Denkhorizonte erweitern

Warum tut sich unsere Gesellschaft so schwer, die wichtigen Schritte in der Energiewende zügig anzugehen? Haben die Leute die Dringlichkeit noch nicht verstanden?

Doch! Mittlerweile haben wohl die meisten mitbekommen, dass wir in eine Klima-Katastrophe hineinlaufen. Die Frage stellt sich, wer hilft uns, unsere Lage zu verändern? Am besten ohne Verzicht, ohne höhere Kosten und trotzdem schnell.

Nun, da sind die Klimaforscher: Sie zeigen mit Weitblick auf die kommenden hundert Jahre und geben den Politikern Handlungsempfehlungen vor. Detailliert können jetzt alle nachlesen was passiert, wenn wir uns auf bestimmte Weise verhalten.

Unsere Politiker wiederum versuchen für ihr Land und sich selbst das Beste herauszuholen. Sie verhandeln darüber, welche Szenarien für ihre Wirtschaft, ihren Wahlerfolg oder ihr Privatvermögen das gewünschte Ergebnis bringen – je nachdem, ob demokratisch gewählt oder autokratisch im Amt. Ihr Planungshorizont reicht jedoch nur so lange wie ihre Amtsperiode dauert. Also für die Mehrheit der Politiker nicht länger als fünf Jahre.

Das ist der erste Widerspruch: Um den Klimawandel aufzuhalten müssen jetzt sofort drastische, aber auch die richtigen Maßnahmen eingeleitet werden, deren positive Effekte sich aber erst in den kommenden Jahrzehnten sichtbar auswirken. Dafür wird der Politiker nicht gelobt, sondern abgewählt. Das können sich also nur Politiker leisten, die sich gut beraten lassen und eine sehr gute und überzeugende Öffentlichkeitsarbeit machen. Wenn man die Wähler überrascht, selbst mit sehr guten Plänen, erntet man erst ‚mal Ablehnung.

Dann gibt es noch die Wirtschaft. Viele Unternehmen müssen für eine erfolgreiche Energiewende ihr Geschäftsmodell umstellen. Das bringt viele Unsicherheiten mit sich. Sie warten lieber ab, welche Leitplanken von der Politik durch neue Gesetze geschaffen werden. Das bisherige Geschäft läuft noch blendend. Insbesondere für die Lieferanten von fossilen Energien. Sie beobachten genau, was ihre Wettbewerber machen. Und sie prüfen im ganz kleinen Maßstab, welche neuen Technologien sich umsetzen lassen werden. Die Unternehmensplanung reicht dabei ins kommende oder darauffolgende Jahr. Wenige Unternehmen sind mutig genug und machen sich die Mühe, fünf oder gar zehn Jahre vorauszuschauen, um dann aber auf einmal die zahlreichen neuen Möglichkeiten zu erkennen (im Gegensatz dazu planen viele asiatische Firmen mindestens 10 Jahre im Voraus – und sind damit überaus erfolgreich!).

Unser üblicher Horizont, den wir nun aber alle auf mindestens 10 Jahre erweitern müssen   Grafik: privat

Und dann sind da noch wir Normalbürger. Wir sind in diesen Zeiten schon froh, wenn am Ende vom Geld nicht mehr so viel Monat übrig ist. Im besten Fall planen wir noch für das kommende Jahr. Auch für uns wären klare gesetzliche Vorgaben hilfreich. Um die Energiewende umzusetzen sind unsere privaten Kauf- und Investitionsentscheidungen wesentlich.

Die aktuelle Diskussion zur Energiewende zeigt das Dilemma beispielhaft auf, in dem wir Privatleute stecken. Wir müssen sehr viel Geld in unsere Wohnungen und Häuser investieren oder mit weiter steigenden Mieten rechnen. Der Planungshorizont hierfür reicht teilweise zehn Jahre und mehr in die Zukunft. Nur wenige können sich das aus privaten Rücklagen leisten und müssen sich mit einer Finanzierung durch die Bank auseinandersetzen. Diese Investitionen kann jeder aber recht schnell zurückzahlen, weil sich die bisherigen Energiekosten z.B. beim Einbau einer großen PV Anlage sofort deutlich reduzieren. Das muss uns aber auch so positiv und nachvollziehbar erklärt werden. Der Gang zur Bank sollte letztendlich für alle staatlich flankiert werden, so dass dort keiner abgewiesen wird.

Ein großartiges neues Feld eröffnet sich gerade für Populisten, die den Leuten noch mehr Angst machen, anstatt ihnen zu helfen. Einen ehrlichen eigenen Plan, wie die Probleme gelöst werden können, haben sie jedoch nicht.

Fazit: Alle sind vom Klimawandel betroffen. Alle müssen weiter voraus blicken als bisher. Wir schaffen es ins Tun zu kommen, wenn wir uns gegenseitig vertrauen und dann beherzt handeln. Hört bitte nicht auf die lauten Stimmen der Lobbyisten und Populisten. Sprecht selbst mit den Handwerkern und Beratern vor Ort und lasst Euch nicht nur einen einzigen Vorschlag machen, sondern überlegt mehrere Szenarien. Es ist noch genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was am besten zur eigenen Lebenssituation passt. Es ist aber keine Zeit mehr zu verlieren, um sich jetzt selbst professionelle Angebote einzuholen.

Wenn wir jetzt alle zusammen loslaufen, funktioniert die Energiewende. Und unsere Politiker freuen sich über mündige Bürger und bekommen wieder mehr Rückenwind, um uns mit ihren Mitteln weiter zu unterstützen.

 

Titelbild: Simon Berger @ unsplash.com

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