Erdgas aus Afrika – Moderner Kolonialismus?

Wie üblich, bedienen sich die reichen Länder – allen voran Europa – mit günstigen Produkten aus den sogenannten „Entwicklungsländern“. Darum sind sie auch so reich geworden. Neuerdings gehört dazu auch LNG, also verflüssigtes Erdgas, das sich per Schiff transportieren lässt und nicht auf Pipelines durch fremde Länder angewiesen ist. Damit lassen sich auch geopolitische Machtkämpfe wie in Syrien oder in der Ukraine „umschiffen“.

Die Abkehr vom bislang dominanten und billigen russischem Erdgas führte zur weltweiten Preisexplosion, auch bei der flüssigten Variante LNG. Und so kaufen gerade die europäischen Ländern den ebenso bedürftigen armen Ländern das Gas weg, weil sie natürlich nicht auf den gewohnten Luxus verzichten möchten. Hauptsache, wir können weiterhin heizen und Strom erzeugen. So entsteht auf Umwegen das, was man getrost als „modernen Kolonialismus“ bezeichnen kann.

Bangladesch mit fast doppelt so vielen Einwohnern wie Deutschland bezieht zum Beispiel  ein Fünftel seines Gasbedarfs aus LNG-Importen – und das zu einem zehnmal höheren Preis als noch vor 2 Jahren. Das kann sich das Land nicht mehr leisten. Die Folge: Während dort, in Pakistan und auch anderswo oft stundenlang der Strom ausfällt oder seitens der Behörden abgeschaltet wird, zeigt sich wieder einmal das hässliche Gesicht des Kapitalismus: Die LNG-Lieferanten verkaufen ihr teures Gut lieber dorthin, wo ihre hohen Preise noch bezahlt werden können, nämlich nach Europa. 

Statt sich gerade hier noch deutlich intensiver um den Ausbau Erneuerbarer Energien zu kümmern, versucht man neue Importwege für Erdgas zu erschließen. Der Import aus Algerien über die bestehenden Pipelines nach Italien soll durch eine neue Pipeline von Nigeria nach Algerien ausgebaut werden. Nigeria allerdings liefert einstweilen lieber fast 90 Prozent seiner Energie nach China, weil Europa sich in der Vergangenheit kaum um Afrikanische Länder gekümmert hat. 

Quelle: Wikipedia

Im  Frühjahr gab es ein entsprechendes Abkommen der drei betreffenden afrikanischen Länder, um die „Trans-Sahara-Pipeline“ doch noch Wirklichkeit werden zu lassen: 21 Milliarden Dollar sind dafür veranschlagt. Mit dem Geld könnte man in der Wüste allerdings auch sehr, sehr, sehr viel Solarenergie installieren. Den damit erzeugten Wasserstoff schickt man durch die bestehenden Gaspipelines nach Europa. Das ist der richtige Weg zur Klimarettung statt weiterhin die Atmosphäre mit Erdgas aufzuheizen.

Erdgas aus Afrika ist in Europa willkommen – die Menschen nicht!

Wasserstoff in Algerien zu fairen Preisen produzieren – das würde die lokale Wirtschaft nachhaltig stärken und die Gründe für die Flucht nach Europa reduzieren.

Titelbild: Das Erste

Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden: Jeden Freitag aktuelle Infos auf unserer Blog-Seite.

Wir behandeln Ihre Daten vertraulich. Mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt

Sie haben Fragen zum Projekt oder zu Wasserstoff im Allgemeinen? Sie möchten Wasserstoff in Ihrer Region unterstützen oder von Ihren Erfahrungen berichten? Sie möchten zu unserem Projekt beitragen? Melden Sie sich gerne jederzeit bei uns!

Nach oben scrollen