Daran könnten sich so manche ein Beispiel nehmen! Dies war bestimmt die erste Reaktion von vielen Lesern der Schwäbischen Zeitung, die den Artikel am Donnerstag gelesen haben. Im tschechischen Klášterec steht diese neue Fabrik, und klar: Als „Blaupause“ soll sie bis 2040 für alle ZF-Werke den Weg in eine klimaneutrale Zukunft ebnen.
Das neue Werk verfügt über riesige Dach- und Grünflächen, wo Solarmodule dafür sorgen, dass immerhin 20 Prozent des jährlichen Strombedarfs vor Ort produziert werden können. Das hilft – und mit dieser Formulierung hat Vorstandsmitglied Stephan von Schumann durchaus recht – „die Treibhausgasemissionen maßgeblich zu reduzieren.“
Als aufmerksamer Leser stellt sich dann allerdings die nächste Frage: Wo kommen dann die restlichen 80 Prozent her? Und schon beruhigen mich sowohl der Journalist als auch der Verantwortliche für Nachhaltigkeit bei der ZF: Der Grüne Strom – natürlich komplett aus regenerativen Quellen – wird einfach zugekauft. Weil Tschechien – leider, leider! – insgesamt noch ziemlich viel Kohlestrom nutzt und Grüner Strom eben noch Mangelware ist.
„Zugekauft“ bedeutet allerdings:
Man kauft den grünen Strom beim Energieversorger ein, der dann aber den anderen Stromkunden,
die diesen auch gerne gehabt hätten, fehlen wird.
Eine Methode, die alle kennen, die sich privat für ein paar Cent mehr grünen Strom leisten und damit ihr Gewissen beruhigen – mehr aber auch nicht. Grünen Strom kann man ja nicht im Regal lagern und warten, bis ihn jemand kauft. Heute ist in den meisten Ländern grüner Strom nur begrenzt verfügbar, zumindest für einen Großteil der Zeit. Zu viel grünen Strom, den sonst niemand brauchen kann, gibt es bislang nur manchmal und zeitlich begrenzt. So passt der Begriff „Greenwashing“ für den Kauf von grünem Strom durchaus auch hier – denn die beabsichtige „Emissions-Einsparung“ findet ja in Wirklichkeit gar nicht statt, sondern wird nur von einem Kunden auf den anderen verschoben.
Ganz ausgeklammert bleibt die Frage, ob möglicherweise auch mit sogenannten „Zertifikaten“ gearbeitet wird, die wahlweise und mehrfach nachgewiesen entweder zur Kategorie „wirkungsloser Ablasshandel“ oder „jedes Los eine Niete“ zugerechnet werden sollten.
Unbeantwortet bleiben auch andere Fragen, die sich dem Verfasser des Artikels hätten aufdrängen müssen: Womit werden eigentlich die angesprochenen Wärmepumpen betrieben – etwa auch mit Grünem Strom, der dann – woher kommt? Spielt irgendwo auch Wasserstoff eine Rolle? Und schließlich: Welchen Anteil in Sachen „Klimaneutralität“ haben künftig die zahlreichen Fahrzeuge der Mitarbeiter, Zulieferer und Spediteure?
Fragen über Fragen… Hauptsache, das Image wird kräftig aufpoliert und alle fühlen sich gut
Bildquelle: ZF Presse