einem einzigen Ansprechpartner) und erleichtern die Bürger von all ihren Sorgen, aber auch von recht viel Geld… Es herrscht wieder einmal Goldgräberstimmung und zwar europaweit. Grossinvestoren geben gerne ihr Kapital, ganze Handwerksbetriebe werden in grosser Zahl aufgekauft und deren Mitarbeiter erst einmal ordentlich geschult. Mit diesem professionellen Vorgehen nimmt die Energiewende wenigstens langsam Fahrt auf. 

Die Stadtwerke könnten und sollten diese Dienstleistungen eigentlich aus Eigeninteresse selber übernehmen und die Energiewende mit ihren Bürger zusammen planen und zügig umsetzen. Sonst bleibt doch in Zukunft gar kein sinnvolles Geschäft mehr für unsere lieben Stadtwerke übrig!!!

Gas- und Stromhandel waren die Ertragsbringer von gestern, wie eine Befragung von ausgewählten Stadtwerken schon im Jahr 2017 klargemacht hat. Heute wird das Stadtwerk selber zum regionalen emissionsfreien Energieerzeuger und zum Energiedienstleister oder es wird einfach in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Nach einer Studie zur Entwicklung der Stadtwerke (IZTText 22017 von M. Degel und Dr. S. Hackfort) verändern sich die Schwerpunkte ihrer Arbeit. Waren früher der Vertrieb und das Netz für Gas, Strom, Wärme und Wasser die Hauptbeitragsleister, so verdienen moderne Stadtwerke ihr Geld mit Energieeffizienten Dienstleistungen als Beitrag zum kommunalen Klimaschutz, d.h. mit dezentraler Energieerzeugung, erneuerbaren Energien, Energiedienstleistungen und dem Smart Metering.

Warum verharren so viele Städte noch immer in einer Schockstarre, statt einfach zügig und beherzt anzufangen? Offensichtlich gibt es hier doch ein sehr profitables Geschäft zu machen!

Nur wenn die Stadtwerke jetzt sofort aufwachen, bleibt diese grosse Menge an Arbeit und der damit verbundene hohe Gewinn unter Kontrolle der Gemeinde und somit bei den Bürgern.

PS: Noch ein Wort zur Stromerzeugung und unserer speziellen Situation in der Grenzstadt Lindau. Unser Strom kommt schon immer aus Österreich. Und das war gut so. Stauseen liefern grünen Strom und damit laden wir heute auch alle unsere Elektroautos. Prima!

Die eine Hälfte… Die andere Hälfte der Wasserkraft kommt jedoch auch aus den österreichischen Pumpspeicherkraftwerken. Der Strom, mit dem das Wasser erst mal hochgepumpt wird, stammt allerdings aus dem importierten allgemeinen Strommix –  zu einem grossen Teil von Kohlekraftwerken erzeugt.  Dadurch, dass dieses Wasser später dann wieder durch die Turbinen runterfliesst wird es aber nicht auf einmal grün… Und wir dürfen auch nicht aus den Augen verlieren, dass wir in Zukunft zweimal mehr Strom brauchen als heute. Österreich genauso!

Also, Servus Österreich! Auch für Lindau ist selber erzeugen besser, weil wir damit endlich  unabhängiger werden können und dann nachprüfbar grünen Strom bekommen.

Titelfoto: Bill Mead @ unsplash.com

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