Richtig oder Falsch? „Wasserstoff ist viel zu teuer“, sagt MAN.

Täglich werden wir mit vielen Nachrichten zu neuen Technologien und kommenden Produkten bombardiert.

Viele dieser Nachrichten sind irreführend oder falsch – wie kann ich das erkennen?

Um Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen, müsste man sehr detaillierte Einblicke nicht nur in die relevanten Technologien,  sondern auch in die internationale Marktentwicklung, in die Firmenstrategien und Regelwerke haben.

Wie viele echte Experten gibt es zu den einzelnen Themen?

Oder: Jeder von uns ist zu den meisten Themen Laie!

Das gilt auch für die meisten Journalisten, die mit extrem wenig Zeit und Geld die Aufmerksamkeit der Leser gewinnen müssen. Meist werden einfach die Pressemitteilungen der Konzerne unreflektiert übernommen.

Wie kann ich als Laie trotzdem die Aussagen in den Medien richtig einschätzen?

Hier ein Versuch zu den jüngsten Aussagen von MAN zum Thema Wasserstoff:

Die Aussage „Wasserstoff ist viel zu teuer und kostet 13-14 Euro pro Kilogramm“ soll als Beispiel für diejenigen dienen, die sich noch an die Grundlagen im Physik-Unterricht erinnern. Die Zahl klingt zunächst einmal hoch. Aber ohne eine Relation z.B. zum Preis für den Strom für das Laden des Batterie-LKW ist die Aussage wertlos. Jetzt kann der interessierte Leser bei Google schnell herausfinden, dass ein Kilogramm Wasserstoff 33 Kilowattstunden an Energie beinhaltet. Das heißt eine Kilowattstunde Wasserstoff kostet etwa 40 Cent. Der Preis für das Schnellladen der Batterie (das immer noch fünf- bis zehnmal länger dauert als Wasserstoff zu tanken) liegt bei etwa 80 Cent pro Kilowattstunde.

.. und schon dreht sich die Botschaft zum teuren Wasserstoff ins Gegenteil um.

Für sehr viele Zeitgenossen kostet so eine Recherche und Rechnung sehr viel Überwindung: „Mathe und Physik waren noch nie mein Ding“. Für diese Leser gibt es noch eine andere Möglichkeit zur Wahrheitsfindung:

Was sagen denn andere Hersteller von Lastkraftwagen oder deren Zulieferer zum Thema Wasserstoff?

Bei Google findet man dann schnell, dass beispielsweise Bosch für die Entwicklung der Wasserstofftechnologie für LKW Milliarden investiert und in Kürze 50.000 LKW in China mit Brennstoffzellen ausrüsten wird. Oder der Koreanische Hersteller Hyundai, der seit Jahren erfolgreich Wasserstoff-LKW in der Schweiz betreibt und ebenfalls Milliarden in diese Technologien investiert. Vergleicht man das mit den Aussagen von MAN, dann müssten man annehmen, dass diese weltweit sehr erfolgreichen Firmen wie Bosch oder Hyundai plötzlich von allen guten Geistern verlassen sind.

Die Manager und Ingenieure dieser Konzerne haben sich aber sehr gut überlegt, in welche Themen sie Milliarden investieren.

Warum macht dann MAN solche Aussagen?

Jeder, der im Verkauf tätig ist, weiß:  Wenn der Kunde ein Produkt nachfragt, das man nicht hat, sammelt man schnell Argumente gegen das nicht verfügbare Produkt und das eigene, verfügbare Produkt wird über alles gelobt. MAN hat viel Geld in die Entwicklung von Batterie-elektrischen LKWs gesteckt und diese müssen jetzt auch verkauft werden. Dass MAN trotzdem an Wasserstoff-Motoren und an Brennstoffzellen-Antrieben arbeitet wird wohlweislich verschwiegen (siehe Bild unten). Diese kurzfristige Denkweise der MAN-Manager ist darüber hinaus auch sehr gefährlich: Durch deren Botschaften wird auch die Politik sehr verunsichert und verzögert die notwendigen Maßnahmen zum Aufbau der Infrastruktur für die alternativen Kraftstoffe, und das kann auch schnell zum Nachteil von MAN werden.

Fazit: Man muss kein Experte sein, um den Wahrheitsgehalt von Nachrichten kritisch zu hinterfragen!

 

Foto: MAN Truck mit Brennstoffzellen von Audi auf der Messe in Nürnberg im Dezember 2023:

 

 

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