Nicht abwarten: Selber machen sichert den Erfolg

Während sich bei uns in Europa die Diskussionen zur Veränderung ständig im Kreise drehen, fangen unsere internationalen Wettbewerber einfach selbst an.

Gerade hat Toyota bekannt gegeben, dass sie für die Weiterentwicklung ihrer Wasserstofftechologien zusammen mit Chiyoda eigene Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff aufbauen. Es sollen erstmal nur 100 kg Wasserstoff pro Stunde erzeugt werden. Damit kann man aber schon 20 PKW volltanken oder drei LKW. Die erste Anlage ist 2,5 auf 6,0 Meter gross, halb so groß wie bisherige Anlagen, und hat eine elektrische Leistungsaufnahme von 5.000 kW. Sie kann später je nach Bedarf modular erweitert werden.

Statt auf die Wasserstoff-Lieferungen von externen Partnern zu vertrauen, macht sich Toyota unabhängig und kann nach eigenem Ermessen die Entwicklung der Schlüsseltechnologien beeinflussen.

In Europa konzentriert man sich bisher lieber auf seine (alten) Kernkompetenzen und nimmt dafür in Kauf, nur schleppend mit den neuen Projekten voranzukommen. Es ist sinnvoll, die erfolgreicheren Strategien der Marktführer zu erkennen, und insbesondere bei neuen Technologien viel mehr selbst im Hause zu entwickeln und folglich viel besser zu verstehen.

Ein weiteres gutes Beispiel dazu war der Durchbruch von TESLA mit der Entwicklung der E-Mobilität. Statt zu warten, bis Energieversorger oder Regierungen sich um die Lade-Infrastruktur kümmern, haben sie diese einfach selbst aufgebaut – ein unschlagbarer Wettbewerbsvorteil. Erinnern Sie sich noch an die vielen, aber sehr kostengünstigen Laptop Batteriezellen, die einfach zu einer grossen Fahrzeugbatterie gebündelt wurden? Durch die Konzentration auf die strategisch wichtigen Themen wurde es möglich, dass sich ein kleines Team von spezialisierten Mitarbeitern innerhalb kürzester Zeit hervorragend im Markt etablieren konnte.

Wir Europäer verstricken uns gerne am Beginn in langwierige Verhandlungen mit vielen spezialisierten Fachfirmen und erstellen komplizierte Projektstrukturen mit neuen dicken Regelwerken und langen Diskussionen über die Verteilung der notwendigen Budgets. Bis wir dann nach vielen Monaten endlich ins Tun kommen, sind TESLA oder Toyota schon fertig und fangen mit der Entwicklung der nächsten Produktgeneration an.

Auch beim Aufbau der notwendigen Infrastruktur haben sich europäische Unternehmen daran gewöhnt: ein anderer macht`s, und der Staat subventioniert den Aufbau. Wir bauen doch nur Autos!

Gerade mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien ist dies aber eine vollkommen falsche, der Gewohnheit geschuldete Strategie.

Mit seiner eigenen, hervorragenden Schnelllade-Infrastruktur hat Tesla gleich ein neues Geschäft aufgemacht: Vor allem in den USA, aber auch zunehmend in Europa ermöglicht er den konkurrierenden, traditionellen Fahrzeugherstellern die Tesla-Ladestationen zu nutzen. Bezahlt wird an Tesla, der den Preis bestimmen kann und dabei sicherlich den eigenen Profit im Kopf hat.

Grüner Strom, grüner Wasserstoff und auch e-Fuels können in vielen Regionen erzeugt werden, ganz unabhängig von den Lagerstätten fossiler Rohstoffe. Clevere Hersteller von Fahrzeugen und auch die Betreiber großer Flotten (z.B. Speditionen) erkennen, dass in Zukunft die Kraftstoffversorgung Teil des eigenen Geschäftes werden kann. 

Porsche beteiligt sich deshalb an der chilenischen Firma HIF, die der weltweit größte Hersteller von eMethanol werden möchte. Auch die Reederei MAERSK hat 2023 die eigene Firma C2X zur weltweiten Herstellung und zum Verkauf von eMethanol gegründet. Als nächstes geschieht dies auch in der Luftfahrt, dass sich die Airlines an SAF Fabriken beteiligen werden (Sustainable Aviation Fuel, das demnächst auch direkt aus eMethanol erzeugt wird).

Es wird Zeit, dass die europäischen Hersteller aufwachen und die Erzeugung und Bereitstellung von Strom und Kraftstoffen als Absicherung ihres Geschäfts und als eine weitere Einnahmequelle begreifen.

PS: Die Herstellung von eMethanol in grossen Mengen kann überall auf der Welt erfolgen, wo der erneuerbare Strom besonders günstig ist. eMethanol wird einfach über die bestehende globale Kraftstoffinfrastuktur verteilt.

 

Titelbild: Richard Bell @ unsplash.com

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