Pünktlich zum Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg hat sich die im Sommer häufige Hochdruck-Wetterlage eingestellt. Viele genießen die Zeit im Wasser. Der Wind lässt sich allerdings nur selten blicken, ganz zum Leidwesen der Segler, die sich in den schattigen Biergarten zurückziehen.
Wer sich über diesen lang anhaltenden Sonnenschein besonders freut, sind die Besitzer von Photovoltaikanlagen. Letzten Montag jubelte die Branche über fast 53.000 MW Leistung beim Sonnenstrom – ein Rekord. Insgesamt wurden in Deutschland zur Mittagszeit etwa 15.000 MW mehr Strom produziert als verbraucht (siehe Grafik unten).
Was tun mit dem überschüssigen Strom?
Wir brauchen den Ausbau des Stromnetzes, um diesen Überschuss an die Nachbarländer zu liefern, so die Netzbetreiber. Ein Blick auf deren Stromerzeugung in den letzten Tagen lehrt uns aber etwas anderes: Viele der Nachbarn haben inzwischen in den Mittagsstunden ebenfalls sehr viel oder zu viel Sonnenstrom, wie ein Blick auf die Energy-Charts der einzelnen Länder zeigt. Sogar das wegen seiner Kohlekraftwerke oft gescholtene Polen produziert zeitweise rund 12.000 MW an grünem Strom – mehr als die Hälfte seines Verbrauchs. Im Atomkraftland Frankreich sind es bis zu 15.000 MW Sonnenstrom und somit eine viel zu hohe Stromproduktion im Land, weil sich die Kernkraftwerke nur sehr begrenzt in ihrer Leistung reduzieren lassen.
Was also tun mit dem vielen Sonnenstrom?
Viele verweisen auf die Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen. Deren Kapazität ist aber an solchen Tagen schnell erschöpft. Die Alpenländer schalten tagsüber sogar die Turbinen ihrer Speicherwasserkraftwerke ab und lassen das Wasser oben in den Stauseen. Nur die Laufwasserkraftwerke liefern Strom – in den Flüssen lässt sich das Wasser leider nicht stauen.
Und wie ist es mit Batterien als Stromspeicher?
Deren Kapazität steigt in Deutschland zwar kontinuierlich an, ist aberweit entfernt von dem, was man heute schon brauchen würde. Im letzten Jahr wurden in Deutschland schon 700.000 MWh an Sonnenstrom abgeregelt (nicht genutzt), weil niemand den Strom brauchen konnte, und das trotz negativer Strompreise!
Wie geht es weiter?
In wenigen Jahren wird sich in Deutschland und auch in den Nachbarländern die Kapazität an Photovoltaik verdoppeln. Nachdem aber tagsüber kaum jemand seine E-Autos oder E-Busse laden wird und auch die Wärmepumpen im Sommer sehr wenig zu tun haben, wird der direkte Strombedarf kaum steigen.
Die Lösung kann nur sein, sehr schnell Batteriespeicher zu installieren, um den Strom für die Nacht zu speichern. Da kommt der Strom in den windarmen Nächten nämlich noch für viele Jahre aus Erdgaskraftwerken, weil bei Windstille auch die Windräder keinen Strom liefern. Über regional installierte Elektrolyseure kann man jedoch Wasserstoff aus überschüssigem Strom erzeugen und diesen in die Gasnetze einspeisen. Damit würde der Strom aus den Gaskraftwerken schnell etwas klimafreundlicher werden. Zudem tragen ganzheitliche regionale Lösungen dazu bei, den teuren Netzausbau zu minimieren, und zwar sowohl für die Erzeugung von Strom (Beispiel Photovoltaik) als auch für dessen Nutzung (Beispiel Ladepark – siehe Titelbild).
Zu wenig Speicher zu haben wird für uns alle sehr teuer werden, da der nichtgenutzte Strom trotzdem bezahlt werden muss!
Alle Verantwortlichen zu diesem Thema sollten sich angesprochen fühlen, vor allem auch regionale Energieversorger und Unternehmer.
Bild: Petra Boeger – KI generiert
Hiermit ist auch dem Laien klar, dass in der jetzigen und künftigen Strom-Erzeugerlandschaft was ändern muß.
Die jetzigen Hochspannungsnetz – Stromtrassen können so bleiben wie sie sind.
Die Mittelspannungsnetz – Stromnetze werden zu „Zwei – Richtungsnetze“ optimiert werden, die sowohldie täglichen „Überschüsse“, als auch die nächtlichen „Bedarfe“ auszugleichen haben.
Die geplanten Investitionen sollten von der Politik schnell umgeleitet werden und nicht zu den „Großen“ zu deren Netzausbau, sondern zu den regionalen und kommunalen Netzbetreiben fließen, weil dort das Geld sinnig in digital und KI vernetze Speicher aller Arten angelegt gehören. Dann werden die solaren Überschüsse nicht abgeregelt, sondern „geerntet“ und regional und kommunal vermarktet.
Technisch kein Problem! Kaufmännisch sehr schwierig – weil alte Geschäftsfelder wegfallen werden – und die regionalen Werke noch nicht stark genug in die Politik wirken.
wie im Artikel angesprochen, müssen die hunderte von regionalen Energieversorger aktiv werden. Bislang haben sie das Problem zu den Übertragungsnetzen weiter geschoben. Das geht nicht mehr. Wobei Speicher billiger sind als Netzausbau. Die so wichtige Sektorenkopplung schafft allerdings oft Probleme bei den Zuständigkeiten im Klein-Klein des realen Lebens.