„Warum Windräder in Oberschwaben?“ Das war das Thema eines Informations- und Diskussionsabends in der Gemeindehalle Baienfurt, über das die Schwäbische Zeitung am 26.Januar berichtete. Konkret ging es um Windräder im Altdorfer Wald. Zur Veranstaltung waren mehrere Experten geladen, darunter Professor Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes.
Die folgende kurze Analyse soll zeigen, in welchem Dilemma wir stecken: Eine gut gemeinte Informationsveranstaltung und ein unreflektierter Bericht dazu in der Tageszeitung sorgen für eine breite Desinformation und Verunsicherung in der Bevölkerung.
Auf die Frage aus dem Publikum, mit welchem Gas die Kraftwerke betrieben werden sollen, wenn keine Sonne scheint und kein Wind geht, sagte Leprich, dass es hier derzeit aufgrund der Russland-Sanktionen leider kaum Alternativen zu LNG, also verflüssigtes Erdgas, gebe, das Deutschland hauptsächlich aus den USA bezieht und das nicht klimaneutral sei.
Dazu sollte der Experte wissen, dass nur sieben Prozent des Erdgases in Deutschland als LNG aus Übersee (nicht nur aus den USA) kommen. Den Großteil des Erdgases liefert Norwegen.
Zum Thema grüner Wasserstoff sagte Lepprich: „Aber das ist noch sehr weit weg“. Diese Technik sei noch nicht genug ausgereift. Und sie brauche zudem „sehr, sehr viel Strom“.
Dazu sollte der Experte wissen, dass die Bundesregierung beschlossen hat, sehr zügig ein 10.000 km langes Erdgasnetz auf Wasserstoff umzustellen, der in Regionen mit sehr kostengünstigem Wind- und Sonnenstrom erzeugt wird. Der regionale Energieversorger TWS ermittelt seit einem Jahr und mit Unterstützung der IHK den konkreten Wasserstoffbedarf in der Region!
Wie kann man so ein Desaster an falschen Informationen vermeiden?
Wenn der Veranstalter über das Thema Wasserstoff diskutieren will, dann sollte er dazu Profis aus den entsprechenden Unternehmen wie TWS einladen. Auch der Journalist könnte bei Google sehr schnell herausfinden, was in der Region zu diesen Themen alles passiert.
Am Schluss wird es für die Bürger bei diesen sehr komplexen Themen aber immer schwierig bleiben, die Fakten herauszufinden und nachzuvollziehen.
Da hilft nur eines:
Die heute für die Energieversorgung Verantwortlichen auch für die klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft verantwortlich zu machen!
Natürlich nur mit fest vereinbarten Zielen und Meilensteinen – wie das für Profis so üblich ist.
Lieber Herr Tillmetz, vielen Dank für den wichtigen Beitrag! Es wird leider nicht nur im Netz viel Unfug verbreitet. Ich hatte vor einiger Zeit an einer Veranstaltung der Landes CDU auf der Ostalb ähnliche Erlebnisse. Herr Prof. Radermacher – seine Anstrengungen zur Bindung von CO2 in Böden in allen Ehren – behauptete allen Ernstes, Elektrolyseure seien auf dem technischen Stand von Karl Benz‘ erstem Auto. Schnappatmend aus dem Publikum war da wenig entgegenzusetzen. Herr Messerschmidt vom DLR, ebenfalls auf der Bühne, lies derartige Behauptungen leider unkommentiert. Viele Grüße
ja, leider sind die Deutschen Weltmeister im Diskutieren und merken nicht, dass die Chinesischen Hersteller Zug um Zug alle Zukunftstechnologien übernehmen: zuerst PV, dann Batterien und Wechselrichter und jetzt Brennstoffzelle und Elektrolyse. Ein kleiner Lichtblick: dann geht es wenigstens schneller mit der Energiewende