Verkehrsprognose 2040: Ein Blick in die Zukunft – oder doch in den Rückspiegel?

Die „Verkehrsprognose 2040“ aus dem Bundesverkehrsministerium unter Volker Wissing lieferte dieser Tage die Vision für Deutschlands Verkehr von morgen – und die liest sich, nun ja, vertraut. Ein bisschen mehr Schiene, ein bisschen weniger CO₂, und das Auto bleibt das „Rückgrat der Mobilität“. Straßennetz und Asphalt als Grundstein des deutschen Klimaschutzes? Mitten im Klimawandel wird das Auto zum Fels in der verkehrspolitischen Brandung erklärt. Straßenneubau inklusive​. Ein  Konzept für die Zukunft?

Verkehrsexperten wie Thorsten Koska schlagen Alarm: „Wer Straßen baut, wird Autos ernten.“ Mehr Straßen führen zu mehr Autoverkehr – mehr Autoverkehr wieder zu neuen Straßen. Dieser „Betonkreislauf“ widerspricht den Zielen, den Verkehr zu dekarbonisieren. Anstatt einen Zielrahmen zu setzen, den es zu erreichen gilt, läuft man in Gefahr, in einem verkehrspolitischen „Déjà-vu“ zu enden, in dem das Auto dominiert, während nachhaltige Konzepte eher ein „Extra“ bleiben​.

Wohin mit all den neuen LKWs und PKWs, wenn die Straßen und Parkhäuser heute schon aus allen Nähten platzen? Vielleicht pflastern wir einfach die letzten Grünstreifen mit noch mehr Parkplätzen und Parkhäusern zu – „urbanes Wachstum“ einmal anders.

Mit einem prognostizierten Wachstum von 35 Prozent im Güterverkehr (!) und einem stabilen Personenverkehr bewegt Deutschland viel – aber was bewegt sich wirklich? Während sich andere Länder für alternative Verkehrskonzepte stark machen, bleibt der Straßenverkehr in Deutschland laut Prognosen unangetastet dominant. Die Schiene wächst zwar, aber nur als Beilage auf dem Teller „Klimaneutralität“.

Verkehrsverbände wie die Allianz pro Schiene und der Fahrradclub ADFC plädieren für eine konsequente Förderung des Schienen- und Radverkehrs, um eine Mobilitätswende weg vom Auto zu erreichen. Durch eine gezielte Stärkung des Rad- und Schienenverkehrs ist dies durchaus realistisch. Doch die Verkehrsprognosen bleiben hier zurückhaltend:

Der Radverkehr bleibt als Zukunftsvision unterrepräsentiert und auch die Schienenkapazitäten werden nur am Rande thematisiert.

Die Verkehrsprognose 2040 zeigt deutlich: Alles bleibt beim Alten. Klimaziele? Schön notiert, aber lieber weiter auf das Vertraute setzen.

Ein Blick in die Schweiz zeigt, wie kontrovers die Themen Straßen- und Autobahnausbau andernorts diskutiert werden: Über 340 Mobilitätsexperten haben sich in einer Petition gegen den geplanten Ausbau des Schweizer Autobahnnetzes ausgesprochen. Sie kritisieren die fehlende Einbindung alternativer Mobilitätskonzepte und warnen vor langfristig mehr Verkehr und Stau – ein brisantes Signal an die Schweizer Verkehrspolitik.

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